Viertes Fragment von Carl Streckfuß

Sprich, du liebliche Freundinn, wer wieß dir die Pfade des Rechten,
Die du freundlich und leicht wandelst mit sicherem Tritt?
„Geh’ ich die Pfade des Rechten? Ich weiß es nicht, aber es freut’ mich,
Daß mein Walten und Thun recht dir und löblich erscheint.“
Wie? Nie schien es dir schwer auf deinem Wege zu wandeln,
Der die steile Bahn wird von den Menschen genannt?
„Wie das Herz mich geleitet, so bin ich fröhlich gegangen,
Und es leitete mich immer auf ebener Bahn.“
O bewahre dein Herz , die Gabe gütiger Götter,
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Wenige liebten sie so, traue dem theuren Geschenk.
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„Immer traut’ ich ihm auch, es hat mich zum Glücke geleitet,
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Denn es hat mich geführt dir an die liebende Brust.
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Wohl mir! der Göttlichen Huld hat die Gabe verliehen,
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Und die Gabe hat selbst mich beseeligt zum Gott.
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„Aber sprich, wem soll ich nun traun? Du hast mir den Führer
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Ja geraubet, mein Herz gab ich, Geliebter, dir hin.“
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Fühlst die Brust dir nun leer? Schlägt dir nicht im Busen das meine?
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Trau ihm, es hat mich auch immer zum Wahren geführt.
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„Wohl, ich trau ihm! Es heißt mir, mit ewigen Flammen dich lieben,
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Und ich sträube mich nicht gegen das süße Gebot.“
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So auch befiehlt mir das deine, ich ehre die holden Befehle,
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Und so wandeln wir nun beyde die Pfade des Rechts.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25.9 KB)

Details zum Gedicht „Viertes Fragment“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
22
Anzahl Wörter
223
Entstehungsjahr
1804
Epoche
Klassik,
Romantik

Gedicht-Analyse

Das vorgelegte Gedicht stammt von Carl Streckfuß, einem deutschen Dichter, der von 1778 bis 1844 lebte. Streckfuß war ein Vertreter der Spätromantik, daher fällt das Gedicht in das frühe 19. Jahrhundert.

Erster Eindruck: Das Gedicht gibt das Gespräch zwischen zwei Liebenden wieder und ist geprägt von einer tiefen und aufrichtigen Zuneigung. Die Sprache ist formell und erhaben, was der Romantik entspricht.

Inhaltlich handelt das Gedicht von einer Unterhaltung zwischen dem lyrischen Ich und seiner „lieblichen Freundin“. Das lyrische Ich preist seine Geliebte für ihren geradlinigen und tugendhaften Pfad („Pfade des Rechts“) und fragt, wer sie auf diesen Weg geführt hat. Sie antwortet, dass sie nicht sicher ist, ob sie diesen Pfad geht, aber es erfreut sie, dass ihr Handeln als recht und lobenswert angesehen wird.

Sie erklärt, dass sie stets ihrem Herz gefolgt ist und es sie immer auf einer ebenen Bahn geführt hat. Das lyrische Ich ermutigt sie, dieses Herz, das von den Göttern verliehen wurde, zu bewahren und zu vertrauen. Sie gibt zu, dass sie ihr Herz dem lyrischen Ich gegeben hat und fragt, wem sie nun vertrauen soll. Das lyrische Ich versichert ihr, dass sein Herz in ihrer Brust schlägt und sie ihm vertrauen kann, da es sie immer zur Wahrheit führen wird. Beide erklären ihre ewige Liebe zueinander und bestätigen ihre Bereitschaft, gemeinsam den „Pfade des Rechts“ zu beschreiten.

Die Form des Gedichts folgt der Typologie der Romantik mit hochgestellter Sprache und bildhaften, emotionalen Ausdrücken. Der Dialog zwischen dem lyrischen Ich und der Geliebten wechselt in jedem Vers. Die Sprache ist reich an Metaphern, die Werte wie Vertrauen, Liebe und Aufrichtigkeit symbolisieren.

Zusammenfassend ist das Gedicht von Carl Streckfuß eine romantische Darstellung von Liebe und Vertrauen zwischen zwei Menschen, die sich dazu verpflichten, auf einer Tugendpfade durchs Leben zu gehen. Es ist eine Hommage an die Macht des Herzens und an die Gottheit, die es ihnen gegeben hat.

Weitere Informationen

Carl Streckfuß ist der Autor des Gedichtes „Viertes Fragment“. Streckfuß wurde im Jahr 1778 in Gera geboren. Im Jahr 1804 ist das Gedicht entstanden. Erscheinungsort des Textes ist Wien. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Klassik oder Romantik kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben zur Epoche bei Verwendung. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Das vorliegende Gedicht umfasst 223 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 22 Versen. Carl Streckfuß ist auch der Autor für Gedichte wie „Das Leben, ein Räthsel“, „Das Riesenkind“ und „Der Blumenkranz“. Zum Autor des Gedichtes „Viertes Fragment“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 50 Gedichte vor.

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