Auf Chloes Geburtstag von Johann Christoph Friedrich Haug

den 4. Januar

Ein schöner Tag entsteigt dem Meere!
Zwar kalt und trüb und überschneyt
Schrökt uns sein Anblick schon: doch heut
Behaupt ich, was du willst, behaupt ich dir zur Ehre,
Der allerschönste Tag im May
Kommt lange nicht dem Wintertage bey!
 
May wars, als einst dem blauen Meere
Frau Venus lobesan entstieg!
Schön blieb der Tag zu ihrer Ehre
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Und Monath May behielt den Sieg.
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Die Götter prahlten mit dem Weibe,
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Das ihre Macht vereint erschuf:
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Da zürnte die Natur, und sprach: zum Zeitvertreibe
 
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Schaff ich ein schönres Ding, und nur aus Schnee – Seht zu,
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Ihr Herren insgesamt! – Sie schuf, und da wardst du!
 
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Doch, liebes Mädchen! komm, und laß die Narren stehen,
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Du bist zu schön zur Schmeicheley!
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Man mag sie, wie man will, auf alle Seiten drehen,
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So ist sie, leider! nicht mehr neu!
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Mein Herz verlangt noch mehr als nur dich schön zu sehen,
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Wann diese Schönheit gleich mein schwächres Aug entzükt:
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Die Freundschaft wünscht dir: Sey beglükt!
 
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Der Mädchen Glük – darf ich es wagen,
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Worinn ihr Glük besteht, dir nur ins Ohr zu sagen?
 
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Du weißst’s doch selbst! – bald sey es dein!
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Ihm folgen Jahre voll von Freuden
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Ihm folg ein Leben zum beneiden,
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Und ewig soll diß Leben seyn.
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Dann müsse sich ein Freund bey deiner Freude freu’n,
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Und dieser Plaz bey dir – sey mein!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.5 KB)

Details zum Gedicht „Auf Chloes Geburtstag“

Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
30
Anzahl Wörter
221
Entstehungsjahr
1782
Epoche
Aufklärung,
Empfindsamkeit,
Sturm & Drang

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Auf Chloes Geburtstag“ wurde von dem deutschen Dichter Johann Christoph Friedrich Haug verfasst, der von 1761 bis 1829 lebte. Somit lässt sich das Werk zeitlich in die Epoche der Aufklärung einordnen.

Gleich beim ersten Lesen wird klar, dass das Gedicht eine Geburtstagswendung für eine Frau namens Chloe darstellt. Der Autor benutzt den Anbruch eines Winters, um die Schönheit und Einzigartigkeit Chloes hervorzuheben. Er stellt sie sogar der Schönheit der Venus überlegen und preist ihre Erhabenheit über die alltäglichen Konzepte von Schönheit.

Inhaltlich scheint das lyrische Ich von der Schönheit Chloe's hin und weg zu sein und spielt dabei auf Naturmotive an. Es beschreibt die Geburt eines schönen, aber kalten und verschneiten Tages als Metapher für Chloe's Birth. Es erhält diesen Tag in höchstem Maße und stellt ihn sogar über den schönsten Tag im Mai. In einer Anspielung auf die mythologische Geburt der Venus, die im Mai geboren wurde, behauptet das lyrische Ich, dass Nature Chloe als etwas noch Schöneres als Venus geschaffen hat, aber nicht aus dem Meer, sondern aus dem Schnee.

Das Gedicht hat eine unregelmäßige Form mit verschiedenen Strophenlängen und ein unregelmäßiges Reimschema, aber es benutzt durchgehend Endreime. Die Sprache des Gedichts ist recht gehoben und poetisch mit einer Reihe von Vergleichen und Metaphern. Das lyrische Ich verwendet die Form der direkten Ansprache, um Chloe anzusprechen, und expressiven Sprachgebrauch, um seine Bewunderung für sie und ihre Schönheit auszudrücken. Dabei ist auffällig, dass das lyrische Ich nicht nur die äußerliche Schönheit Chloe's lobt, sondern auch ihr zukünftiges Glück und ihre innere Schönheit wünscht, was ein deutlicher Hinweis auf seine tieferen Gefühle für Chloe ist.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Auf Chloes Geburtstag“ ist Johann Christoph Friedrich Haug. 1761 wurde Haug in Niederstotzingen geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1782 entstanden. Der Erscheinungsort ist Stuttgart. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Aufklärung, Empfindsamkeit oder Sturm & Drang zuordnen. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das Gedicht besteht aus 30 Versen mit insgesamt 6 Strophen und umfasst dabei 221 Worte. Johann Christoph Friedrich Haug ist auch der Autor für Gedichte wie „Minnelied“ und „Peter“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Auf Chloes Geburtstag“ weitere 10 Gedichte vor.

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