Visionen von Ada Christen

Es zuckt durch meine Seel’ ein Blitz
Mit gelben unheimlichen Flammen,
Er leuchtet wie der Verzweiflung Witz,
Er zischet wie kaltes Verdammen,
Er zeigt mir in seinem fahlen Licht
Nur einen einz’gen Gedanken:
Ich seh’ ein weißes Todtengesicht
Auf dem Wasser im Sturme schwanken!
Und immer taucht es wieder empor,
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So weiß – so schön – so erhaben! ...
11 
O, daß es öde wär’, wie zuvor,
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In der Tiefe Alles begraben! –
 
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II.
 
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Wesen, kleines, längst verklärtes,
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Stern in meines Lebens Nacht,
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Reingeliebtes, heißentbehrtes,
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Sprich zu mir im Traume sacht!
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Schlinge Deine kleinen Arme
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Um die Brust so glückberaubt,
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An mein Herz, das lebenswarme,
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Leg’ Dein todtes kaltes Haupt!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.4 KB)

Details zum Gedicht „Visionen“

Autor
Ada Christen
Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
21
Anzahl Wörter
106
Entstehungsjahr
1870
Epoche
Realismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht heißt „Visionen“ und wurde von Ada Christen verfasst, die von 1839 bis 1901 lebte. Sie war eine österreichische Schriftstellerin, die für ihre Gedichte und Prosa bekannt ist und einen bedeutenden Beitrag zur Literatur des 19. Jahrhunderts geleistet hat.

Der erste Eindruck des Gedichts erweckt ein Gefühl von Melancholie, Trauer und Dramatik. Es scheint ziemlich düster und beinhaltet starke Gefühle und Visionen, was entsprechend seines Titels ist.

Inhaltlich besteht das Gedicht aus zwei Teilen. Im ersten Teil beschreibt das lyrische Ich eine blitzartige Zustandsveränderung in der Seele, die durch erschreckende, gruselige Flammen symbolisiert wird. Es wird eine intensive Vision von einem toten Gesicht auf dem Wasser offenbart, das immer wieder erscheint und anscheinend Ruhe und Begräbnis in der Tiefe der See wünscht. Im zweiten Teil richtet sich das lyrische Ich an ein verstorbenes geliebtes Wesen, vermutlich ein Kind, und bittet es, im Traum zu erscheinen und hofft auf ein Gefühl der Wärme und Nähe durch diese Verbindung.

Die Diktion des Gedichts ist ausdrucksstark und emotional beladen. Es ist in Form von freien Versen geschrieben und zeigt ein hohes Maß an Emotion und Intensität. Die Wortwahl ist kraftvoll und visuell, mit starke Bilder und Metaphern, wie „gelben unheimlichen Flammen“ und „weisses Todtengesicht“. Diese Bilder weisen auf die heftige Emotion hin, die das lyrische Ich durchmacht.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass „Visionen“ ein berührendes und bewegendes Gedicht ist, das tiefe Trauer und Sehnsucht nach Verbindung und Trost ausdrückt. Die emotionale Intensität und die starke Bildsprache machen es zu einem eindrucksvollen Beispiel für die lyrische Kraft von Ada Christen.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Visionen“ stammt aus der Feder der Autorin bzw. Lyrikerin Ada Christen. 1839 wurde Christen in Wien geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1870 zurück. Erschienen ist der Text in Hamburg. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten der Autorin lassen eine Zuordnung zur Epoche Realismus zu. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das 106 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 21 Versen mit insgesamt 3 Strophen. Weitere bekannte Gedichte der Autorin Ada Christen sind „Alte Feinde“, „Altes Lied“ und „Am Teich“. Zur Autorin des Gedichtes „Visionen“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 81 Gedichte vor.

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