Unterwegs und wieder daheim von Theodor Fontane
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Erst Münchner Bräu aus vollen Krügen, |
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Die Deckel klappten wie ein Reim, |
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Dann Neckarwein in vollen Zügen |
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Und endlich Roth von Ingelheim. |
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Und all die Zeit kein regentrüber |
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Verlorner Tag, kein nasser Schuh, |
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Die Bilder zogen uns vorüber, |
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Wir thaten nichts als schauten zu. |
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Und graue Dome, bunte Fresken |
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Und Marmor reichten sich die Hand |
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Und weinblattdunkle Arabesken |
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Zog drum das Rhein- und Schwabenland. |
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2. |
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Mit achtzehn Jahr und rothen Wangen |
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Da sei’s, da wandre nach Paris, |
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Wenn noch kein tieferes Verlangen |
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Sich Dir ins Herze niederließ; |
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Wenn unser Bestes: Lieb und Treue, |
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Du nicht begehrst und nichts vermiß’st, |
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Und all das wechselvolle Neue |
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Noch Deine höchste Gottheit ist. |
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Mir sind dahin die leichten Zeiten, |
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Es läßt mich nüchtern, läßt mich kalt, |
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Ich bin für diese Herrlichkeiten |
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Vielleicht zu deutsch, gewiß – zu alt. |
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3. |
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Und wieder hier draußen ein neues Jahr, – |
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Was werden die Tage bringen?! |
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Wird’s werden wie es immer war, |
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Halb scheitern, halb gelingen? |
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Wird’s fördern das worauf ich gebaut, |
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Oder vollends es verderben? |
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Gleichviel was es im Kessel braut, |
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Nur wünsch’ ich nicht zu sterben. |
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Ich möchte noch wieder im Vaterland |
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Die Gläser klingen lassen, |
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Und wieder noch des Freundes Hand |
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Im Einverständniß fassen. |
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Ich möchte noch wirken und schaffen und thun |
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Und athmen eine Weile, |
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Denn um im Grabe auszuruhn |
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Hat’s nimmer Noth noch Eile. |
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Ich möchte leben, bis all dies Glühn |
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Rückläßt einen leuchtenden Funken |
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Und nicht vergeht wie die Flamm’ im Kamin, |
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Die eben zu Asche gesunken. |
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4. |
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Ich bin hinauf, hinab gezogen, |
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Und suchte Glück und sucht’ es weit, |
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Es hat mein Suchen mich betrogen |
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Und was ich fand war Einsamkeit. |
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Ich hörte, wie das Leben lärmte, |
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Ich sah sein tausendfarbig Licht, |
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Es war kein Licht das mich erwärmte, |
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Und ächtes Leben war es nicht. |
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Und endlich bin ich heimgegangen |
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Zu alter Stell’ und alter Lieb’ |
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Und von mir ab fiel das Verlangen, |
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Das einst mich in die Ferne trieb. |
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Die Welt, die fremde, lohnt mit Kränkung, |
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Was sich, umwerbend, ihr gesellt; |
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Das Haus, die Heimath, die Beschränkung, |
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Die sind das Glück und sind die Welt. |
Details zum Gedicht „Unterwegs und wieder daheim“
Theodor Fontane
18
63
345
1895
Realismus
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Unterwegs und wieder daheim“ wurde von Theodor Fontane geschrieben, einem der bekanntesten deutschen Schriftsteller des 19. Jahrhunderts und einer der bedeutendsten Vertreter des poetischen Realismus.
Wie der Titel schon vermuten lässt, handelt das Gedicht von Reisen und der Rückkehr nach Hause und wird somit von einer Spannung zwischen Fernweh und Heimweh getrieben. Fontanes Werk ist durchdrungen von der Sehnsucht nach dem Vertrauten und Bequemen, nach Heimat, aber auch vom Drang, Neues zu entdecken und zu erleben.
Inhaltlich geht es zu Beginn um die lustvolle Schilderung von Reiseerlebnissen. Es wird das Genießen von Speis und Trank beschrieben, die Faszination, die die Landschaften und Bauten unterwegs auslösen. Später wird festgehalten, dass mit fortschreitendem Alter das Interesse für die „Herrlichkeiten“ der Ferne nachlässt. Stattdessen äußert das lyrische Ich den Wunsch nach eher ruhigen Momenten und der Nähe von Freunden, solange noch Kraft dazu besteht.
Im weiteren Verlauf entwickelt sich das Gedicht zu einer Reflexion über das Leben und die Vergänglichkeit. Die gewonnenen Einsichten münden in eine Erkenntnis: dass wahres Glück und das wahre Leben daheim zu finden sind, an vertrauten Orten und bei geliebten Menschen. Der Wunsch, Fortschritt und Neues zu entdecken, lässt nach, stattdessen wird die Beziehung zu den Herkunftsorten und -beziehungen intensiver wieder aufgenommen.
Das Gedicht hat einen eher klassischen formalen Aufbau mit gleich gebauten Strophen und Versen. Die Sprache ist leicht verständlich und direkt, ift auch ein wenig nostalgisch. In Bezug auf die Stilistik fallen die eingängigen, biertischtauglichen Verse ebenso auf wie die lyrischen Bildelemente und der Wechsel von Grob- und Feinmalerei in den Beschreibungen. Der Rhythmus und Reim folgen einer klaren Struktur und führen durch das Gedicht. Auch die häufigen Orts- und Richtungswechsel tragen dazu bei, dass das Gedicht leicht lesbar und zugänglich wirkt.
Weitere Informationen
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Unterwegs und wieder daheim“ des Autors Theodor Fontane. Geboren wurde Fontane im Jahr 1819 in Neuruppin. 1895 ist das Gedicht entstanden. In Stuttgart und Berlin ist der Text erschienen. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Realismus zuordnen. Der Schriftsteller Fontane ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das 345 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 63 Versen mit insgesamt 18 Strophen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Theodor Fontane sind „An Emilie“, „An Lischen“ und „An Marie“. Zum Autor des Gedichtes „Unterwegs und wieder daheim“ haben wir auf abi-pur.de weitere 214 Gedichte veröffentlicht.
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