Was von Orden von Rudolf Lavant

Als ich den Ordensbreisgorrand
In Ihren währden Bladde fand,
Da worde mer uff eemal glar,
Was mer bis dato duster war,
Uff heechst eefache Ard un Weise:
Es had ja alles feste Breise.
 
Hat ärgend eener Knobblochweh,
So guckd er in sei Bordmonneh,
Un had er zwee-, dreimal gezehld,
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So wärd der Orden ausgewähld,
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Den mer als middelmäß’ger Mann
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Mid edwas Drahd sich leisten gann.
 
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So drei-, villeicht vierdausend Mark,
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Das is doch eegendlich ä Quark.
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Die grichd nich der Agend – i nee! –
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Die dehbonierd mer bein Bankjeh.
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Uff die Ard werd mer nich beschummeld,
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Un nunmehr werd das Ding befummeld.
 
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Is den Agenden es geglickd,
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Un had das Greizchen er geschickd,
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Erhebd der Gude anschdandslos
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Bei den Bankjeh das bare Moos.
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Er schmunseld und Dir duhd’s nich leed –
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’s herrschd beiderseids Zufriedenheed.
 
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Ob nu an Suldan oder Babst,
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Obste an Schbanijen Dich labst,
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Ob mehr Idalijen Du liebst,
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Ob Bersien de den Vorzug giebst
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Bei Schmickung Deines neien Frackes,
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Das ist gans Sache des Geschmackes.
 
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Gewinnd mer – so was schändet nie! –
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Än Batzen in der Lodderie,
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Gammer gleich diefer nein sich gnien
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Un’s ganse Sordemend beziehn.
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Wer weeß – das wäre awwer fein! –
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Ob se in Ramsch nich billjer sein?
 
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Un schdilld, weil Du ä Badriod,
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Gee fremdes Greizchen Deine Nohd,
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Schick nur finf braune Scheine ein,
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So wärd ä deidsches Deine sein,
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Un nachher – heiliges Gewidder! –
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Biste ä richdger Vollbludsridder!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.8 KB)

Details zum Gedicht „Was von Orden“

Anzahl Strophen
7
Anzahl Verse
42
Anzahl Wörter
234
Entstehungsjahr
nach 1860
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

„Was von Orden“ ist ein Gedicht von Rudolf Lavant, einem deutschen Autor, der vom 18. bis zum 19. Jahrhundert lebte. In Anbetracht des Zeitraums, in dem der Dichter lebte, kann man davon ausgehen, dass das Gedicht in den Jahrzehnten vor und nach der Wende des 19. Jahrhunderts verfasst wurde.

Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht wie eine karikierende Betrachtung der Auszeichnungen von Orden und Ehrenzeichen in der damaligen Gesellschaft. Die Sprache des Gedichtes ist dabei von einem spezifisch regionalen Dialekt geprägt, was es für eine nicht mit diesem Dialekt vertraute Leserschaft unter Umständen schwer verständlich machen könnte.

Inhaltlich befasst sich das Gedicht mit dem Handel und dem Prestige, das mit dem Tragen von Orden einhergeht. Das lyrische Ich vermittelt die Auffassung, dass der Besitz von Orden nicht unbedingt auf besondere Verdienste hinweist, sondern oft über finanzielle Mittel erworben wird. Es bezieht sich auf die Möglichkeit, Orden auszuwählen und zu kaufen und sogar auf die Möglichkeit, sie in einer Art Lotterie zu gewinnen.

Die Form des Gedichtes ist strophisch mit sechs gleich langen Versen pro Strophe. In Bezug auf die Sprache fällt der Gebrauch eines regionalen Dialekts auf, der vermutlich dazu dient, ein besonderes Lokalkolorit zu erzeugen und eine bestimmte soziale Schicht oder Gruppe anzusprechen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass „Was von Orden“ eine kritisch-humorvolle Betrachtung des Wertes und der Bedeutung von Orden in der damaligen Gesellschaft darstellt. Es wirft Fragen auf über die wahren Verdienste hinter den Auszeichnungen und die Glaubwürdigkeit der Institutionen, die sie vergeben.

Weitere Informationen

Rudolf Lavant ist der Autor des Gedichtes „Was von Orden“. Lavant wurde im Jahr 1844 in Leipzig geboren. In der Zeit von 1860 bis 1915 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Berlin. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Realismus, Naturalismus, Moderne, Expressionismus oder Avantgarde / Dadaismus zuordnen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben zur Epoche bei Verwendung. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Das vorliegende Gedicht umfasst 234 Wörter. Es baut sich aus 7 Strophen auf und besteht aus 42 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Rudolf Lavant sind „An den Kladderadatsch“, „An die Frauen“ und „An die alte Raketenkiste“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Was von Orden“ weitere 96 Gedichte vor.

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