Vier Treppen hoch bei Dämmerung von Joachim Ringelnatz

Du mußt die Leute in die Fresse knacken.
Dann, wenn sie aufmerksam geworden sind, –
Vielleicht nach einer Eisenstange packen, –
Mußt du zu ihnen wie zu einem Kind
Ganz schamlos fromm und ärmlich einfach reden
Von Dingen, die du eben noch nicht wußtest.
Und bittst sie um Verzeihung – einzeln jeden –,
Daß du sie in die Fresse schlagen mußtest.
Und wenn du siegst: so sollst du traurig gehen,
10 
Mit einem Witz. Und sie nie wieder sehen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.9 KB)

Details zum Gedicht „Vier Treppen hoch bei Dämmerung“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
10
Anzahl Wörter
74
Entstehungsjahr
1924
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das vorgestellte Gedicht „Vier Treppen hoch bei Dämmerung“ stammt von dem deutschen Autor Joachim Ringelnatz, der von 1883 bis 1934 lebte. Daher kann das Gedicht zeitlich in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts eingeordnet werden, einer Zeit, die von großen Umbrüchen geprägt war.

Beim ersten Lesen des Gedichts fällt direkt der aggressive Ton und die harten Formulierungen auf, die einen unangenehmen ersten Eindruck erwecken. Gleichzeitig sind sie aber auch von einer gewissen Komik und Spitzzüngigkeit geprägt, die für Ringelnatz typisch sind und die sicher zur damaligen Zeit provokativ und herausfordernd wirkten.

In Bezug auf den Inhalt lässt sich sagen, dass das lyrische Ich eine sehr direkte und aggressive Form der Kommunikation beschreibt, in der Gewalt zunächst als Mittel zur Aufmerksamkeitserregung eingesetzt wird. Anschließend wird diese Gewaltanwendung jedoch sofort entschuldigt und es wird von „Dingen, die du eben noch nicht wußtest“ gesprochen, was auf eine Bildungssituation hinweisen könnte oder zumindest auf eine Situation, in der Wissen oder Informationen weitergegeben werden. Die letzte Zeile weist schließlich darauf hin, dass das lyrische Ich nach seinem „Sieg“ traurig und mit einem Witz davon geht und die anderen nie mehr wieder sieht. Dies könnte eine Bemerkung über die Vergänglichkeit von Beziehungen sein oder das Gefühl der Isolation des lyrischen Ichs nach aggressiven Auseinandersetzungen hervorheben.

In Bezug auf Form und Sprache fällt auf, dass das Gedicht sehr rhythmisch und in einfacher Sprache geschrieben ist, was den starken Inhalt und die harte Wortwahl unterstützt. Die Struktur ist dabei klar und übersichtlich, die Verse sind regelmäßig und es gibt keinerlei Reime. Auch die Wiederaufnahme der Gewaltmetapher am Ende des Gedichts ist bezeichnend und unterstreicht die zentrale Rolle, die Gewalt in der Kommunikationsstrategie des lyrischen Ichs spielt.

Insgesamt lässt sich sagen, dass das Gedicht „Vier Treppen hoch bei Dämmerung“ von Joachim Ringelnatz eine aggressive und gewalttätige Form der Kommunikation darstellt, die jedoch im Wissen um ihre Ineffektivität und ihre destruktiven Konsequenzen auch eine tiefgehende Einsamkeit und Resignation zum Ausdruck bringt.

Weitere Informationen

Joachim Ringelnatz ist der Autor des Gedichtes „Vier Treppen hoch bei Dämmerung“. Ringelnatz wurde im Jahr 1883 in Wurzen geboren. 1924 ist das Gedicht entstanden. Erscheinungsort des Textes ist München. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Moderne oder Expressionismus zugeordnet werden. Der Schriftsteller Ringelnatz ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen. Das vorliegende Gedicht umfasst 74 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 10 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Joachim Ringelnatz sind „Abgesehen von der Profitlüge“, „Abglanz“ und „Abschied von Renée“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Vier Treppen hoch bei Dämmerung“ weitere 560 Gedichte vor.

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