Voar Ahla stoht a Linda von Michel Buck

Voar Ahla stôht a Linda,
A Linda mächtig alt,
Zua deanar menger Pilger
In seini Näuta wallt.
 
Sie birgt im Nascht en Kerker,
Im Naschtloch hohl und foul,
Dô sitzt der Heiland gfanga
Wohl an der Matersoul.
 
Sei’ Blick ischt zum Verbarma,
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Daß s Heaz oim mächtig klopft
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Und s Wasser uß die Auga
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Voar Loid und Jomer tropft.
 
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O i verstand sei’ Klaga,
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Miar saits jô sei’ Geduld:
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„Daß i so schwer muaß leida,
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Bischt du, o Sünder, schuld.“
 
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Nôch isch mer d Wealt a Grousa
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Mit äller iahrer Luscht,
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I fall uffs Bänkle nieder
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Und klopf betrüabt an d Bruscht.
 
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Und z Ahla voar der Linda,
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Dô stôht ma’ trourig na’
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Doch fröhle gôht ma’ weiter,
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Drum kaihr i geara a’.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.7 KB)

Details zum Gedicht „Voar Ahla stoht a Linda“

Autor
Michel Buck
Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
123
Entstehungsjahr
bis 1888
Epoche
Realismus,
Naturalismus

Gedicht-Analyse

Dieses Gedicht wurde von Michel Buck, einem deutschen Chronisten und Mundartdichter aus dem 19. Jahrhundert verfasst. Buck ist vor allem für seine alemannischen Gedichte bekannt, die er in der Mundart der Region Baden-Württemberg verfasste.

Unser erster Eindruck von diesem Gedicht ist geprägt von der charakterististischen Alemannischen Mundart, in der es verfasst ist. Hierdurch wird dem Leser vermittelt, dass es sich um etwas Lokales, Traditionelles handelt, was die Atmosphäre und die Emotionen des Gedichts noch vertieft.

Inhaltlich geht es in dem Gedicht um eine alte Linde („Linda“), die vermutlich als lokale Sehenswürdigkeit oder Treffpunkt dient. Sie zieht viele Menschen an („Pilger“), die in ihren Bann gezogen werden. Es wird die Vorstellung erweckt, dass der gekreuzigte Jesus („der Heiland“) in einer Höhle im Baum leidet, möglicherweise als Symbol für verstecktes oder unerkanntes Leid. Es wird Sorge und Anteilnahme für den leidenden Heiland ausgedrückt und die Schuld für dieses Leid dem Sünder zugeschrieben.

Formal besteht das Gedicht aus sechs Strophen zu je vier Versen. Die Sprache ist volksnah und bildhaft, die Reime sind gut eingebettet. Die Alemannische Mundart gibt dem Gedicht Authentizität und schafft eine vertraute Atmosphäre.

Insgesamt scheint dieses Gedicht einen Appell zur Buße und Reue darzustellen, sowie eine Einladung, sich seiner Verfehlungen bewusst zu werden und sein Leid dem Erlöser Jesus Christus darzubringen. Der Baum, in diesem Fall eine Linde, wird oft als Symbol für Standhaftigkeit, Stärke und Schutz verwendet, die in diesem Gedicht angesprochen werden. Zusätzlich könnte die Linde auch als Metapher für das Kreuz Christi gesehen werden.

Weitere Informationen

Michel Buck ist der Autor des Gedichtes „Voar Ahla stoht a Linda“. Im Jahr 1832 wurde Buck in Ertingen, Oberamt Riedlingen geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1888 zurück. In Stuttgart ist der Text erschienen. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Realismus oder Naturalismus zugeordnet werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Basis geschehen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben bei Verwendung. Das 123 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 6 Strophen. Michel Buck ist auch der Autor für Gedichte wie „Auf den Tod meines lieben Söhnleins Hermann“, „Auf den Tod meines lieben siebenjährigen Töchterchens Hilda Antonia“ und „Auf die Beerdigung meines Schwähers“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Voar Ahla stoht a Linda“ weitere 56 Gedichte vor.

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