Wandrers Nachtlied von Johann Wolfgang von Goethe

Der du von dem Himmel bist

Der du von dem Himmel bist,
Alles Leid und Schmerzen stillest,
Den, der doppelt elend ist,
Doppelt mit Erquickung füllest,
Ach ich bin des Treibens müde!
Was soll all der Schmerz und Lust?
Süßer Friede,
Komm, ach komm in meine Brust!
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Wandrers Nachtlied“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
8
Anzahl Wörter
41
Entstehungsjahr
1789
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Wandrers Nachtlied“ wurde von Johann Wolfgang von Goethe geschrieben, einem der größten Dichter Deutschlands, der in der Zeit der deutschen Klassik lebte. Goethe wurde 1749 geboren und starb 1832, also ist das Gedicht in die Zeit des 18. und 19. Jahrhunderts einzuordnen.

Der erste Eindruck des Gedichts ist durchaus melancholisch und sehnsüchtig. Es scheint, als sei das lyrische Ich in einer Phase der Unruhe und Unzufriedenheit und sucht nach Frieden und stiller Erquickung.

Im Gedicht wendet sich das lyrische Ich an eine höhere Macht oder Instanz, die vom Himmel ist („Du, der du von dem Himmel bist“), nach der es sucht. Diese Instanz hat offenbar die Fähigkeit, Leid und Schmerz zu stillen und den „doppelt Elenden“ sogar doppelt zu erquicken. Das lyrische Ich ist des „Treibens“ müde, scheint erschöpft von dem ständigen Streben und Kämpfen im Leben. Es stellt die Frage, welchen Sinn all dieser Schmerz und diese Lust, also alle Höhen und Tiefen, haben sollen. Seine Sehnsucht nach Frieden ist deutlich, es wünscht sich, dass dieser in seine Brust, also in sein Innerstes, kommt.

Form und Sprache wirken klassisch und erhaben, was typisch ist für Goethe. Das Gedicht besteht aus einer einzigen achtzeiligen Strophe in einem gleichmäßigen Metrum, wodurch das Thema der Suche nach Frieden und Stille unterstrichen wird. Jeder Vers wirkt auf sich alleine betrachtet bereits als starke Aussage. Mit einer einfachen, aber effektiven Sprache stellt das lyrische Ich tiefsinnige Fragen nach dem Sinn von Leid und Freude und drückt seine Sehnsucht nach Frieden aus. Es ist ganz auf seine innere Erfahrung fokussiert und spricht mit einer Art Gott oder himmlischer Instanz, was dem Gedicht eine spirituelle Dimension verleiht.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Wandrers Nachtlied“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Johann Wolfgang von Goethe. Im Jahr 1749 wurde Goethe in Frankfurt am Main geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1789. In Stuttgart und Tübingen ist der Text erschienen. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Goethe handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen.

Der Sturm und Drang reicht zeitlich etwa von 1765 bis 1790. Sie ist eine Strömung innerhalb der Aufklärung (1720–1790) und überschneidet sich teilweise mit der Epoche der Empfindsamkeit (1740–1790) und ihren Merkmalen. Häufig wird der Sturm und Drang auch als Geniezeit oder Genieperiode bezeichnet. Die Klassik knüpft an die Literaturepoche des Sturm und Drang an. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts dominierte der Geist der Aufklärung das philosophische und literarische Denken in Deutschland. Der Sturm und Drang kann als eine Protest- und Jugendbewegung gegen diese aufklärerischen Ideale verstanden werden. Das Rebellieren gegen die Epoche der Aufklärung brachte die wesentlichen Merkmale dieser Epoche hervor. Die Vertreter waren meistens junge Autoren, zumeist nicht älter als 30 Jahre. Die Autoren versuchten in den Gedichten eine geeignete Sprache zu finden, um die subjektiven Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen. Die Nachahmung und Idealisierung von Künstlern aus vergangenen Epochen wie dem Barock wurde abgelehnt. Die traditionellen Werke wurden dennoch geschätzt und dienten als Inspiration. Es wurde eine eigene Jugendkultur und Jugendsprache mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Wiederholungen und Halbsätzen geschaffen. Mit seinen beiden wichtigen Vertretern Schiller und Goethe entwickelte sich der Sturm und Drang weiter und ging in die Weimarer Klassik über.

Zwei gegensätzliche Anschauungen hatten das 18. Jahrhundert bewegt: die Aufklärung und eine gefühlsbetonte Strömung, die durch den Sturm und Drang vertreten wurde. Die Weimarer Klassik ist eine Verschmelzung dieser beiden Elemente. Die Weimarer Klassik nahm ihren Anfang mit Goethes Italienreise im Jahr 1786 und endete mit Goethes Tod im Jahr 1832. Das Zentrum der Weimarer Klassik lag in Weimar. Oft wird die Epoche auch nur als Klassik bezeichnet. In Anlehnung an das antike Kunstideal wurde in der Weimarer Klassik nach Harmonie, Vollkommenheit, Humanität und der Übereinstimmung von Form und Inhalt gesucht. Charakteristisch ist ein hohes Sprachniveau und eine reglementierte Sprache. Diese reglementierte Sprache verdeutlicht im Vergleich zum natürlichen Sprachideal der Literaturepoche des Sturm und Drang mit all seinen Derbheiten den Ausgleich zwischen Vernunft und Gefühl. Die Autoren haben in der Klassik auf Gestaltungs- und Stilmittel aus der Antike zurückgegriffen. Die populärsten Schriftsteller der Weimarer Klassik sind Friedrich Schiller und Johann Wolfgang von Goethe. Andere Schriftsteller der Weimarer Klassik sind Johann Gottfried Herder und Christoph Martin Wieland. Die beiden zuletzt genannten arbeiteten aber jeweils für sich. Einen konstruktiven Austausch im Sinne eines gemeinsamen Arbeitsverhältnisses gab es nur zwischen Schiller und Goethe.

Das 41 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 8 Versen mit nur einer Strophe. Die Gedichte „Amytnas“, „An Annetten“ und „An Belinden“ sind weitere Werke des Autors Johann Wolfgang von Goethe. Zum Autor des Gedichtes „Wandrers Nachtlied“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 1618 Gedichte vor.

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