Vergleichung von Friedrich Schiller

Frau Ramlerin befiehlt ich soll sie wem vergleichen,
Ich sinne nach und weiß nicht wem und wie.
Nichts unterm Mond will mir ein Bildniß reichen,
Wohl! mit dem Mond vergleich ich sie.
 
Der Mond schminkt sich und stielt der Sonne Stralen
Thut auf gestohlen Brod sich wunderviel zu gut.
Auch sie gewohnt ihr Nachtgesicht zu malen
Und kokettirt mit einer Büchse Blut.
 
Der Mond – und das mag ihm Herodes danken!
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Verspart sein Bestes auf die liebe Nacht.
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Frau Ramlerin verzehrt bei Tag die Franken,
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Die sie zu Nachtzeit eingebracht.
 
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Der Mond schwillt an und wird dann wieder mager,
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Wenn eben halt ein Monat über ist;
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Auch dieses hat Frau Ramlerin vom Schwager,
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Doch, sagt man, braucht sie längre Frist!
 
17 
Der Mond prunkirt auf sein paar Silberhörner,
18 
Und dieses macht er schlecht,
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Sie sieht sie an Herrn Ramler gerner,
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Und darinn hat sie recht.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.5 KB)

Details zum Gedicht „Vergleichung“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
143
Entstehungsjahr
1782
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht stammt von Friedrich Schiller, einem der bedeutendsten deutschen Literaten. Es wurde während des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts verfasst, genauer lässt sich der Zeitpunkt jedoch nicht bestimmen.

Betrachtet man das Gedicht in seiner Gesamtheit, so fällt auf, dass es eine gewisse Beredsamkeit und Witz aufweist. Schiller vergleicht die titelgebende Frau Ramlerin mit dem Mond, was ungewöhnlich und faszinierend zugleich ist.

Inhaltlich geht es darum, dass Schiller von Frau Ramlerin gebeten wird, sie jemandem zu vergleichen. Er ist sich jedoch nicht sicher, wie und mit wem er sie vergleichen soll, bis er auf den Gedanken kommt, sie mit dem Mond zu vergleichen. Die Gründe für diesen Vergleich kommen in den folgenden Strophen zum Ausdruck. Schiller stellt Rückschlüsse auf Frau Ramlerin über die Eigenschaften des Mondes dar - er schminkt sich mit den Strahlen der Sonne, behält seine besten Elemente (Licht) für die Nacht, schwankt in seiner Größe und hat ein Paar Silberhörner zum Schmücken.

Diese Beobachtungen führt Schiller auf Frau Ramlerin zurück, indem er andeutet, dass sie sich schminkt (Vers 7), kokettiert (Vers 8), ihre Ausgaben in der Nacht macht (Vers 11), ihre Form ändert (Vers 15), und schließlich ihren Mann (Herrn Ramler) betrachtet und bewundert (Vers 19). Durch diese Darstellung könnte ein negativ beeinflusster Charakter der Ramlerin aufgezeigt werden.

Formal besteht das Gedicht aus fünf Viervers-Strophen. Die Sprache des Gedichts ist archaisch und spiegelt die Zeit wider, zu der es geschrieben wurde, mit Wörtern und Wendungen, die in der modernen deutschen Sprache nicht mehr gebräuchlich sind. Dabei verwendet Schiller eine klare, einfache Sprache und spielt sehr gekonnt mit Bildern, Metaphern und Vergleichen, um Frau Ramlerin und den Mond in Beziehung zu setzen. Auch Ironie scheint eine Rolle zu spielen, etwa in Vers 12, wenn Schiller andeutet, dass Frau Ramlerin mehr Geld ausgibt, als sie verdient.

Insgesamt ist das Gedicht eine Kombination aus beißender Ironie und witziger Beobachtungsgabe und zeigt Schillers Fähigkeit, Alltagsthemen in poetische und humorvolle Verse zu verpacken.

Weitere Informationen

Friedrich Schiller ist der Autor des Gedichtes „Vergleichung“. 1759 wurde Schiller in Marbach am Neckar, Württemberg geboren. 1782 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Stuttgart. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zuordnen. Bei dem Schriftsteller Schiller handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen.

Zwischen den Literaturepochen Empfindsamkeit und Klassik lässt sich in den Jahren von 1765 bis 1790 die Strömung Sturm und Drang einordnen. Zeitgenössische Genieperiode oder Geniezeit sind häufige Bezeichnungen für diese Literaturepoche. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts dominierte der Geist der Aufklärung das literarische und philosophische Denken im deutschen Sprachraum. Der Sturm und Drang „stürmte“ und „drängte“ als Protest- und Jugendbewegung gegen die aufklärerischen Ideale. Ein wesentliches Merkmal des Sturm und Drang ist somit ein Rebellieren gegen die Epoche der Aufklärung. Die Vertreter der Epoche des Sturm und Drang waren häufig Autoren im jungen Alter, die sich gegen die vorherrschende Strömung der Aufklärung wandten. In den Gedichten wurde darauf geachtet eine geeignete Sprache zu finden, um die persönlichen Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen. Die Nachahmung und Idealisierung von Künstlern aus vergangenen Epochen wie dem Barock wurde abgelehnt. Die alten Werke wurden dennoch geschätzt und dienten als Inspiration. Es wurde eine eigene Jugendkultur und Jugendsprache mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Wiederholungen und Halbsätzen geschaffen. Mit der Hinwendung Goethes und Schillers zur Weimarer Klassik endete der Sturm und Drang.

Die Weimarer Klassik ist eine Epoche der deutschen Literaturgeschichte, die von zwei bedeutenden Dichtern geprägt wurde: Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller. Die Literaturepoche beginnt im Jahr 1786 mit Goethes Italienreise und endet im Jahr 1832 mit dem Tod Goethes. Es gibt aber auch zeitliche Eingrenzungen, die die gemeinsame Schaffenszeit der beiden befreundeten Dichter Goethe und Schiller von 1794 bis zu Schillers Tod 1805 als Weimarer Klassik festlegen. Das Zentrum der Literatur der Weimarer Klassik lag in Weimar. Oft wird die Epoche auch nur als Klassik bezeichnet. Der Begriff Humanität ist von zentraler Bedeutung für die Zeit der Klassik. Die wichtigsten inhaltlichen Merkmale der Klassik sind: Selbstbestimmung, Harmonie, Menschlichkeit, Toleranz und die Schönheit. In der Gestaltung wurde das Gültige, Gesetzmäßige, Wesentliche aber auch der Ausgleich und die Harmonie gesucht. Im Gegensatz zum Sturm und Drang, wo die Sprache oftmals derb und roh ist, bleibt die Sprache in der Klassik den sich selbst gesetzten Regeln treu. Die bedeutendsten Schriftsteller der Klassik sind Friedrich Schiller und Johann Wolfgang von Goethe. Andere Schriftsteller der Klassik sind Johann Gottfried Herder und Christoph Martin Wieland. Die beiden zuletzt genannten arbeiteten aber jeweils für sich. Einen produktiven Austausch im Sinne eines gemeinsamen Arbeitsverhältnisses gab es nur zwischen Schiller und Goethe.

Das Gedicht besteht aus 20 Versen mit insgesamt 5 Strophen und umfasst dabei 143 Worte. Die Gedichte „An Minna“, „An den Frühling“ und „An die Gesetzgeber“ sind weitere Werke des Autors Friedrich Schiller. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Vergleichung“ weitere 220 Gedichte vor.

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