Wanderung von Paul Haller

Laß mich mit dir wandern –
Fern tun sich neue Berge auf,
Weit gähnt der Weg und windet sich
Durch Steingefild und Felsenschlucht.
Doch Hand in Hand, gebückt und froh,
Erobern wir die erste Fluh.
Schau’n nie zurück und halten fest,
Gestützt auf mich, gestützt auf dich,
Bald du voran, bald ich voraus, –
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Das Hinten ist ein totes Land.
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Und Rechts und Links gehört uns nicht.
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Gib einen Blick aus klarem Aug,
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Vernimm ein Wort aus treuem Sinn:
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Sei niemals hier, sei immer dort,
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Und glaube, was ich morgen bin.
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Tut wo ein stiller Grund sich auf,
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So küß mich, ohne still zu stehn,
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Denn Grund an Grund und Berg an Berg
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Und Welt an Welten sind vor uns.
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Es weht ein Geist, der rastet nie,
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Schwingt jauchzend sich von Stern zu Stern
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Und feiert selbst im Himmel nicht.
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Denn Leben heißt: Unendlichkeit!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.5 KB)

Details zum Gedicht „Wanderung“

Autor
Paul Haller
Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
23
Anzahl Wörter
143
Entstehungsjahr
nach 1898
Epoche
Naturalismus

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichts ist der schweizerische Dichter Paul Haller, der von 1882 bis 1920 lebte. Folglich lässt sich das Gedicht in die Epoche des frühen 20. Jahrhunderts einordnen.

Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht wie eine Reise oder eine Wanderung durch unbekanntes Gelände, welche metaphorisch für Lebenswege und persönliche Entwicklungen steht.

Inhaltlich thematisiert das Gedicht eine Wanderung oder Reise des lyrischen Ichs mit einer Begleitung, wahrscheinlich einem geliebten Menschen. Der Fokus liegt dabei auf dem steten Voranschreiten, auf dem Miteinander und der gemeinsamen Bewältigung schwieriger Bedingungen. Es wird betont, dass nicht zurück- oder zur Seite geschaut wird, sondern immer nach vorne. Die Aussage „Das Hinten ist ein totes Land“ deutet auf eine Vergangenheit hin, die für das lyrische Ich keine Relevanz mehr hat. Das lyrische Ich scheint seinem Partner zu sagen, er solle im Hier und Jetzt leben, in der Vorfreude, was die Zukunft bringt. Der Schluss des Gedichts bringt eine Art Lebensphilosophie zum Ausdruck: „Denn Leben heißt: Unendlichkeit!“ Hier wird die nie endende Bewegung und Entwicklung des Lebens hervorgehoben.

Form und Sprache des Gedichts sind relativ einfach und direkt. Die Sprache ist lebendig und mit bildreichen Metaphern und Vergleichen gespickt, die die Natur beschreiben. Das Gedicht hat eine klassische Versstruktur und besteht aus zwölf vierzeiligen Strophen. Ein festes Reimschema ist nicht erkennbar, jedoch finden sich vereinzelte Reime und teilweise auch eine alliterative Sprache („Berg an Berg“). Die Worte sind klar und direkt, sie schildern den Weg und seine Hindernisse, aber auch die Hoffnung und die Schönheit der Reise. Im Ganzen unterstützen Form und Sprache die Botschaft des Gedichts, nämlich das kontinuierliche Voranschreiten im Leben und die Betonung des gemeinsamen Weges und der Verbundenheit zwischen den Wandernden.

Weitere Informationen

Paul Haller ist der Autor des Gedichtes „Wanderung“. Im Jahr 1882 wurde Haller in Rein bei Brugg geboren. Zwischen den Jahren 1898 und 1920 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Aarau. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Naturalismus zuordnen. Der Schriftsteller Haller ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 143 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 23 Versen. Paul Haller ist auch der Autor für Gedichte wie „Abend“, „Abseits (Haller)“ und „Adie Wält“. Zum Autor des Gedichtes „Wanderung“ haben wir auf abi-pur.de weitere 65 Gedichte veröffentlicht.

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