Vier Worte von Rudolf Lavant

Der du als Proletar geboren –
Wenn du geschnitzt aus echtem Holz,
So geht dir nimmermehr verloren
Der Seele selbstbewußter Stolz,
Denn mag dir noch so vieles mangeln,
Stolz darfst du sein, solang du strebst,
Da eine Welt aus ihren Angeln
Du mit den breiten Schultern hebst.
 
Der du als Proletar geboren -
10 
Bewahre dir im Einerlei
11 
Des Tags den Haß, den du geschworen,
12 
Den Haß für jede Tyrannei.
13 
Die Liebeslitanei der Pfaffen,
14 
Sie trocknet keiner Träne Naß,
15 
Und Wandel kann und Sühne schaffen
16 
Nur ein gesunder, tiefer Haß.
 
17 
Der du als Proletar geboren –
18 
Füllt deine Adern warmes Blut,
19 
So lacht trotz Wällen und trotz Toren
20 
Der Vesten all dein frischer Mut.
21 
Er muß auf deiner Stirne sitzen,
22 
Wenn du kein untertän’ger Knecht;
23 
Er muß aus deinen Augen blitzen,
24 
So lang gebeugt das ew’ge Recht.
 
25 
Der du als Proletar geboren –
26 
Erhalte dir, von Not umringt,
27 
Den Glauben, den du dir erkoren,
28 
Den Glauben, der die Welt bezwingt!
29 
Er wird dein treuer Schirmer werden
30 
In dem entbrannten Riesenstreit;
31 
Durch ihn errichtest du auf Erden
32 
Die Herrschaft der Gerechtigkeit!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25.8 KB)

Details zum Gedicht „Vier Worte“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
32
Anzahl Wörter
178
Entstehungsjahr
nach 1860
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Vier Worte“ wurde von Rudolf Lavant verfasst, einem Schriftsteller, der von 1844 bis 1915 gelebt hat. Der Autor schrieb also in der zweiten Hälfte des 19. und frühen 20. Jahrhunderts, einer Zeit großer Umwälzungen und Klassenkämpfe in Europa.

Der erste Eindruck vom Gedicht ist, dass es sich um einen Aufruf an die Arbeiterklasse handelt, stolz auf ihre Identität zu sein und für ihre Rechte zu kämpfen. Die Motive des Stolzes, des Hasses gegen Tyrannei, des Muts und des Glaubens tauchen immer wieder auf und erzeugen eine Atmosphäre von Entschlossenheit und Kampfeswillen.

Inhaltlich richtet sich Lavant direkt an das „lyrische Ich“, den Proletarier, und gibt ihm eine Reihe von Anweisungen und Ermutigungen. Er fordert ihn auf, stolz auf sein Dasein zu sein und trotz der Härten des Lebens seinen Mut und seinen „gesunden, tiefen Hass“ gegen die Tyrannei beizubehalten. Der Autor betont die Notwendigkeit des Glaubens, der als treuer Beschützer in Zeiten des „Riesenstreits“ gesehen wird. Schließlich wird der Proletarier aufgerufen, durch diesen Glauben eine neue Ordnung der Gerechtigkeit zu errichten.

In Bezug auf Form und Sprache besteht das Gedicht aus vier achtsilbigen Strophen. Jede Strophe beginnt dabei mit der gleichen Anrede „Der du als Proletar geboren –“, die den Aufrufcharakter unterstreicht und die zentrale Figur des Proletariers hervorhebt. Der Sprachstil ist formell und pathetisch, was der ernsten und kämpferischen Botschaft entspricht. Zusätzlich verwendet der Dichter zahlreiche bildhafte Metaphern („eine Welt aus ihren Angeln heben“, „gesunder, tiefer Hass“), um seine Botschaft zu verdeutlichen und emotional zu verstärken.

Zusammenfassend ist „Vier Worte“ von Rudolf Lavant eine kraftvolle und aufrüttelnde Dichtung, die eine Hommage an die Arbeiterklasse darstellt und sie zum Widerstand gegen Ungerechtigkeit auffordert. Der Dichter verwendet kräftige Bilder und emotionale Sprache, um seinen Aufruf zur Gerechtigkeit und zur Überwindung der Tyrannei zu verstärken.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Vier Worte“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Rudolf Lavant. 1844 wurde Lavant in Leipzig geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1860 bis 1915 entstanden. Der Erscheinungsort ist Berlin. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Realismus, Naturalismus, Moderne, Expressionismus oder Avantgarde / Dadaismus zuordnen. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das 178 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 32 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Rudolf Lavant ist auch der Autor für Gedichte wie „An das Jahr“, „An den Herrn Minister Herrfurth Exzellenz“ und „An den Kladderadatsch“. Zum Autor des Gedichtes „Vier Worte“ haben wir auf abi-pur.de weitere 96 Gedichte veröffentlicht.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Weitere Gedichte des Autors Rudolf Lavant (Infos zum Autor)

Zum Autor Rudolf Lavant sind auf abi-pur.de 96 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.