Unversöhnlich von Erich Mühsam

Erwach und wisse: Revolution!
Denk an den Tag der Erhebung.
Da findest du deiner Sehnsucht Lohn
und deiner Sünden Vergebung.
 
Bevor du den ersten Imbiß nimmst,
vergiß nicht den Schwur zu erneuen:
So lang du es nicht auf Empörung stimmst,
soll dich dein Tagwerk nicht freuen.
 
Die Arbeit segne mit deinem Zorn,
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die Mahlzeit mit deinem Hassen.
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Den Kuß des Weibes empfange als Sporn,
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die Stunde nicht zu verpassen.
 
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In deiner Kinder Unschuldsblick lies
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die drohende Prophezeihung:
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Du bist verstoßen vom Paradies,
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erkämpfst du nicht uns die Befreiung!
 
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Dem Nächsten sage nicht: Gott zum Gruß!
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Doch frage ihn: Bist du entschlossen?
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Verwehr deiner Schwelle des Feindes Fuß,
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die Hand gib nur dem Genossen.
 
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Reveille sei deiner Stimme Ton,
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und Aufruhr sei deine Rede.
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Als Diener lebe der Revolution,
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nicht rastend in Kampf und Fehde.
 
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Und was du tust, nie tu dir genug
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im Hassen, im Streiten, im Werben.
27 
Sei Kämpfer mit jedem Atemzug –
28 
bereit zum Leben und Sterben!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.9 KB)

Details zum Gedicht „Unversöhnlich“

Anzahl Strophen
7
Anzahl Verse
28
Anzahl Wörter
158
Entstehungsjahr
1920
Epoche
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Unversöhnlich“ stammt von Erich Mühsam, einem politischen Aktivisten und Schriftsteller, der vom Ende des 19. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts lebte. Er war bekannt für seine politische Poesie und seinen Widerstand gegen das Nazi-Regime.

Beim ersten Lesen fällt vor allem die Kühnheit und Unnachgiebigkeit auf, mit der das lyrische Ich die Notwendigkeit der Revolution beschreibt. Das Gedicht strahlt eine Atmosphäre des Aufruhrs und des Unbehagens aus und ist stark im Ton.

Inhaltlich weckt das Gedicht eine Sehnsucht nach Aufruhr und Veränderung. Es fordert das lyrische Ich zu einer ewigen Wachsamkeit und zum kontinuierlichen Streben nach Revolution auf. Es werden starke emotionale Argumente verwendet, um die Schwere des Gefühls der Unterdrückung zu vermitteln und die Notwendigkeit der Auflehnung zu betonen.

Hinsichtlich Form und Sprache des Gedichts ist auffällig, dass jede Strophe aus vier Versen besteht, was ein übliches Format für lyrische Gedichte ist. Es wird eine einfache und direkte Sprache verwendet, um eine starke und unmissverständliche Botschaft zu übertragen.

Das Gedicht hat eine klare Struktur und wiederkehrende Muster, welche die Notwendigkeit des konstanten Kampfes hervorheben. Es ist jedoch auch mit großer emotionaler Tiefe und Leidenschaft durchzogen, die das Hauptthema der Revolution und die Sehnsucht nach Freiheit intensiviert.

Die Kunst von Mühsams Poesie liegt in seiner Fähigkeit, politische Ideen und soziale Ungerechtigkeit mit großer emotionaler Tiefe und lyrischer Finesse zu verbinden. „Unversöhnlich“ ist ein Beispiel für seine meisterhafte Darstellung des Kampfes gegen autoritäre Regimes und seiner unversöhnlichen Haltung gegenüber Unterdrückung.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Unversöhnlich“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Erich Mühsam. Mühsam wurde im Jahr 1878 in Berlin geboren. Im Jahr 1920 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist München. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Expressionismus kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Mühsam ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 28 Versen mit insgesamt 7 Strophen und umfasst dabei 158 Worte. Erich Mühsam ist auch der Autor für Gedichte wie „An die Dichter“, „An die Soldaten“ und „Barbaren“. Zum Autor des Gedichtes „Unversöhnlich“ haben wir auf abi-pur.de weitere 57 Gedichte veröffentlicht.

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