Waldweben von Frank Wedekind

Zwischen duftigen Büschen
Stieß ich auf einen Quell;
Meinen Mund zu erfrischen,
Dünkt er mich rein und hell.
 
Als ich mich satt getrunken,
Träumend wankt’ ich zur Stadt,
Bin aufs Lager gesunken,
Fiebernd und todesmatt.
 
Hat kein Arzt sich gefunden,
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Dessen Kunst mich geheilt;
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Werd’ auch nimmer gesunden,
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Bis mich der Tod ereilt. –
 
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Ei du mein durstiger Knabe,
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Streife nicht durchs Gebüsch;
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Bleib bei der Mutter und labe
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Fromm dich am Kaffeetisch.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24 KB)

Details zum Gedicht „Waldweben“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
72
Entstehungsjahr
1905
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Waldweben“ wurde von Frank Wedekind verfasst, einem deutschen Dramatiker und Lyriker, der von 1864 bis 1918 lebte. Er wird zu den Vertretern der literarischen Moderne gezählt und dem späten 19. bis frühen 20. Jahrhundert zugeordnet.

Auf den ersten Blick erscheint das Gedicht als bruchstückhafte Erzählung eines im Wald getrunkenen Quellwassers, das überraschend krank macht. Es besteht aus vier Strophen mit jeweils vier Versen und folgt somit einer klaren Struktur.

Im ersten Absatz entdeckt das lyrische Ich einen Quell im Wald, der es aufgrund seiner scheinbaren Reinheit und Helligkeit dazu verführt, davon zu trinken. Der darauffolgende Absatz erzählt, dass das lyrische Ich nach dem Trinken des Wassers krank und schwach in die Stadt zurückkehrt und zu Bett geht. In der dritten Strophe offenbart das lyrische Ich, dass keine medizinische Behandlung zu seiner Genesung beigetragen hat und es damit vermutet, dass es nicht mehr gesund werden wird, bis es stirbt. In der letzten Strophe richtet es sich direkt an „mein durstiger Knabe“ und warnt ihn davor, im Gebüsch herumzustreifen und stattdessen zu Hause bei der Mutter zu bleiben und sich „fromm“ mit Kaffee zu laben.

Mit dieser direkten Ansprache wird dem Gedicht eine moralisierende Wendung gegeben. Es scheint, als solle der „durstige Knabe“ - möglicherweise ein Metapher für junge, unerfahrene Menschen - durch die Erfahrung des lyrischen Ichs eine Lehre ziehen. Die bohrende Frage bleibt, warum das Wasser den Erzähler krank gemacht hat und welche tieferen Bedeutungen hier am Werk sein könnten.

Wedekinds Sprache ist dabei einfach und unprätentiös. Seine Wahl von direkten und deutlichen Wörtern, kombiniert mit dem kinderliedartigen Rhythmus, ergibt eine interessante Gegenüberstellung zur düsteren Thematik des Gedichts. Diese Kombination könnte darauf hinweisen, dass der Autor auf die Ironie zwischen der scheinbaren Unschuld und der Realität des Lebens hinweisen will.

Insgesamt kann „Waldweben“ als eine Art düstere Fabel gelesen werden - eine poetische Erzählung, die durch symbolische Elemente das Lesepublikum zur Vorsicht ermahnt.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Waldweben“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Frank Wedekind. Geboren wurde Wedekind im Jahr 1864 in Hannover. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1905. Der Erscheinungsort ist München. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Moderne zugeordnet werden. Der Schriftsteller Wedekind ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 72 Worte. Die Gedichte „Albumblatt“, „Allbesiegerin Liebe“ und „Alte Liebe“ sind weitere Werke des Autors Frank Wedekind. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Waldweben“ weitere 114 Gedichte vor.

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