Volkers Lied von Louise Otto-Peters

1	Mir war als hört’ ich scharren viel wilder Rosse Huf,
2	Es rasselte Schild und Barren, es tönte Hörnerruf,
3	Und hei! nach alter Weise kam ich herbei geschwind,
4	Es gilt ein Lied zum Preise der Siegelinde Kind.
5	Die reichen Königshelden, Schilbung und Nibelung,
6	So thut die Märe melden, schlug Siegfried kühn und jung,
7	Den Hort der Nibelungen erwarb sich seine Hand,
8	Schwert Balmung hat errungen der Held aus Niederland.
9	Aus einem hohlen Berge holt er hervor den Hort,
10	Albrich, dem mächt’gen Zwerge, riß er die Kappe fort.
11	Die alle, die sie tragen, unsichtbar machen kann;
12	Heil sei in allen Tagen solch kühnem, tapfern Mann!
13	Nun sprach von hoher Minne er manches süße Wort –
14	Sei’s auch im andern Sinne ein Nibelungenhort,
15	Ein Hort, der nimmer endet, wie viel Ihr nehmt und gebt,
16	Der ewig treu verpfändet in zweien Herzen lebt.

Details zum Gedicht „Volkers Lied“

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Volker's Lied“ ist von Louise Otto-Peters, einer deutschen Schriftstellerin und wichtigen Vertreterin der Frauenbewegung, die Zeit ihres Lebens zwischen 1819 und 1895 lebte. Bei einer ersten Betrachtung des Gedichts fällt sofort die Anspielung auf die germanische Heldensage der Nibelungen auf. Es erinnert an ein Volkslied oder eine Ballade und wirkt kraftvoll und heroisch.

Der Inhalt des Gedichts orientiert sich im Wesentlichen an der Siegfried-Sage der Nibelungen. Das lyrische Ich beginnt damit, dass es ein Geschehen oder Kampfgetümmel hört und greift auf den Brauch zurück, Lieder zur Lobsingung von Helden zu komponieren. Es schildert das Heldenstück von Siegfried, der die reichen Königshelden Schilbung und Nibelung besiegt und dadurch den Schatz der Nibelungen, den Nibelungenhort, gewinnt. Ebenfalls wird von Siegfrieds Heldentum und Tapferkeit erzählt, da er es schafft, dem mächtigen Zwerg Albrich eine magische Kappe zu entreißen, die den Träger unsichtbar machen kann. Im letzten Abschnitt wird der Nibelungenhort metaphorisch benutzt um eine ewig währende Liebe zu beschreiben, die ewig in den Herzen der Liebenden verankert ist.

Oft haben die Werke von Louise Otto-Peters einen sozialpolitischen Hintergrund, doch dieses Gedicht scheint eher ein reines Loblied auf Siegfried und die Liebe zu sein. Sie benutzt die Nibelungensage um Themen wie Tapferkeit, mutiges Handeln und letztlich auch die Liebe zu besingen.

Formal besteht das Gedicht aus vier Strophen, jede Strophe besteht aus vier Versen, eine klassische Balladenform. Die Sprache ist archaisch und erinnert sowohl vom Wortschatz als auch vom Stil her stark an mittelalterliche Heldenepen oder Volkslieder. Der Gebrauch von alten Ausdrücken wie „Märe“ (Sage, Gerücht) oder „Balmung“ (ein legendäres Schwert in der Nibelungensage) unterstreicht diesen Eindruck. Die poetischen Bilder, wie das wilde Scharren der Pferde oder das Rasseln von Schild und Barren, sowie die heroische Darstellung von Siegfried, tragen zur intensiven Atmosphäre des Gedichts bei. Sie spiegeln die heroische Stimmung der Nibelungensage wider und lassen den Leser in diese Welt eintauchen.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Volkers Lied“ der Autorin Louise Otto-Peters. Otto-Peters wurde im Jahr 1819 in Meißen geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1850 entstanden. Der Erscheinungsort ist Leipzig. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten der Autorin her kann der Text der Epoche Realismus zugeordnet werden. Prüfe bitte vor Verwendung die Angaben zur Epoche auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epoche ist auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich Literaturepochen zeitlich überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung häufig mit Fehlern behaftet. Das 140 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Louise Otto-Peters ist auch die Autorin für das Gedicht „An Alfred Meißner“, „An August Peters“ und „An Byron“. Zur Autorin des Gedichtes „Volkers Lied“ haben wir auf abi-pur.de weitere 106 Gedichte veröffentlicht.

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• Am Schluß des Jahres 1849
• Am längsten Tage
• An Alfred Meißner
• An August Peters
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• An Georg Herwegh
• An Ludwig Börne
• An Richard Wagner
• Auf dem Kynast

Zum Autor Louise Otto-Peters sind auf abi-pur.de 106 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.