Verstand und Leidenschaft von Wilhelm Busch

Es ist ein recht beliebter Bau.
Wer wollte ihn nicht loben?
Drin wohnt ein Mann mit seiner Frau,
Sie unten und er oben.
 
Er, als ein schlaugewiegter Mann,
Hält viel auf weise Lehren,
Sie, ungestüm und drauf und dran,
Tut das, was ihr Begehren.
 
Sie läßt ihn reden und begeht,
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Blind, wie sie ist, viel Wüstes,
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Und bringt sie das in Schwulität,
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Na, sagt er kühl, da siehst es.
 
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Vereinen sich jedoch die zwei
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Zu traulichem Verbande,
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Dann kommt die schönste Lumperei
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Hübsch regelrecht zustande.
 
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So geht’s in diesem Hause her.
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Man möchte fast erschrecken.
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Auch ist’s beweglich, aber mehr
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Noch als das Haus der Schnecken.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.5 KB)

Details zum Gedicht „Verstand und Leidenschaft“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
108
Entstehungsjahr
nach 1848
Epoche
Biedermeier,
Junges Deutschland & Vormärz,
Realismus

Gedicht-Analyse

Das hier vorgestellte Gedicht „Verstand und Leidenschaft“ stammt von Wilhelm Busch. Busch ist vor allem bekannt für seine humoristischen und satirischen Werke, die er im 19. Jahrhundert verfasste.

Auf den ersten Blick präsentiert sich das Gedicht als humorvolle und etwas spöttische Darstellung einer Ehe. Es spielt mit den Geschlechterstereotypen von Männern als rationalen, klugen Wesen und Frauen als impulsiven, leidenschaftlichen Wesen. So zeichnet es ein Bild einer Ehe, in der der Mann 'oben' und die Frau 'unten' wohnt - eine Metapher dafür, dass der Mann den Willen zur Rationalität und die Frau den zur Leidenschaft verkörpert.

Inhaltlich geht es um den Mann und die Frau in diesem 'beliebten Bau'. Der Mann ist schlau und weise, während die Frau impulsiv handelt nach ihren Begehren. Sie hört nicht auf seine Ratschläge und gerät dadurch oft in Schwierigkeiten, was er kommentiert, aber nicht verhindert. Erst wenn die beiden sich vereinen und ihre Kräfte bündeln, kommt die 'schönste Lumperei' zustande. Das Haus ist beweglich und unstet, symbolisch für das wechselhafte und unsteten Verhalten des Paares.

Der Aufbau des Gedichts ist recht regelmäßig, jede Strophe besteht aus vier Versen. Wilhelm Busch verwendet eine einfache und verständliche Sprache. Sein Ton ist jedoch sarkastisch und humorvoll, etwa wenn er die Ehe als 'beliebten Bau' bezeichnet oder von der 'schönsten Lumperei' spricht, die zustande kommt, wenn Verstand und Leidenschaft sich verbinden.

Die Metaphorik in diesem Gedicht ist bemerkenswert. Mit dem 'beliebten Bau' meint Busch wohl die Institution der Ehe. Die Schlange steht für die Versuchung und die Leidenschaft, während der Turm für den Verstand und die Vernunft steht.

Insgesamt kann das Gedicht als eine Art Parodie auf die traditionelle Ehe und die damit verbundenen Geschlechterrollen gesehen werden. Es wirft ein humoristisches Licht auf die oft komplizierten Beziehungen zwischen Männern und Frauen und insbesondere auf die Art und Weise, wie Verstand und Leidenschaft interagieren. Gleichzeitig kann es aber auch als eine Kritik an der Starrheit und Unbeweglichkeit traditioneller Geschlechterrollen gesehen werden. Wilhelm Busch macht deutlich, dass sowohl Verstand als auch Leidenschaft wichtig sind und dass das Fehlen eines davon zu Problemen führt.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Verstand und Leidenschaft“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Wilhelm Busch. Im Jahr 1832 wurde Busch in Wiedensahl geboren. Im Zeitraum zwischen 1848 und 1908 ist das Gedicht entstanden. Erscheinungsort des Textes ist Wiesbaden u. Berlin. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz, Realismus, Naturalismus oder Moderne zugeordnet werden. Prüfe bitte vor Verwendung die Angaben zur Epoche auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich Literaturepochen zeitlich überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung häufig mit Fehlern behaftet. Das vorliegende Gedicht umfasst 108 Wörter. Es baut sich aus 5 Strophen auf und besteht aus 20 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Wilhelm Busch sind „Als er noch krause Locken trug“, „Also hat es dir gefallen“ und „Auf Wiedersehn“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Verstand und Leidenschaft“ weitere 208 Gedichte vor.

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