Warte, warte, wilder Schiffmann von Heinrich Heine
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Warte, warte, wilder Schiffmann, |
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Gleich folg’ ich zum Hafen dir; |
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Von zwei Jungfraun nehm’ ich Abschied, |
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Von Europa und von Ihr. |
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Blutquell, rinn’ aus meinen Augen, |
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Blutquell, brich aus meinem Leib, |
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Daß ich mit dem heißen Blute |
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Meine Schmerzen niederschreib’. |
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Ei, mein Lieb, warum just heute |
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Schauderst du, mein Blut zu sehn? |
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Sahst mich bleich und herzeblutend |
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Lange Jahre vor dir stehn! |
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Kennst du noch das alte Liedchen |
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Von der Schlang im Paradies, |
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Die durch schlimme Apfelgabe |
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Unsern Ahn in’s Elend stieß? |
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Alles Unheil brachten Aepfel! |
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Eva bracht’ damit den Tod, |
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Eris brachte Trojas Flammen, |
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Du bracht’st beides, Flamm’ und Tod. |
Details zum Gedicht „Warte, warte, wilder Schiffmann“
Heinrich Heine
5
20
103
1817–1821
Junges Deutschland & Vormärz
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Warte, warte, wilder Schiffmann“ wurde von Heinrich Heine geschrieben, einem deutschen Dichter und Schriftsteller des 19. Jahrhunderts, bekannt für seine Lyrik und Prosa. Heine lebte von 1797 bis 1856 und gilt als einer der führenden Vertreter der Romantik, obwohl seine Werke auch oft satirische und gesellschaftskritische Elemente enthalten.
Beim ersten Lesen des Gedichts fällt auf, dass es von emotionaler Tiefe und Trauer durchdrungen ist. Das lyrische Ich scheint Abschied von jemandem oder etwas zu nehmen, und es werden starke Bilder von Blut und Schmerz verwendet, die Leidenschaft und Verlust darstellen.
Im Inhalt des Gedichts nimmt das lyrische Ich Abschied von zwei „Jungfrauen“ - vermutlich metaphorisch für Europa, das Land, das es verlässt, und eine geliebte Person. Es drückt seinen Schmerz aus, nicht nur in Worten, sondern auch physisch, indem es von Blut spricht, das aus seinen Augen und seinem Körper strömt. Das lyrische Ich hinterfragt auch, warum seine Geliebte nun vor seinem Blut zurückschreckt, obwohl sie ihn schon lange leiden gesehen hat. In den letzten beiden Strophen wird ein „altes Liedchen“ von einer Schlange und einem Apfel aufgegriffen, das auf die biblische Geschichte von Adam und Eva und den Apfelszene im Paradies hinweist. Es wird gesagt, Äpfel haben Unglück gebracht - Tod und Zerstörung, und die geliebte Person hat beides gebracht.
In Bezug auf die Form und Sprache des Gedichts folgt Heine einem einheitlichen Muster von vier Versen pro Strophe. Es gibt einen regelmäßigen Rhythmus und das Reimschema ist ABAB, das das Lesen des Gedichts flüssig und einprägsam macht. Die Sprache ist recht einfach, aber kraftvoll, mit emotionalem und physischem Leiden, das durch blutige Bilder zum Ausdruck kommt. Die Metaphorik und die Bezüge auf mythologische und biblische Geschichten verleihen dem Gedicht eine gewisse Tiefe und Mehrschichtigkeit.
Insgesamt scheint das Gedicht Trauer, Verlust und Abschied zu thematisieren, womöglich als metaphorischer Ausdruck für Heines eigene Erfahrungen mit Exil und enttäuschter Liebe. Es beleuchtet die dunkle Seite von Leidenschaft und Bindung und zeigt Heines Fähigkeit, intensive Emotionen in brillanter lyrischer Form zum Ausdruck zu bringen.
Weitere Informationen
Der Autor des Gedichtes „Warte, warte, wilder Schiffmann“ ist Heinrich Heine. 1797 wurde Heine in Düsseldorf geboren. Im Jahr 1821 ist das Gedicht entstanden. Hamburg ist der Erscheinungsort des Textes. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Junges Deutschland & Vormärz zuordnen. Bei Heine handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 20 Versen mit insgesamt 5 Strophen und umfasst dabei 103 Worte. Die Gedichte „Allnächtlich im Traume seh’ ich dich“, „Almansor“ und „Als ich, auf der Reise, zufällig“ sind weitere Werke des Autors Heinrich Heine. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Warte, warte, wilder Schiffmann“ weitere 535 Gedichte vor.
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