Venus Homo von Richard Dehmel

Bettle nicht vor mir mit deinen Brüsten,
deinen Brüsten bin ich kalt;
tausend Jahre alt
ist dein Blick mit seinen Lüsten.
 
Sieh mich an, wie Du als Braut gethan:
mit dem Blick des Grauens vor der Schlange!
Viel zu lange
war ich, Weib, dein Mann.
 
Willst du Gift aus meiner Wurzel saugen?
10 
unverwundbar bin ich deinem Biß!
11 
Folge mir ins Paradies:
12 
sieh mich an mit deinen Menschenaugen ...
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.8 KB)

Details zum Gedicht „Venus Homo“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
67
Entstehungsjahr
1893
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Venus Homo“ stammt von dem deutschen Dichter Richard Dehmel und kann zeitlich in die Epoche des Naturalismus und Symbolismus Ende des 19. bis Anfang des 20. Jahrhunderts eingeordnet werden. Dehmel war bekannt für seine erotischen und gesellschaftskritischen Gedichte, die oft Tabus und Konventionen infrage stellten.

Beim ersten Eindruck hinterlässt das Gedicht einen erotischen, aber auch konfliktgeladenen und tiefgründigen Eindruck. Es scheint eine gewisse Distanz und Unzufriedenheit zwischen dem lyrischen Ich und der angesprochenen Person, wahrscheinlich einer Frau, zu geben.

In einem einfacheren Wortlaut lässt sich der Inhalt des Gedichts so wiedergeben: Das lyrische Ich spricht eine Frau an und bittet sie, ihn nicht mit ihren physischen Reizen, insbesondere ihren Brüsten, zu verführen, da er dafür unempfindlich geworden ist. Er empfindet ihren verführerischen Blick als alt und überholt. Er fordert sie auf, ihn so anzusehen, wie sie es getan hat, als sie seine Braut war, mit Furcht und Respekt vor ihm. Er gibt zu, dass er fühlt, er war zu lange ihr Mann und scheint nach Veränderungen zu suchen. Im weiteren Verlauf des Gedichts fragt das lyrische Ich, ob sie versucht, ihn zu vergiften oder zu verletzen, aber er behauptet, gegen ihre Versuche immun zu sein. Am Ende fordert er sie auf, ihm ins Paradies zu folgen und ihn mit ihren menschlichen Augen anzusehen, nicht mit den Augen einer verführerischen Venus.

Formal besteht das Gedicht aus drei Strophen zu je vier Versen. Die Sprache ist direkt und teils sexuell aufgeladen, was dem Naturalismus entspricht. Der Gebrauch von Metaphern und symbolischen Begriffen, wie „Blick des Grauens“, „Gift aus meiner Wurzel saugen“ und „Paradies“, deutet auf Einflüsse des Symbolismus hin.

Der Inhalt und die Stimmung des Gedichts lassen auf einen Konflikt zwischen dem lyrischen Ich und der Frau schließen, wobei das lyrische Ich Ansprüche auf Gleichberechtigung, Respekt und menschliche Behandlung stellt. Das Gedicht kann als Kritik am traditionellen Frauenbild und an den herrschenden Geschlechterrollen verstanden werden, was eine typische Thematik in Dehmels Werk ist. Es ist eine Aufforderung zu mehr Ehrlichkeit, Gleichheit und Menschlichkeit in der Beziehung zwischen Mann und Frau.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Venus Homo“ ist Richard Dehmel. Der Autor Richard Dehmel wurde 1863 in Wendisch-Hermsdorf, Mark Brandenburg geboren. 1893 ist das Gedicht entstanden. München ist der Erscheinungsort des Textes. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Moderne zuordnen. Bei dem Schriftsteller Dehmel handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 3 Strophen und umfasst dabei 67 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Richard Dehmel sind „An mein Volk“, „Antwort“ und „Auf der Reise“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Venus Homo“ weitere 522 Gedichte vor.

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