Weihe der Freundschaft von Louise Otto-Peters

O sel’ge Stunde stiller Weihe,
Wo Seele sich zur Seele neigt,
Und vor dem Flug zur Himmelsfreie
Der Staub der Erde von uns weicht.
 
Wo wir gleichstrebend uns erkennen,
Nach Herz und Geist uns ganz verstehn,
Und ob wir’s Freundschaft – Liebe nennen,
Den Himmel plötzlich offen sehn,
 
O sel’ge Stunde, weile, weile!
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Geöffnet ist das Sonnenthor –
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Ein Segensspruch von ew’gem Heile
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Trägt uns begeistrungsvoll empor.
 
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O nur empor! wenn’s draußen dunkelt
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Um uns ist Licht und Seligkeit!
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Wenn hell der Stern der Liebe funkelt,
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Ist unsre Liebe gottgeweiht.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.2 KB)

Details zum Gedicht „Weihe der Freundschaft“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
93
Entstehungsjahr
1880-1893
Epoche
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Das vorgestellte Gedicht „Weihe der Freundschaft“ wurde von Louise Otto-Peters verfasst, eine signifikante Figur in der deutschen Frauenbewegung des 19. Jahrhunderts. Die Einordnung des Gedichts dieses Erscheinungsdatums impliziert, es releviert in der Epoche des Biedermeiers, einer Zeitspanne, die politische Restriktionen und ein Rückzug ins Private charakterisiert.

Der erste Eindruck des Gedichts weist auf eine tiefgründige und emotionale Betrachtung von Freundschaft und Liebe hin. Es präsentiert eine idealisierte Vision von Verbindung und Hingabe, gemischt mit spirituellen Elementen.

Das Gedicht beginnt mit einer feierlichen Stunde der Weihe, in der die Seelen in engen Kontakt treten und sich von weltlichen Sorgen lösen, um göttliche Freiheit zu erlangen. Es folgt eine Darstellung von gegenseitigem Verständnis und Harmonie, die, egal ob Freundschaft oder Liebe, ein Bild des offenen Himmels darstellt. Dann wird der ausdrückliche Wunsch nach Standhaftigkeit dieser seligen Stunde formuliert, die wie ein offenes Sonnentor erscheint und uns emporhebt. Das lyrische Ich betont, dass selbst wenn Dunkelheit umgibt, die innere Liebe und Licht weiterhin bestehen und die Beziehung heilig macht.

Die Sprache des Gedichts ist von hoher emotionaler Intensität und Leidenschaft. Die gezielte Nutzung von Symbolen und Metaphern verstärkt die Heiligkeit und Transzendenz der in Freundschaft und Liebe eingebetteten Emotionen. Es wird eine Dualität von irdischer und himmlischer Realität dargestellt, wobei letzteres als das Ideale und Erstrebenswerte hervorgehoben wird.

Formal besteht das Gedicht aus vier Strophen, die jeweils vier Verse haben, was eine strenge Regelmäßigkeit suggeriert. Die Verwendung von Ausrufen („O sel'ge Stunde“, „O nur empor!“) zeigt einen bedeutsamen Grad an emotionaler Engagiertheit des lyrischen Ichs. Louise Otto-Peters' Wahl aufwendiger poetischer Stilmittel und das lyrische Thema selbst schlagen eine Brücke zur Romantik, eine Epoche, die den Fokus auf Emotion und das Erhabene liegt.

Weitere Informationen

Die Autorin des Gedichtes „Weihe der Freundschaft“ ist Louise Otto-Peters. 1819 wurde Otto-Peters in Meißen geboren. 1893 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Leipzig. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten der Autorin her den Epochen Naturalismus oder Moderne zuordnen. Bei Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit der Zuordnung. Die Auswahl der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und muss daher nicht unbedingt richtig sein. Das 93 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Die Gedichte „Allein“, „Am Schluß des Jahres 1849“ und „Am längsten Tage“ sind weitere Werke der Autorin Louise Otto-Peters. Auf abi-pur.de liegen zur Autorin des Gedichtes „Weihe der Freundschaft“ weitere 106 Gedichte vor.

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