Vorm Brunnen in Wimpfen von Joachim Ringelnatz

Du bist kein du,
Wasser. – Hättest nicht ruh,
Mich auszuhören.
Ihr fließet immerzu
Und immer weiter und möglichst weit.
 
Wie euch der Brunnen aus eisernen Röhren
In den heißen Althäuserplatz speist,
Erdengeläutert und ausgekühlt;
Da ihr alte und neue Zeit
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Und den Himmel abkonterfeit, –
 
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Siehet mein durstiges Staunen
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In euch doch immerzu andre.
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Immer wieder mit über den Rand gespühlt,
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Fängt es aus eurem Raunen
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Nur eines auf: Wandre!
 
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Von euch möcht ich trinken.
 
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Ihr würdet lau, wenn ihr stehen bliebt,
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Ihr würdet trüb. Ihr würdet verweilend
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Faulen und stinken.
 
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Was kümmert’s euch, daß ein Mensch euch liebt.
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Dauernd zerteilt euch selber enteilend,
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Seid ihr getrieben ein treibendes
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Ganzes, rein bleibendes.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.7 KB)

Details zum Gedicht „Vorm Brunnen in Wimpfen“

Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
23
Anzahl Wörter
112
Entstehungsjahr
1933
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Vorm Brunnen in Wimpfen“ wurde von Joachim Ringelnatz verfasst, der in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts lebte und arbeitete, genauer gesagt von 1883 bis 1934. Dieses Gedicht gibt den Eindruck, dass der Dichter in tiefer Reflexion und Beobachtung ist, indem er das Fließen von Wasser durch einen Brunnen auf einem Platz beschreibt.

Inhaltlich geht es in dem Gedicht um die fortlaufende Bewegung und Veränderung, repräsentiert durch das fließende Wasser aus einem Brunnen. Dabei spricht das lyrische Ich das Wasser direkt an – „Du bist kein du, Wasser.“ – und stellt fest, dass Wasser ständig fließt und sich verändert, nie ruht, und somit auch sein eigenes Selbstbild und Verständnis von Zeit und Raum auf den Kopf stellt. Mit der Aufforderung „Wandre!“ in der dritten Strophe gibt das lyrische Ich auch seine Bewunderung und seinen Wunsch nach ständiger Bewegung und Veränderung zu erkennen, was in „Von euch möcht ich trinken.“ bekräftigt wird. Gleichzeitig stellt der Dichter fest, dass stehendes Wasser, welches sich nicht verändert, trüb wird und faulen kann.

Die Form des Gedichts besteht aus sechs Strophen mit unterschiedlicher Anzahl von Versen. Sie variiert zwischen einem und fünf Versen, was der fließenden und sich ständig verändernden Natur des Wassers entsprechen könnte. Die Sprache des Gedichts ist recht einfach und direkt, aber auch metaphorisch, indem das Wasser als Symbol für ständige Bewegung, Veränderung und Reinheit verwendet wird.

Fazit: In dem Gedicht „Vorm Brunnen in Wimpfen“ unternimmt Joachim Ringelnatz eine Reflexion über das ständige Fließen und die Veränderung - repräsentiert durch das Wasser. Dabei verbildlicht er, dass Stillstand und Verharren zu Trübheit und Fäulnis führen. Dies ist sowohl eine Wertschätzung der beständigen Bewegung als auch eine Art Lebensweisheit - nämlich, dass Veränderung und Wandlung essenziell sind.

Weitere Informationen

Joachim Ringelnatz ist der Autor des Gedichtes „Vorm Brunnen in Wimpfen“. Ringelnatz wurde im Jahr 1883 in Wurzen geboren. 1933 ist das Gedicht entstanden. In Berlin ist der Text erschienen. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Moderne oder Expressionismus zugeordnet werden. Ringelnatz ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen. Das vorliegende Gedicht umfasst 112 Wörter. Es baut sich aus 6 Strophen auf und besteht aus 23 Versen. Weitere Werke des Dichters Joachim Ringelnatz sind „7. August 1929“, „Abendgebet einer erkälteten Negerin“ und „Abermals in Zwickau“. Zum Autor des Gedichtes „Vorm Brunnen in Wimpfen“ haben wir auf abi-pur.de weitere 560 Gedichte veröffentlicht.

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