Verzeiht von Theodor Fontane

Verzeiht den Anekdotenkram
Und daß niemals ich einen „Anlauf“ nahm,
Auch niemals mit den Göttern grollte,
Nicht mal den Staat verbessern wollte,
Nicht mal mit „sexuellen Problemen“
Gelegenheit nahm mich zu benehmen.
 
Der faßt es so, der anders an,
Man muß nur wollen, was man kann,
Mir würde der Weitsprung nicht gelingen,
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So blieb ich denn bei den näheren Dingen,
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Drei Schritt blos, – – ich weiß, es ist nicht viel,
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Aber Freude giebt jedes erreichte Ziel.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Verzeiht“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
75
Entstehungsjahr
1895
Epoche
Realismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Verzeiht“ stammt von Theodor Fontane, einem bedeutenden deutschen Schriftsteller des Realismus, der zwischen 1819 und 1898 lebte. Daher kann das Gedicht zeitlich in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts eingeordnet werden.

Beim ersten Eindruck wirkt das Gedicht wie eine Art Selbstreflexion und gleichzeitig wie eine Entschuldigung des Autors für sein Verhalten und seine Entscheidungen.

Inhaltlich bittet das lyrische Ich um Verzeihung für sein Verhalten: Es hat sich nie an großen, weitreichenden Plänen beteiligt, hat nie gegen die Götter rebelliert oder versucht, den Staat zu verbessern. Es hat sich auch nicht mit großen „sexuellen Problemen“ hervorgetan. Stattdessen hat es sich auf das Nähere, das Erreichbare konzentriert, was auf eine bodenständige, praktisch orientierte Lebensweise hinweisen könnte. Der zweite Teil des Gedichts bestätigt diese Deutung: „Man muss nur wollen, was man kann“, so betont das lyrische Ich seine Begrenztheit, seine Unfähigkeit zum „Weitsprung“. Dennoch findet es Freude in den kleinen, erreichbaren Zielen.

Formal setzt Fontane in seinem Gedicht einfache, klar verständliche Sprache ein, es gibt keine verschachtelten, komplizierten Satzstrukturen oder Wortspiele. Die Verse wirken flüssig und natürlich. Es handelt sich um ein zweistrophiges Gedicht mit jeweils sechs Versen pro Strophe. Es gibt kein festes Metrum oder ein striktes Reimschema. Einige Verse sind endgereimt, andere nicht.

In der Sprache des Gedichts lassen sich durchaus humorvolle Elemente finden. So wirkt der Ausdruck „Anekdotenkram“ eher belustigend und die Aussage, dass das lyrische Ich sich nicht mit „sexuellen Problemen“ hervorgetan hat, könnte ironisch gemeint sein. Fontane benutzt eine einfache Alltagssprache und keine hochgestochene, poetische Wortwahl. Daher lässt sich das Gedicht als ironische Selbstreflexion des Autors interpretieren, der einen bewusst pragmatischen, bodenständigen Ansatz im Leben wählt und sich von großen, idealtypischen Zielsetzungen distanziert. Die Botschaft könnte lauten, dass nicht immer die großen, weltbewegenden Ziele wichtig sind, sondern auch die kleinen, alltäglichen Erfolge im Leben zählen und Freude bereiten können.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Verzeiht“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Theodor Fontane. Fontane wurde im Jahr 1819 in Neuruppin geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1895. Der Erscheinungsort ist Stuttgart und Berlin. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Realismus zugeordnet werden. Bei Fontane handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 75 Wörter. Es baut sich aus 2 Strophen auf und besteht aus 12 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Theodor Fontane sind „Alles still!“, „Am Jahrestag“ und „An Bettina“. Zum Autor des Gedichtes „Verzeiht“ haben wir auf abi-pur.de weitere 214 Gedichte veröffentlicht.

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