Verdammte Frauen von Charles Baudelaire

Wie rinder sinnend auf den uferkieseln
So blicken sie zum fernen himmelsrand ·
Mit sanftem sehnen und mit fieberrieseln
Verschlingt sich fuss mit fuss und hand mit hand.
 
Die einen beichten ihrer herzen triebe
Im dunklen busch und an des baches saum ·
Sie reden von der bangen kindheitliebe
Und ritzen schrift in einen jungen baum.
 
Und jene ziehn wie schwestern durch die wüste
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Wo manche wunderbare that geschah ·
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Wo Sankt Anton die nackten purpurbrüste
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In der versuchung sich erheben sah.
 
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Ein andrer teil der bei des peches dünsten
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Im stummen schlund von zauberhöhlen weilt
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Ruft dich herab in ungestillten brünsten ·
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O Bacchus! der die alte reue heilt.
 
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Noch andre schmücken sich mit skapulieren
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Und bergen geisseln in der kleider bausch ·
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Sie mischen nachts in einsamen revieren
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Der folter thränen mit der freude rausch.
 
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Ihr mädchen weiber · dulder oder sünder ·
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Beherzte spötter ihr der wirklichkeit ·
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Des unbegrenzten eifrige ergründer
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Die ihr in wildem wechsel weint und schreit:
 
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In mitleid folgt ich euch in eure hölle ·
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Euch armen schwestern bin ich zugewandt
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Ob eurer qual ob eurer gierden völle
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Ob eurer herzen gross und liebentbrannt.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.1 KB)

Details zum Gedicht „Verdammte Frauen“

Anzahl Strophen
7
Anzahl Verse
28
Anzahl Wörter
182
Entstehungsjahr
nach 1837
Epoche
Biedermeier,
Junges Deutschland & Vormärz,
Realismus

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht mit dem Titel „Verdammte Frauen“ stammt vom französischen Schriftsteller Charles Baudelaire, der zwischen 1821 und 1867 gelebt hat. Damit fällt es zeitlich in die Epoche des 19. Jahrhunderts, genauer in die Zeit des literarischen Realismus mit Einflüssen des Symbolismus.

Der erste Eindruck des Gedichts ist, dass es um Frauen geht, die auf gewisse Weise gegen gesellschaftliche Normen verstoßen oder sich auf einem Abweg befinden - dies wird durch den Titel und die wiederholten Anspielungen auf Sünde und Verführung suggeriert.

Im Inhalt stellt das lyrische Ich verschiedene Gruppen von Frauen vor. Manche von diesen scheinen ruhig und in sich gekehrt am Ufer zu sitzen, andere enthüllen ihre innersten Gefühle im Schutz von Bäumen und Büschen. Einige Frauen ziehen durch Wüsten, an Orten, die als Schauplätze von Wundern und Versuchungen dienen. Andere Frauen scheinen erotischen Leidenschaften nachzugehen, während noch andere sich selbst kasteien als eine Art Buße für ihre Sünden. Alle diese Frauen werden als Grenzüberschreiterinnen, Suchende und Leidende dargestellt. Das lyrische Ich fühlt mit ihnen und richtet sich solidarisch an sie.

Formal besteht das Gedicht aus sieben gleich aufgebauten Strophen aus jeweils vier Versen. Die Sprache ist bildhaft und häufig metaphorisch, und die Szenen wechseln zwischen ruhigen, leidenschaftlichen und gewalttätigen Tönen. Es gibt viele religiöse Anspielungen, was den Eindruck von Sünde und Vergebung verstärkt.

Zusammenfassend kann man sagen, dass das Gedicht eine Reihe von Frauenporträts präsentiert, die allesamt Ausdruck eines Konflikts zwischen gesellschaftlichen Normen und individuellen Wünschen und Bedürfnissen sind. Dabei zeigt das lyrische Ich tiefe Empathie für diese „Verdammten Frauen“ und ihre inneren und äußeren Kämpfe.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Verdammte Frauen“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Charles Baudelaire. Geboren wurde Baudelaire im Jahr 1821 in Paris. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1837 und 1867. Der Erscheinungsort ist Berlin. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz oder Realismus zuordnen. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das vorliegende Gedicht umfasst 182 Wörter. Es baut sich aus 7 Strophen auf und besteht aus 28 Versen. Der Dichter Charles Baudelaire ist auch der Autor für Gedichte wie „Bertas Augen“, „Besessenheit“ und „Darstellung“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Verdammte Frauen“ weitere 101 Gedichte vor.

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