Was der Liftboy äußert von Joachim Ringelnatz

Fahrstuhl ahoi!
Ich bin der Boy
An Silbersteins Lift.
Bin ich mal nicht dabei,
Reißen die Stricke entzwei
Und zermalmt oder zerquetscht, wen’s gerade trifft.
 
Aber wenn ich bediene,
Saust die Maschine
Im Nu
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Aus dem Hochparterre bis zum dritten.
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Um ein Trinkgeld darf ich nicht bitten,
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Aber feine Herrschaften drücken ein Auge zu.
 
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Am Zahltage sagte Herr Silberstein:
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Ich dürfte stolz auf den Posten sein,
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Wo ich immerfort stiege,
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Und ich bekäme nur kleines Salär,
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Weil ich fürs Lift so geeignet wär’,
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Weil ich so sehr wenig wiege.
 
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Da lernt man so allerlei,
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Und da ist viel Verantwortung bei.
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Aber ich kenne schon meine Kunden.
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Da hat’s eine auf mich abgesehn,
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So eine Dicke mit rundem
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Busen, die will mir den Kopf verdrehn.
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Und da blieb der Fahrstuhl im Dachstuhl stehn.
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Und da meinte sie, müßte was geschehn,
 
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Und da hat sie plötzlich entbunden.
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Das geht so ungefähr:
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Bitte sehr! Immer herein!
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Wer will noch mal von unten geliftet sein?
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So 2, 4, 8 Halt! Nicht mehr!
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Rrrr!
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Unsereins leidet am Nervenschock.
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Das kann auch nicht jeder.
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Halt!!!
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Meine Damen, bitte schön! Zwischenstock!
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Abteilung Knochen und Leder!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.5 KB)

Details zum Gedicht „Was der Liftboy äußert“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
37
Anzahl Wörter
187
Entstehungsjahr
1924
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Was der Liftboy äußert“ stammt von Joachim Ringelnatz, einem der berühmtesten humoristisch-satirischen Dichter Deutschlands, der zwischen 1883 und 1934 gelebt hat. Ringelnatz ist vor allem für seine abstrakte und oft absurde Poesie bekannt. Das Gedicht wurde vermutlich in der Zeit der Weimarer Republik geschrieben und veröffentlicht, eine Zeit großer gesellschaftlicher und politischer Veränderungen in Deutschland.

Bereits beim ersten Lesen fallen die humoristischen und ironischen Elemente auf, die für den Dichter so typisch sind. Die Verse sind in der Form einer Monologrede eines Liftboys verfasst und bieten dem Leser eine humorvolle Momentaufnahme des Arbeitsalltags dieses Liftboys.

Inhaltlich spricht das lyrische Ich über seine Arbeit als Liftboy im Haus von „Herrn Silberstein“, seine Aufgabe, den Lift zu bedienen und über verschiedene Begebenheiten und Begegnungen während seiner Arbeit. Es stellt sich als unverzichtbar dar, ohne es könnten Unfälle passieren. Es erwähnt auch die Niedrigkeit seines Lohns, welche durch Trinkgelder der „feinen Herrschaften“ ausgeglichen wird. Die humorvolle Beschreibung einer Situation, in der eine weibliche Passagierin während der Fahrt ein Kind zur Welt bringt, ist eine Pointe des Gedichts.

Sprachlich ist das Gedicht in einfachem, umgangssprachlichen Stil verfasst, was den Eindruck eines spontanen, mündlichen Berichts erzeugt. Der Rhythmus und der Reim sind unregelmäßig und wirken willkürlich, was ebenfalls zur humorvollen und informellen Atmosphäre des Gedichts beiträgt.

In Form und Sprache findet sich eine direkte, unkomplizierte Erzählweise, die wiederum typisch für Joachim Ringelnatz ist. Das Gedicht ist in Strophen unterschiedlicher Länge unterteilt, was dem informellen Charakter des Gedichts entspricht. Abschließend lässt sich sagen, dass Ringelnatz dem Leser durch seinen humorvollen Ton und seinen unkonventionellen Stil einen amüsanten Einblick in den Alltag eines Liftboys bietet.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Was der Liftboy äußert“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Joachim Ringelnatz. Geboren wurde Ringelnatz im Jahr 1883 in Wurzen. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1924. Erschienen ist der Text in München. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Moderne oder Expressionismus zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Ringelnatz handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen. Das vorliegende Gedicht umfasst 187 Wörter. Es baut sich aus 5 Strophen auf und besteht aus 37 Versen. Weitere Werke des Dichters Joachim Ringelnatz sind „Abendgebet einer erkälteten Negerin“, „Abermals in Zwickau“ und „Abgesehen von der Profitlüge“. Zum Autor des Gedichtes „Was der Liftboy äußert“ haben wir auf abi-pur.de weitere 560 Gedichte veröffentlicht.

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