Vornehme Herren-Bar von Joachim Ringelnatz
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Weite Welt auf schmalem Fleck. — |
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Wohlerzogen grüßt der Mixer. |
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Jeder Griff — der kürzeste zum Zweck — |
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Ist ein wohlgefälliger und fixer. |
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Zwingt das nahe vis-à-vis |
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Zum Belauschen, zum Studieren; |
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Reizt die Neugier zum Probieren |
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Und bewegt die Phantasie |
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Zum Vergleichen. |
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Altberühmteste Gefäße |
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Mit geheimnisvollen Zeichen |
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Speien etwas Majestät |
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Knapp und rein wie gute Späße |
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In gepflegtes Mischgerät. |
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„Wenn ein Armer jetzt hier säße!...?“ |
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Fragt Sentimentalität. |
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Doch die fragt sentimental. |
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Solche Bar hat hohe Sitze. |
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Hinter international |
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Abgeklärtem Meisterwitze |
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Schlägt ihr Herz diskret neutral. |
Details zum Gedicht „Vornehme Herren-Bar“
Joachim Ringelnatz
5
21
82
1932
Moderne,
Expressionismus
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Vornehme Herren-Bar“ wurde von Joachim Ringelnatz geschrieben, einem deutschen Schriftsteller und Kabarettist, der von 1883 bis 1934 lebte. Dies fällt damit in eine Epoche, die allgemein als „Modernismus“ beschrieben wird und sich durch eine Vielfalt an neuen literarischen und künstlerischen Ansätzen auszeichnet. Ringelnatz ist bekannt für seine komische Lyrik, die oft soziale Beobachtungen und Alltagsszenen nutzt, um tiefergehende philosophische oder gesellschaftliche Themen zu erörtern.
Eine erste Lektüre des Gedichts bietet den Eindruck eines lebendigen und detailreichen Porträts einer Bar, die einem exklusiven und anspruchsvollen Publikum Bedient. Der Mixer (Barkeeper) wird als geschickt und „wohlerzogen“ dargestellt, und die gesamte Szene scheint auf einem hohen Niveau von Raffinesse und Eleganz zu operieren.
Das lyrische Ich im Gedicht könnte einerseits ein Besucher der Bar sein, der das Geschehen beobachtet und kommentiert. Es scheint die Vornehmheit und Professionalität der Location zu bewundern und betont die Neugier und Beobachtungsgabe, die von der Umgebung gefordert werden und die Phantasie anregen. Es wird auch eine Reflexion über den gesellschaftlichen Kontext der Szene vorgenommen, als es die Frage aufwirft: „Wenn ein Armer jetzt hier säße!...?“. Hier zeigt sich ein Bewusstsein für die Kluft zwischen den Glücklichen und den Armen, die auf selbstreflexive und ironische Weise zum Ausdruck kommt.
Das Gedicht ist in fünf Strophen unterteilt, mit variiertem Versmaß in den Strophen. Die Sprache des Gedichts ist eher einfach, aber seine präzisen Beschreibungen und metaphorischen Anspielungen verleihen ihm Tiefe. Die Verse sind dicht und knapp gehalten, was eine Art Eindringlichkeit hervorruft. Ringelnatz nutzt Rhythmus und Reim, um einen hämmernden Ton zu erzeugen, der die Aufmerksamkeit des Lesers auf die prägnanten und oft provokativen Aussagen des lyrischen Ichs lenkt. Insgesamt ist „Vornehme Herren-Bar“ ein Gedicht, das die Oberflächlichkeit und Künstlichkeit sozialer Institutionen aufdeckt und durch seine einfache aber wirkungsvolle Sprache und Form Kritik übt.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Vornehme Herren-Bar“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Joachim Ringelnatz. Geboren wurde Ringelnatz im Jahr 1883 in Wurzen. Im Jahr 1932 ist das Gedicht entstanden. Erschienen ist der Text in Berlin. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Moderne oder Expressionismus zugeordnet werden. Ringelnatz ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen. Das Gedicht besteht aus 21 Versen mit insgesamt 5 Strophen und umfasst dabei 82 Worte. Weitere Werke des Dichters Joachim Ringelnatz sind „Abgesehen von der Profitlüge“, „Abglanz“ und „Abschied von Renée“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Vornehme Herren-Bar“ weitere 560 Gedichte vor.
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Zum Autor Joachim Ringelnatz sind auf abi-pur.de 560 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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