Versöhnung von Erich Mühsam

Tore der Freiheit auf! – Feinde von gestern,
nehmt unsre Hände hin, Brüder und Schwestern!
Arbeiter, Bauersmann, Bürger, Soldat –
eigenes Schicksal will eigenen Rat.
Glückliche Ernte will zeitige Saat. –
Nieder die Grenzen, die uns geschieden!
Völkerfreiheit wirke das Band
ewiger Freundschaft von Land zu Land, –
Wirke der Völker ewigen Frieden.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.6 KB)

Details zum Gedicht „Versöhnung“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
9
Anzahl Wörter
49
Entstehungsjahr
1920
Epoche
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das gedichte „Versöhnung“ stammt von Erich Mühsam, einem deutschsprachigen Anarchisten, der von 1878 bis 1934 lebte. Die im Gedicht benannten Ideale, wie Freiheit, Versöhnung und Frieden, sind zentrale Themen des politischen und sozialen Denkens im Europa des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts.

Beim ersten Eindruck wirkt das Gedicht call-to-action artig und energiegeladen. Mühsam ruft hier zu Einheit, Freiheit und Frieden auf und fordert eine Überwindung von Grenzen und Unterschieden, die Menschen und Völker voneinander trennen.

Das lyrische Ich hat eine transformative Vision. Es fordert das Aufbrechen der gesellschaftlichen Barrikaden, symbolisiert durch die „Tore der Freiheit“, um ehemalige Feinde als Brüder und Schwestern zu vereinen. Die Identitäten der Arbeitsklasse, der Bauern, der Bürger und der Soldaten sind hier explizit genannt, vielleicht als ein namentlicher Aufruf an diejenigen, die am meisten von gesellschaftlichen Unruhen und Kriegen betroffen sind, zu kooperieren und positive Veränderungen zu bewirken.

In Bezug auf die Form und Sprache, obwohl dieses Gedicht nicht in Reimform geschrieben ist, erleichtert eine rhythmische Struktur und der wiederholte Einsatz von aufrufenden Parolen das Mitgefühl und die Beteiligung des Lesers. Die Sprache ist einfach und unmittelbar, voller Aufforderungen: „Tore der Freiheit auf“, „nehmt unsre Hände hin“, „Nieder die Grenzen“. Diese direkten Ansprachen erzeugen eine Atmosphäre der Dringlichkeit und des Handelns. Es ist bemerkenswert, wie Mühsam die Ideale der Freiheit, Brüderlichkeit und Einheit in einer zugänglichen und ansprechenden Sprache darstellt. Zusammen bilden die Form und Sprache des Gedichts einen starken Appell an das kollektive Bewusstsein und Handeln für eine bessere Zukunft.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Versöhnung“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Erich Mühsam. Im Jahr 1878 wurde Mühsam in Berlin geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1920 entstanden. Der Erscheinungsort ist Wolff, München. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Expressionismus zugeordnet werden. Mühsam ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das 49 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 9 Versen mit nur einer Strophe. Die Gedichte „An die Dichter“, „An die Soldaten“ und „Barbaren“ sind weitere Werke des Autors Erich Mühsam. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Versöhnung“ weitere 57 Gedichte vor.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Weitere Gedichte des Autors Erich Mühsam (Infos zum Autor)

Zum Autor Erich Mühsam sind auf abi-pur.de 57 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.