Was Ortrun sprach von Otto Ernst

Gib wie immer deine liebe Hand,
Eh’ ich eintret’ in des Schlummers Land.
Sollst im Dunkel mir zur Seite stehen,
Mit mir durch des Traumes Garten gehen.
 
Sieh, das ist das Süßeste vom Tag,
Daß ich deine Hand noch fassen mag,
Wenn des Tages Ängste von mir sinken
Und des Schlummers milde Schatten winken.
 
„Meine Zuflucht“, klingt in mir ein Wort,
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„Meine Zuflucht“, klingt es immerfort.
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Alle, die dich lieben, die dich hassen,
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Endlich müssen sie dich mir nun lassen.
 
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Deine Hand nur fühl’ ich noch allein;
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Alles andre mag verloren sein.
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Ach, in mancher Nacht war mir’s verliehen,
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Dich im Traum mit mir hinwegzuziehen:
 
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Auf den Lippen noch ein Wort vom Tag –
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Leise dann des Traumes Flügelschlag –:
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Schon mit dir in schweigendem Umschlingen
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Hört’ ich ewig-stumme Sterne singen.
 
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Und in fernen Himmeln noch empfand
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Ich den leisen Druck der teuren Hand,
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Wie ein volles, heiliges Umfassen:
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„Schreite fest, ich will dich nicht verlassen.“
 
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Soll mir deine Hand erhalten sein,
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Tret’ ich gern in jedes Dunkel ein;
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Muß es doch nach allen Schrecken bringen
28 
Einen Traum, in dem die Sterne singen. –
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25.8 KB)

Details zum Gedicht „Was Ortrun sprach“

Autor
Otto Ernst
Anzahl Strophen
7
Anzahl Verse
28
Anzahl Wörter
182
Entstehungsjahr
1907
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Was Ortrun sprach“ wurde von Otto Ernst verfasst, einem deutschen Schriftsteller und Dichter, der in der zweiten Hälfte des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts tätig war. Dieses Gedicht wurde vermutlich in der gleichen Epoche geschrieben.

Beim ersten Durchlesen des Gedichts entsteht der Eindruck einer intensiven und tiefen Zuneigung. Das lyrische Ich scheint die Nähe und Sicherheit zu suchen, die es in der gegebenen Hand zu finden glaubt. Die Dunkelheit des Schlummers und die erwähnten Ängste des Tages werden durch die tröstende und beruhigende Präsenz dieser anderen Person abgemildert.

Inhaltlich kreist die Lyrik um das Thema Liebe, Nähe und Trost. Das lyrische Ich spricht direkt zu einer Liebesperson und drückt seine Sehnsucht nach Nähe und Geborgenheit aus. Es beschreibt das Halten der Hand des Geliebten als einen heiligen Moment der Sicherheit vor den Ängsten des Tages. Die Anwesenheit des Geliebten in Träumen vermittelt dem lyrischen Ich Wärme und Schutz, sodass es sogar in fremden Himmeln den Druck der geliebten Hand spürt.

In Bezug auf die Formgebung weist das Gedicht eine regelmäßige Struktur auf, bestehend aus sieben vierzeiligen Strophen. Dies erzeugt einen reibungslosen und symmetrischen Fluss. Die Sprache ist einfach und direkt, was zur emotionalen Intensität des Gedichts beiträgt. Durch den wiederholten Gebrauch der Wörter „Hand“, „dunkel“, „Traum“ und „Sterne“ entsteht ein leitmotivischer Effekt, der die zentralen Themen des Gedichts unterstreicht.

Unter Verwendung beruhigender und visualize Bilder zeichnet Ernst ein Bild tiefer und beruhigender Liebe. Metaphern und bildliche Sprache, wie „des Traumes Garten“ oder „ewig-stumme Sterne“, tragen zu einer mystischen und tröstlichen Atmosphäre bei. Die ständige Wiederholung der Berührung der Hand wirkt wie ein Mantra, das sowohl die Sehnsucht als auch die Sicherheit vermittelt, die im Kontakt mit dem Geliebten gefunden wurde.

Insgesamt spiegelt dieses Gedicht das universelle Verlangen nach Geborgenheit und Zuneigung wider. Es stellt die tröstende Kraft der Liebe als Zuflucht vor den Ängsten des Lebens dar und verdeutlicht, wie diese durch körperliche Verbindung und sogar im Reich der Träume manifestiert werden kann.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Was Ortrun sprach“ ist Otto Ernst. Ernst wurde im Jahr 1862 in Ottensen bei Hamburg geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1907. Der Erscheinungsort ist Leipzig. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Moderne kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Die Richtigkeit der Epoche sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das vorliegende Gedicht umfasst 182 Wörter. Es baut sich aus 7 Strophen auf und besteht aus 28 Versen. Otto Ernst ist auch der Autor für Gedichte wie „Auf dem Morgengange“, „Auflösung“ und „Aus einer Nacht“. Zum Autor des Gedichtes „Was Ortrun sprach“ haben wir auf abi-pur.de weitere 64 Gedichte veröffentlicht.

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