Was fehlt von Heinrich Kämpchen

Ich zöge gerne auch zu Nordlands Fjorden,
Auf stolzem Schiffe durch die Meeresflut,
Ich möchte gerne auch den Süden schau’n,
Voll Glanz und Licht, und unter Palmen wandeln. –
 
Die Gletscher möcht’ ich seh’n, die blanken Firnen,
Vom Gold des Abends purpurn überstrahlt,
Die Täler drunten, lauschig und versteckt,
Asyl der Freiheit und dem armen Flüchtling. –
 
Und noch so vieles möcht’ ich gerne schauen,
10 
Was prächtig ist, mit schönheitsdurst’gem Aug’ –
11 
Mir fehlt die Lust nicht, aber mehr – das Geld,
12 
Zur Wallfahrt nach den Erdenparadiesen. –
 
13 
Wär’ ich wie „Du“ mit allem ausgerüstet,
14 
Was Macht und Reichtum Sterblichen gewährt,
15 
Ich bliebe auch nicht hocken hier am Herd –
16 
So aber kann Erkenntnis mir nicht frommen. –
 
17 
Nein, nutzlos und zur Qual wird das Erkennen,
18 
Weil es der Sehnsucht doch nicht Flügel leiht
19 
Zum Fluge durch der Schönheit Lustrevier –
20 
Mir fehlt das Geld, das schnöde Geld zum Reisen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25.5 KB)

Details zum Gedicht „Was fehlt“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
145
Entstehungsjahr
1909
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Was fehlt“ stammt aus der Feder des deutschen Dichters Heinrich Kämpchen. Kämpchen lebte von 1847 bis 1912 und ist somit der literarischen Epoche des Realismus zuzuordnen.

Der erste Eindruck des Gedichts spricht eine starke Sehnsucht des lyrischen Ichs. Es gibt ein klares Ausdruck von Fernweh und der Wunsch, sich die prächtigen Orte der Welt anzusehen.

Die Kernaussage des Gedichts ist die Unzufriedenheit und Begrenzung des lyrischen Ichs durch die mangelnde finanzielle Möglichkeiten. Das lyrische Ich beklagt, dass ihm das Geld fehlt, um die verschiedensten Orte der Welt zu besichtigen und die Schönheit der Natur in all ihren Facetten zu erleben. Er wünscht sich, die Fjorde Nordlands, das Glanz und Licht des Südens, die blanken Firnen und versteckten Täler zu sehen. Jedoch sind alle diese Wünsche untrennbar mit dem Fehlen des Geldes verbunden. Es drückt eine tiefe Sehnsucht und einen starken Wunsch nach Erkundung und Erkenntnis aus, kann diese jedoch nicht verwirklichen. Es ist eine deutliche Kritik an der sozialen Ungleichheit und den Beschränkungen, die materieller Mängel mit sich bringt.

Das Gedicht „Was fehlt“ ist in fünf Strophen gegliedert, die jeweils aus vier Versen bestehen. Es hat einen einfachen und flüssigen Sprachstil, der die Aussage des Dichters klar und unmissverständlich rüberbringt. Der Dichter verwendet bildhafte Sprache und Metaphern, um die Orte und Szenen, die das lyrische Ich sehen möchte, lebendiger und anschaulicher zu machen. Der regelmäßige Wechsel aus trochäischen und jambischen Versen, sowie die prägnanten, ausdrucksstarken Metaphern tragen zu einer rhythmischen und melodischen Atmosphäre bei, die die Lesenden in den Bann zieht und die Worte des Dichters auf mehreren Ebenen zum Ausdruck bringt.

Zusammenfassend zeigt Heinrich Kämpchens Gedicht „Was fehlt“ auf eindringliche Weise die Begrenzung der Erfahrung durch die finanzielle Lage und führt uns vor Augen, dass Geld - obwohl es oft als oberflächlich wahrgenommen wird - den Zugang zu vielen Erfahrungen und Erkenntnissen ermöglicht oder eben verhindert.

Weitere Informationen

Heinrich Kämpchen ist der Autor des Gedichtes „Was fehlt“. Kämpchen wurde im Jahr 1847 in Altendorf an der Ruhr geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1909 entstanden. In Bochum ist der Text erschienen. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Moderne zugeordnet werden. Prüfe bitte vor Verwendung die Angaben zur Epoche auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epoche ist auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich Literaturepochen zeitlich überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung häufig mit Fehlern behaftet. Das vorliegende Gedicht umfasst 145 Wörter. Es baut sich aus 5 Strophen auf und besteht aus 20 Versen. Heinrich Kämpchen ist auch der Autor für Gedichte wie „Abendläuten“, „Altendorf“ und „Am Gemündener Maar“. Zum Autor des Gedichtes „Was fehlt“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 165 Gedichte vor.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Weitere Gedichte des Autors Heinrich Kämpchen (Infos zum Autor)

Zum Autor Heinrich Kämpchen sind auf abi-pur.de 165 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.