Was wollt Ihr mir? von Robert Burns

Was wollt Ihr mir, was wollt Ihr mir
Was wollt Ihr mir? Sie bat mich.
Sie fand mich an der Kirchhofsthür
Und sprach: „Komm mit!“ – Das that ich. –
Und, als ich nicht in’s Pförtlein wollt’,
Sprach sie: „Tritt ein!“ – Da trat ich. –
Wenn’s mir das Leben kosten sollt’,
Das that ich, als sie bat mich.
 
Sie faßte mich gar kräftig an,
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Und sprach: „Mach’ keinen Lärmen;
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Es möcht’ mein alter, brumm’scher Mann,
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Umher im Dunklen schwärmen.“
 
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Wer sagt, ich sei ein plumper Schatz,
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Als ich sie cajolirte?
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Er setze sich an meinen Platz
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Und sag’, daß ich verführte.
 
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Wär’ ich ein Mann, wär’ ich ein Mann,
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Wenn ich ihr’s abgeschlagen?
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Um meine Mannheit war’s gethan,
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Wenn das sich zugetragen.
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Es hatte sie ihr Ehemann
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Mit Fäusten oft geschlagen;
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Nun, wenn man den betrügen kann,
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Wer will ihn wohl beklagen?
 
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Ich küßte ihr die Aeuglein blau,
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Und wünscht’ dem Manne Krücken;
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Ihr Mündchen lächelte so schlau,
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Mußt’ meinen darauf drücken. –
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Schon dämmerte der Morgen grau,
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Da mußt’ ich mich wohl drücken;
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Doch, weil so kalt der Morgenthau,
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Mußt’ ich bei Will frühstücken. –
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25.9 KB)

Details zum Gedicht „Was wollt Ihr mir?“

Autor
Robert Burns
Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
32
Anzahl Wörter
186
Entstehungsjahr
nach 1775
Epoche
Aufklärung,
Empfindsamkeit,
Sturm & Drang

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichts ist Robert Burns, ein schottischer Dichter, der von 1759 bis 1796 lebte. Seine Lebens- und Schaffensperiode fällt damit in das ausgehende 18. Jahrhundert und somit in die Literaturperiode der Aufklärung oder auch der Empfindsamkeit und des Sturm und Drangs.

Das Gedicht „Was wollt Ihr mir?“ erweckt beim ersten Lesen verschiedene Eindrücke. Es scheint die Erzählung einer nächtlichen Begegnung an einem Kirchhof zu sein, bei der das lyrische Ich von einer Frau verführt wird.

Inhaltlich geht es um den nächtlichen Kirchhof-Treffpunkt des lyrischen Ichs und einer Frau. Die Frau bittet das lyrische Ich, mit ihr zu kommen, was es auch tut. Sie überredet ihn, in die Kirche einzutreten, und warnt ihn, leise zu sein, um ihren zurückgelassenen, zornigen Ehemann nicht aufzuwecken. Der Dichter verteidigt seine Entscheidung, mit der Frau zusammen zu sein, und schließt unausgesprochen Respekt oder Sympathien für den Ehemann aus, da er offenbar gewalttätig gegen seine Frau ist.

Die Form des Gedichts wirkt kunstvoll und diszipliniert, und das lyrische Ich gibt seine Handlungen und Gedanken in einfacher, direkter Sprache wieder. Das Gedicht hat eine reguläre, rhythmisch bewegte Form und ist in mehrere Strophen unterteilt, die aus acht bzw. vier Versen bestehen. Es folgt kein striktes Reimschema, doch finden sich teils Paarreime und umarmenden Reime.

Die Sprache des Gedicht ist recht schlicht und unprätentiös, eher volksliedhaft, aber dennoch ausdrucksvoll in ihrer Einfachheit. Sie dient dazu, den Handlungsverlauf zu skizzieren und die Gedanken und Handlunsweise des lyrischen Ich zu legitimieren. Es vereint eine gewisse Schalkhaftigkeit mit der Ernsthaftigkeit der Situation und schafft somit eine einzigartige Atmosphere.

Die Thematik des Gedichts scheint um Themen von Liebe, Untreue und moralischer Verantwortung zu kreisen. Es zeigt die soziale Realität seiner Zeit, indem es die harte Behandlung von Frauen durch ihre Ehemänner und unbequeme Entscheidungen beleuchtet, die Personen in solchen Situationen treffen müssen. Es zeigt auch die Widersprüche des lyrischen Ichs auf, das zwar Mitgefühl für die Frau zeigt, aber dennoch in direkter Weise von der Situation profitiert.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Was wollt Ihr mir?“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Robert Burns. Im Jahr 1759 wurde Burns in Alloway (Ayrshire) geboren. Im Zeitraum zwischen 1775 und 1796 ist das Gedicht entstanden. Berlin ist der Erscheinungsort des Textes. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Aufklärung, Empfindsamkeit, Sturm & Drang oder Klassik zugeordnet werden. Vor Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und daher anfällig für Fehler. Das 186 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 32 Versen mit insgesamt 5 Strophen. Robert Burns ist auch der Autor für Gedichte wie „An die Waldlerche“, „An einen Kuß“ und „Betrog’ner Bursch“. Zum Autor des Gedichtes „Was wollt Ihr mir?“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 101 Gedichte vor.

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