Waldidyll von Otto Ernst

Voll Haß und Unrast lief ich in den Wald:
Mein Herz war heiß; die Welt war tot und kalt.
Du, Bächlein, bist so wild und kraus wie ich!
Komm, schäumender Gesell, und lehre mich: –
Du gleitest singend über Blum’ und Moos –
Was ist im großen Weltenspiel dein Los?
Und sprühend, perlend klang es aus dem Schaum,
Ein Lied, die Welle sang es wie im Traum:
 
„Im Schoß der Berge kurze Stunden träumen,
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Ein froher Sprung von steilem Hange her –
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An starren Felsenklippen sich zerschäumen –
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Und seinem Selbst entsagen fern im Meer.“
 
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Noch lange horcht’ ich. Klang’s vom Himmel her?
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„Und seinem Selbst entsagen fern im Meer.“
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.1 KB)

Details zum Gedicht „Waldidyll“

Autor
Otto Ernst
Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
107
Entstehungsjahr
1907
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Waldidyll“ ist von Otto Ernst, einem deutschen Dichter und Schriftsteller, der von 1862 bis 1926 lebte. Dies zeugt von einer zeitlichen Einordnung in das späte 19. und frühe 20. Jahrhundert, eine Epoche, die vom Realismus und der Moderne geprägt war.

Der erste Eindruck des Gedichtes ist emotional und erzählt von einem inneren Kampf des lyrischen Ichs. Inhaltlich besteht das Gedicht aus der Schilderung eines inneren Zustandes und dem Wunsch nach Veränderung. Das lyrische Ich stürmt voller Hass und Unruhe in einen Wald und hat dabei ein klares Feindbild: die kalte, tote Welt. Mit Hilfe einer personifizierten Bach-Metapher versucht das lyrische Ich, seine innere Unruhe zu bearbeiten.

Im Verlauf des Gedichts strömt das lyrische Ich seine Gefühle aus, offenbart seine Unzufriedenheit mit der Welt und seiner eigenen Situation und sucht Trost und Antworten in der Natur, die hierbei den Platz der Weisheit und der Lösungen einnimmt. Der zentrale Teil des Gedichts beschäftigt sich mit der Reflektion über das „große Weltenspiel“ und dem Los des fließenden Baches, der trotz aller Hindernisse niemals aufhört zu fließen und letztlich seinen eigenen Willen im Meer aufgibt.

Die Sprache ist stark bildhaft, und die Natur wird als Spiegel des eigenen emotionalen Zustandes genutzt. Ernst nutzt das Wasser des Baches als Metapher für Lebenskraft, Freiheit, aber auch Vergänglichkeit und Selbstaufgabe. Insbesondere die Verwendung der Wellenmetaphorik in der zweiten Strophe suggeriert das Leben als einen Zyklus von Aufstieg und Untergang, was auf eine existenzialistische Perspektive hinweisen könnte.

Die Form des Gedichts ist klar strukturiert mit drei Strophen, dabei haben die erste und zweite Strophe acht und vier Verse und die letzte lediglich zwei Verse. Dies könnte eine bewusste Wahl von Otto Ernst sein, um die Entwicklung des lyrischen Ichs von einer chaotischen, überwältigtend emotionalen Situation hin zur einer endgültigen, klaren und ruhigen Erkenntnis zu reflektieren.

Zusammenfassend ist „Waldidyll“ ein Gedicht, in dem das lyrische Ich eine intensive Auseinandersetzung mit seiner eigenen Existenz und der Bedeutung des Lebens reflektiert. Die Reise durch den Wald und der Dialog mit der Natur führen zu einer universellen Erkenntnis, wobei die Sprache und Form des Gedichts die innere Umwandlung des lyrischen Ichs effektiv widerspiegeln.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Waldidyll“ des Autors Otto Ernst. Der Autor Otto Ernst wurde 1862 in Ottensen bei Hamburg geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1907 zurück. Erschienen ist der Text in Leipzig. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Moderne zuordnen. Bei Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit der Zuordnung. Die Auswahl der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und muss daher nicht unbedingt richtig sein. Das vorliegende Gedicht umfasst 107 Wörter. Es baut sich aus 3 Strophen auf und besteht aus 14 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Otto Ernst sind „Angelika“, „Auf dem Morgengange“ und „Auflösung“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Waldidyll“ weitere 64 Gedichte vor.

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