Warten auf Weißnichtwas von Joachim Ringelnatz

Ein Leierkasten wringt sich aus.
Es klingt nach Leben und Sterben.
Im Schutt im Winkel hinterm Haus
Liegen häßliche Scherben.
 
Am Fenster quält sich ein winziges Tier,
Läuft immer dieselbe Schleife.
Es klingelt. – Ein Armer bietet mir
Schnürsenkel an. Oder Seife.
 
Es ist nichts neu und nichts verstellt
10 
An meinen Gegenständen.
11 
Nichts lockt mich hinaus in die Außenwelt.
12 
Nichts hält mich hinter vier Wänden.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.9 KB)

Details zum Gedicht „Warten auf Weißnichtwas“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
64
Entstehungsjahr
1933
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Warten auf Weißnichtwas“ wurde von Joachim Ringelnatz verfasst, der von 1883 bis 1934 lebte. Dies ordnet das Gedicht zeitlich in die Epoche des Expressionismus ein, einer Kunstrichtung des 20. Jahrhunderts, die für ihre starken Emotionen und Symboliken bekannt ist.

Beim ersten Lesen des Gedichts wird sofort die wesentliche Stimmung der Verse deutlich: eine Atmosphäre der Belanglosigkeit, Trostlosigkeit und Enge. Dies gibt einen Hinweis darauf, dass das lyrische Ich von Unsicherheit und Unzufriedenheit geprägt ist.

Der Inhalt des Gedichts scheint auf den ersten Blick eine Reihe unverbundener Beobachtungen zu sein. Ein Leierkasten spielt, ein kleines Tier quält sich am Fenster, ein armer Mensch kommt um etwas zu verkaufen. Aber diese Beobachtungen scheinen alle im Zusammenhang mit einer Art Lethargie oder Enttäuschung zu stehen, die das lyrische Ich empfindet. Es wartet auf etwas, das „Weißnichtwas“ genannt wird, was zu der Annahme führt, dass das lyrische Ich nach etwas Strebt und Sehnt, kann aber nicht genau bestimmen, was es ist. Es scheint in seinem derzeitigen Zustand unzufrieden zu sein und sucht nach etwas mehr.

Ringelnatz verwendet ziemlich simple und alltägliche Sprache in seinem Gedicht, was dem Leser erlaubt, sich leicht mit den durchschnittlichen Motiven und Szenen zu identifizieren, die er beschreibt. Er nutzt die einfache Sprache, um komplizierte Gefühle und Zustände wie Ennui, Unzufriedenheit und Orientierungslosigkeit beim Leser hervorzurufen. In formalen Aspekten folgt das Gedicht dem klassischen Versprinzip mit vier Versen in jeder der drei Strophen.

Zusammenfassend vermittelt das Gedicht ein Gefühl der Melancholie und der Unzufriedenheit, eingebettet in kleine alltägliche Szenen und Situationen. Der Leser kann das Ungewisse und Nicht-verstehen können von großen Gefühlen im Kontext von langweiligen Alltäglichkeiten herauslesen. So formt das Gedicht ein Bild der Suche nach Bedeutung im Alltäglichen.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Warten auf Weißnichtwas“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Joachim Ringelnatz. Im Jahr 1883 wurde Ringelnatz in Wurzen geboren. 1933 ist das Gedicht entstanden. In Berlin ist der Text erschienen. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Moderne oder Expressionismus zu. Der Schriftsteller Ringelnatz ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen. Das 64 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 3 Strophen. Weitere Werke des Dichters Joachim Ringelnatz sind „Abgesehen von der Profitlüge“, „Abglanz“ und „Abschied von Renée“. Zum Autor des Gedichtes „Warten auf Weißnichtwas“ haben wir auf abi-pur.de weitere 560 Gedichte veröffentlicht.

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