Verflucht und zugenäht von Joachim Ringelnatz

Man sollte den Gesetzen
In Kleinigkeiten
Ein Bein stellen und sie verletzen
Und sie, von Gönnern geldunterstützt,
Überschreiten.
Man sollte den Richter,
Der Künstler, Dichter
Oder nur Mensch ist, unbändig verehren.
Man sollte das andre, konträre Gelichter
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Zermalmen und sich selber vermehren.
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Man sollte so sein, wie ich es bin.
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Man sollte – –
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Wenn nicht der liebe Gott es hin
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Und wieder ganz anders wollte.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.9 KB)

Details zum Gedicht „Verflucht und zugenäht“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
64
Entstehungsjahr
1928
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Verflucht und zugenäht“ ist von dem deutschen Schriftsteller Joachim Ringelnatz. Er lebte von 1883 bis 1934, somit ist das Gedicht zeitlich in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts, zwischen den beiden Weltkriegen, einzuordnen.

Beim ersten Lesen wirkt das Gedicht gesellschaftskritisch, voller Unzufriedenheit und Widerstand gegen die etablierte Ordnung.

Der Inhalt des Gedichts ist eine Art rebellische Haltung gegenüber den Gesetzen und der Rechtsprechung. Das lyrische Ich ruft dazu auf, kleinliche Gesetze zu brechen und diese mit finanzieller Unterstützung von Gönnern zu übertreten. Es drückt seine Hochachtung gegenüber Richtern aus, die auch Künstler, Dichter oder einfach nur Menschen sind. Zugleich verurteilt es diejenigen, die dem entgegenstehen und deutet sogar eine gewisse Gewalt gegen sie an. Schließlich wird auf die Unzulänglichkeit des Individuums hingewiesen, wenn es darum geht, gegen Gottes Willen zu handeln.

Was das lyrische Ich aussagen möchte, könnte als Ausdruck von Rebellion und Zorn gegen die Ungerechtigkeiten der Gesellschaft interpretiert werden. Es scheint zu suggerieren, dass Menschen bereit sein sollten, gegen starre Regeln und Gesetze zu kämpfen, besonders wenn diese die Kunst und Menschlichkeit unterdrücken. Allerdings gibt es eine gewisse Ambivalenz, denn letztendlich ist es Gott, der über das Handeln der Menschen bestimmt.

Hinsichtlich der Form und Sprache des Gedichts ist zu beachten, dass es in freien Versen und ohne ein festes Reimschema oder einen regelmäßigen Rhythmus geschrieben ist. Dies könnte als eine Form von Rebellion gegen die traditionellen Strukturen der Poesie gedeutet werden. Die Sprache ist ziemlich einfach und direkt, mit starken, herausfordernden Worten. Diese Direktheit und die Verwendung von Gewaltthemen könnten eine Vermutung nahelegen, dass das Gedicht eine Form von Protestdichtung ist. Das liegt im Einklang mit dem Zeitraum seiner Entstehung, der von politischer Unruhe und gesellschaftlicher Veränderung geprägt war.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Verflucht und zugenäht“ des Autors Joachim Ringelnatz. Im Jahr 1883 wurde Ringelnatz in Wurzen geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1928 entstanden. In Berlin ist der Text erschienen. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Moderne oder Expressionismus zugeordnet werden. Ringelnatz ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen. Das Gedicht besteht aus 14 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 64 Worte. Weitere Werke des Dichters Joachim Ringelnatz sind „Abschied von Renée“, „Abschiedsworte an Pellka“ und „Afrikanisches Duell“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Verflucht und zugenäht“ weitere 560 Gedichte vor.

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