Weckruf von Erich Mühsam

Die Augen auf! Erwachen
aus Druck und Zwang und Staat!
Ihr Armen und ihr Schwachen,
besinnt euch auf die Tat!
Die ihr dem Herrn den Spaten führt,
die Häuser baut, das Feuer schürt, –
sehnt ihr euch nicht nach Brot und Land?
Den eignen Spaten in die Hand!
Fort mit der Fessel, die euch band!
 
10 
In Reihen, Kameraden!
11 
Die ihr die Arbeit haßt,
12 
mit der man euch beladen, –
13 
werft von euch eure Last!
14 
Werft sie, wohin sie fallen mag!
15 
Schafft selbst euch euern Arbeitstag!
16 
Pfeift auf des Herren Dienstgebot!
17 
Nicht ihm – euch selbst backt euer Brot!
18 
Nicht ihn – euch selbst helft aus der Not!
 
19 
Ans Werk! Die Kinder schreien
20 
nach Brot und Bett und Kleid!
21 
Ans Werk, sie zu befreien
22 
Aus ihrem Weh und Leid!
23 
Ans Werk ihr Männer und ihr Frauen!
24 
Den Kindern gilt’s die Welt zu bauen!
25 
Mensch, fühl dich Mensch und sei kein Hund!
26 
Freiheit auf freiem Ackergrund!
27 
Dem Volk den Boden! Schließt den Bund!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.7 KB)

Details zum Gedicht „Weckruf“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
27
Anzahl Wörter
158
Entstehungsjahr
1920
Epoche
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Weckruf“ stammt von dem Autor Erich Mühsam, der im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert lebte. Seine Werke waren stark geprägt von seiner sozialistischen und anarchistischen Ideologie, was sich auch in diesem Gedicht widerspiegelt.

Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht wie ein Aufruf zur Revolution und sozialen Veränderung. Es prangert soziale Ungerechtigkeiten an und fordert die Unterdrückten und Benachteiligten auf, gegen ihre Ausbeuter aufzustehen und für ihre Rechte zu kämpfen.

Inhaltlich geht es um die Situation deprimierter Arbeiter, die hart für wenig Vergütung arbeiten und kaum genug haben, um zu überleben. Das lyrische Ich fordert sie auf, dem Druck und Zwang des Staates zu entkommen, sich ihrer Situation bewusst zu werden und in Aktion zu treten für ihre Rechte. In der zweiten Strophe fordert das lyrische Ich die Arbeiter auf, sich selbst zurückzunehmen und die Kontrolle über ihre Arbeit zu übernehmen, anstatt sich von ihren Arbeitgebern ausnutzen zu lassen. In der dritten und letzten Strophe fordert das lyrische Ich die Arbeiter auf, sich für die Freiheit und das Wohl ihrer Kinder einzusetzen und sich gegen das bestehende System zu erheben.

Formal gesehen besteht das Gedicht aus drei Strophen mit jeweils neun Versen. Die Sprache ist einfach und direkt, was den Inhalt leicht verständlich und zugänglich macht. Der Ton ist aufrufend und inspirierend, und die Verwendung von dringenden und aktionsorientierten Ausdrücken wie „Die Augen auf! Erwachen“, „ans Werk!“ und „sehnt ihr euch nicht nach Brot und Land?“ verstärken das Gefühl von Dringlichkeit und der Notwendigkeit von Aktion und Veränderung. Darüber hinaus ist die Sprache auch sehr visuell und anschaulich, mit bildhaften Bildern wie „die Fessel, die euch band“, was die Unterdrückung der Arbeiter symbolisiert.

Zusammengefasst thematisiert das Gedicht das Anliegen der Arbeiterklasse und ihr Streben nach sozialer Gerechtigkeit, und benutzt dabei direkt-kraftvolle Sprache und bildhafte Darstellungen, um ein Gefühl von Dringlichkeit und der Notwendigkeit von Aktion und Veränderung zu vermitteln.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Weckruf“ ist Erich Mühsam. Im Jahr 1878 wurde Mühsam in Berlin geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1920. Erschienen ist der Text in München. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Expressionismus zuordnen. Mühsam ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 27 Versen mit insgesamt 3 Strophen und umfasst dabei 158 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Erich Mühsam sind „Betäubung“, „Das Beispiel lebt“ und „Das Volk der Denker“. Zum Autor des Gedichtes „Weckruf“ haben wir auf abi-pur.de weitere 57 Gedichte veröffentlicht.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Weitere Gedichte des Autors Erich Mühsam (Infos zum Autor)

Zum Autor Erich Mühsam sind auf abi-pur.de 57 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.