Vermächtnis von Heinrich Heine

Nun mein Leben geht zu End’,
Mach’ ich auch mein Testament;
Christlich will ich drin bedenken
Meine Feinde mit Geschenken.
 
Diese würd’gen, tugendfesten
Widersacher sollen erben
All mein Siechthum und Verderben,
Meine sämmtlichen Gebresten.
 
Ich vermach’ Euch die Koliken,
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Die den Bauch wie Zangen zwicken,
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Harnbeschwerden, die perfiden
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Preußischen Hämorrhoiden.
 
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Meine Krämpfe sollt Ihr haben,
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Speichelfluß und Gliederzucken,
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Knochendarre in dem Rucken,
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Lauter schöne Gottesgaben.
 
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Codizill zu dem Vermächtniß:
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In Vergessenheit versenken
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Soll der Herr Eu’r Angedenken,
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Er vertilge Eu’r Gedächtniß.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.3 KB)

Details zum Gedicht „Vermächtnis“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
84
Entstehungsjahr
1851
Epoche
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Vermächtnis“ wurde von Heinrich Heine verfasst, einem der bedeutendsten deutschen Dichter des 19. Jahrhunderts. Es entstand wahrscheinlich in der zweiten Hälfte seiner Schaffenszeit, genaue Daten lassen sich jedoch nicht zuordnen.

Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht bitter und sarkastisch. Es geht um das lyrische Ich, das sein Testament macht, in dem es allerlei Beschwerden und Gebrechen an seine Feinde vererbt. Damit zeigt Heine seine Abneigung diesen gegenüber auf eine durchaus humorvolle, zugleich aber auch sarkastische und bittere Weise.

Im Detail betrachtet, äußert das lyrische Ich in erster Linie Schadenfreude über seine Feinde und die freudige Antizipation, dass diese nach seinem Tod leiden sollen. Obwohl die vererbten „Geschenke“ physische Leiden sind, liegt der Fokus des Gedichts auf der geistigen und emotionalen Belastung, die sie verursachen. Im letzteren Teil des Gedichts wünscht das lyrische Ich, dass das Andenken an die Feinde komplett ausgelöscht wird – es scheint, dass dies das ultimative „Geschenk“ ist, das es ihnen hinterlässt.

Formal gesehen handelt es sich bei dem vorliegenden Gedicht um ein Reimschema von ABAB, typisch für viele Gedichte Heines. Die Sprache ist direkt und beißend, mit einer starken Verwendung von Ironie und Spott. Es ist auch ein Element der Übertreibung im Gedicht, was den komödiantischen Effekt verstärkt, während die Landschaft der Krankheiten und Gebrechen überzeichnet wird.

Zusammengenommen zeigt das Gedicht „Vermächtnis“ Heines bittere Haltung gegenüber seinen Feinden, bringt aber auch seinen beißenden Witz zum Ausdruck. Es ist ein Beispiel für seine Fähigkeit, dunkle Themen auf eine unterhaltsame und zynische Weise zu präsentieren.

Weitere Informationen

Heinrich Heine ist der Autor des Gedichtes „Vermächtnis“. Im Jahr 1797 wurde Heine in Düsseldorf geboren. Im Jahr 1851 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Hamburg. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Junges Deutschland & Vormärz zuordnen. Der Schriftsteller Heine ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 84 Wörter. Es baut sich aus 5 Strophen auf und besteht aus 20 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Heinrich Heine sind „Allnächtlich im Traume seh’ ich dich“, „Almansor“ und „Als ich, auf der Reise, zufällig“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Vermächtnis“ weitere 535 Gedichte vor.

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