Was ich will und nicht will von Christian Felix Weiße

Berette mit den gelben Haaren
Und todtenfarbigem Gesicht;
Jung am Verstand und alt an Jahren,
Will mich, allein ich mag sie nicht.
Themiren, die wie Rosen blühet,
Um die der Frühling Liljen flicht,
Nie Herzen preßt, nie spröd entfliehet,
Will ich, allein sie will mich nicht.
 
Megäre, die zu allen Dingen
10 
Mit Fingern schnippt und widerspricht,
11 
Gebietrisch winkt, um uns zu zwingen,
12 
Will mich, allein ich mag sie nicht.
13 
Climene, die die Macht nicht fühlet,
14 
Wenn sie gefällig weichend ficht,
15 
Und wenn sie zärtlich fleht, befiehlet,
16 
Die will ich, doch sie will mich nicht.
 
17 
Nerine, die in tiefen Schlüssen
18 
Sich grundgelehrt den Kopf zerbricht,
19 
Vom Grundtrieb redt, wenn sie soll küssen,
20 
Will mich, jedoch ich mag sie nicht.
21 
Lucinden, die von Witz beseelet,
22 
Vernünftig mehr, als witzig spricht,
23 
Bescheiden urtheilt, niemals fehlet,
24 
Will ich, allein sie will mich nicht.
 
25 
Corinne, deren Zauberblicken
26 
An Buhlern es niemals gebricht,
27 
Doch neue stets sucht zu berücken,
28 
Die will mich, doch ich will sie nicht.
29 
Selinde, die die Herzen raubet,
30 
Wenn jede Mine Seele spricht,
31 
Und siegt sie, nie zu siegen glaubet,
32 
Die will ich, doch sie will mich nicht.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26 KB)

Details zum Gedicht „Was ich will und nicht will“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
32
Anzahl Wörter
186
Entstehungsjahr
1758
Epoche
Aufklärung

Gedicht-Analyse

Das behandelte Gedicht „Was ich will und nicht will“ wurde von Christian Felix Weiße verfasst, welcher von 1726 bis 1804 lebte. Dies kann als zeitliche Einordnung in die Epoche der Aufklärung gesehen werden.

Der erste Eindruck des Gedichts ist, dass Weiße in satirischem Ton und mit einer gewissen Selbstironie die Komplexität und Unberechenbarkeit von zwischenmenschlichen Beziehungen, insbesondere von romantischen Beziehungen, darstellt.

Das Gedicht handelt von dem lyrischen Ich, welches verschiedene weibliche Charaktere und deren Eigenschaften beschreibt. Es wird dabei immer klar, dass die Frauen, die Interesse am lyrischen Ich zeigen, nicht dem entsprechen, was das lyrische Ich sucht. Die Frauen, die dem lyrischen Ich gefallen, sind wiederum nicht interessiert. In einfachen Worten, das Gedicht handelt von den unerfüllten Wünschen und der Ironie des Schicksals in der Liebe.

In Bezug auf die Form ist das Gedicht in vier achteilige Strophen gegliedert. Jede dieser Strophen zeigt eine klare Struktur: die ersten vier Zeilen beschreiben eine unerwünschte und die nächsten vier Zeilen eine gewünschte Frau. Dabei wird jeweils im vierten und achten Vers der Strophe klargestellt, dass die Gefühle nicht erwidert werden.

Die Sprachwahl ist sehr bildhaft und bemüht sich um eine genaue Charakterisierung der Frauen. Dabei bedient sich Weiße sowohl humorvoller wie auch scharfer Formulierungen, die jedoch nie ins Grobe oder Vulgäre abdriften. Das macht das Gedicht amüsant zu lesen und unterstreicht den aufgegriffenen Zwiespalt des lyrischen Ichs.

Insgesamt ist das Gedicht „Was ich will und nicht will“ ein lebendiges Beispiel für den Witz und die Sprachgewandtheit Weiße’s und des späten 18. Jahrhunderts. Es verspottet die Komplexität menschlicher Beziehungen und stellt so Fragen über Wunsch und Wirklichkeit in der Liebe.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Was ich will und nicht will“ ist Christian Felix Weiße. Im Jahr 1726 wurde Weiße in Annaberg geboren. 1758 ist das Gedicht entstanden. Erschienen ist der Text in Leipzig. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Aufklärung zugeordnet werden. Bei Weiße handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 186 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 32 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Christian Felix Weiße ist auch der Autor für Gedichte wie „Amynt und Doris“, „An Amor“ und „An den Amor“. Zum Autor des Gedichtes „Was ich will und nicht will“ haben wir auf abi-pur.de weitere 100 Gedichte veröffentlicht.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Fertige Biographien und Interpretationen, Analysen oder Zusammenfassungen zu Werken des Autors Christian Felix Weiße

Wir haben in unserem Hausaufgaben- und Referate-Archiv weitere Informationen zu Christian Felix Weiße und seinem Gedicht „Was ich will und nicht will“ zusammengestellt. Diese Dokumente könnten Dich interessieren.

Weitere Gedichte des Autors Christian Felix Weiße (Infos zum Autor)

Zum Autor Christian Felix Weiße sind auf abi-pur.de 100 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.