Vber deß Herrn Gefängnüß von Andreas Gryphius

WIe in dem Garten sind dem Teufel eingegangen
In seine Jägergarn’ vnd harter Ketten Macht /
Die ihre Missethat erbeigen auff vns bracht;
So wird die Vnschuld selbst im Garten auffgefangen.
Die Freyheit fällt in Strick / durch List der grimmen Schlangen.
Die Hand / durch welcher Krafft / das Werck der Welt erkracht /
Der hellen Gottheit Glantz wird in der schwartzen Nacht
In Fessell eingelegt vns Freyheit zu erlangen.
Der König wird ein Knecht / der tollen Knechte Schaar
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Schlegt auff den Erben zu. Er gibt sich selber dar /
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Damit er was nicht frey / auß Band’ vnd Kärcker reisse.
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Hilff! der du durch den Dienst das Dinsthaus vmbgekehrt /
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Der du gebunden auch dem Starcken hast gewehrt:
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Daß ich von Sünden frey / mich deines Dinst’s befleisse.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Vber deß Herrn Gefängnüß“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
122
Entstehungsjahr
1658
Epoche
Barock

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Vber deß Herrn Gefängnüß“ wurde von Andreas Gryphius verfasst, einem bedeutenden Dichter des Barocks, der im 17. Jahrhundert lebte.

Auf den ersten Eindruck handelt das Gedicht von der Dualität von Schuld und Unschuld, von Freiheit und Gefangenschaft. Es weckt Assoziationen an biblische Szenarien und verwendet biblische Symbole wie den Garten und die Schlange, die hier auf die Sündenfallgeschichte in der Bibel anspielen.

Inhaltlich reflektiert das lyrische Ich auf das Konzept der Unschuld, das in eine Falle geraten und gefangen genommen wird. Im weiteren Verlauf geht es um den Verlust der Freiheit und über die Macht, die die Hand, ein Symbol für menschliche Aktion und Tätigkeit, besitzt. Schließlich thematisiert das Gedicht die Verwandlung des Königs in einen Knecht. Das lyrische Ich ruft um Hilfe, begehrt Freiheit von Sünde und strebt danach, sich Gott oder einem höheren Dienst verpflichtet zu fühlen.

Das Gedicht könnte symbolisch die Passion Christi darstellen. Die Referenzen an den Garten könnten auf den Garten Gethsemane hinweisen, wo Jesus gefangen genommen wurde. Der „König“, der „ein Knecht“ wird, könnte Jesus darstellen, der sich selbst hingegeben hat, um die Menschheit von den Bindungen der Sünde zu befreien.

Im Hinblick auf die Form und Sprache des Gedichts ist zu bemerken, dass die Sprache des Gedichts altmodisch und typisch für das 17. Jahrhundert ist. Es besteht aus einem einzigen vierzehnzeiligen Gedicht, einem Sonett, einer Form, die zu Gryphius Zeiten sehr beliebt war. Im Hinblick auf den Rhythmus folgt das Gedicht einem strengen metrischen Schema, das für den Barock typisch ist, mit einem Wechsel von betonten und unbetonten Silben.

Abschließend lässt sich sagen, dass Gryphius Gedicht „Vber deß Herrn Gefängnüß“ eine tiefgründige und symbolische Reflexion über Themen wie Schuld, Unschuld, Freiheit und Gefangenschaft darstellt, die durch die Verwendung biblischer Motive und einer strengen poetischen Form zum Ausdruck gebracht werden.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Vber deß Herrn Gefängnüß“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Andreas Gryphius. Geboren wurde Gryphius im Jahr 1616 in Glogau. 1658 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Breßlau. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Barock kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei Gryphius handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Die Epoche des Barock beginnt etwa 1600 und endet im Jahr 1720. Die wörtliche Übersetzung des portugiesischen Wortes „barocco“ lautet „schiefrunde Perle“. Mit dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) erlebte Deutschland einen politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Verfall. Etwa ein Drittel der Bevölkerung verlor in jener Zeit ihr Leben. Doch waren nicht etwa hohe Kriegsverluste dafür verantwortlich, sondern das Wüten der Pest in fast allen Städten des Deutschen Reiches. Die Literatur in der Epoche des Barock ist beeinflusst von der Antithetik. Das bedeutet, die Menschen der damaligen Zeit nahmen ihre Welt als widersprüchlich und gegensätzlich war. Das Leben der einfachen Bevölkerung war von Armut, Krieg und Krankheit geprägt. An den Fürstenhöfen herrschten Verschwendung und Luxus. Die Dichter der Renaissance nutzten noch die lateinische Sprache, die Autoren der Literaturepoche des Barocks begannen, ihre Werke in Deutsch zu verfassen. Zu den bedeutenden Schriftstellern des Barocks gehören unter anderem: Martin Opitz, Casper von Lohenstein, Andreas Gryphius, Grimmelshausen, Paul Fleming, Caspar Ziegler, Angelus Silesius und Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau.

Das Gedicht besteht aus 14 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 122 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Andreas Gryphius sind „An Jolinden“, „An den gecreutzigten Jesum“ und „An den gefangenen Dicaeus“. Zum Autor des Gedichtes „Vber deß Herrn Gefängnüß“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 463 Gedichte vor.

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