Unterm weißen Baume sitzend von Heinrich Heine
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Unterm weißen Baume sitzend |
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Hörst du fern die Winde schrillen, |
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Siehst wie oben stumme Wolken |
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Sich in Nebeldecken hüllen; |
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Siehst, wie unten ausgestorben |
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Wald und Flur, wie kahl geschoren; – |
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Um dich Winter, in dir Winter, |
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Und dein Herz ist eingefroren. |
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Plötzlich fallen auf dich nieder |
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Weiße Flocken, und verdrossen |
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Meinst du schon mit Schneegestöber |
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Hab’ der Baum dich übergossen. |
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Doch es ist kein Schneegestöber, |
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Merkst es bald mit freud’gem Schrecken; |
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Duft’ge Frühlingsblüthen sind es, |
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Die dich necken und bedecken. |
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Welch ein schauersüßer Zauber! |
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Winter wandelt sich in Maye, |
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Schnee verwandelt sich in Blüthen, |
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Und dein Herz es liebt aufs Neue. |
Details zum Gedicht „Unterm weißen Baume sitzend“
Heinrich Heine
5
20
102
1844
Junges Deutschland & Vormärz
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Unterm weißen Baume sitzend“ stammt vom Autor Heinrich Heine und wurde während der Epoche des 19. Jahrhunderts verfasst.
Heinrich Heines Werk vermittelt auf den ersten Eindruck eine Stimmung von Einsamkeit und Kälte, doch punktuell auch von Hoffnung und Erneuerung.
Inhaltlich erzählt das Gedicht von einer Person, welche unter einem Baum sitzt und die winterliche Landschaft beobachtet, welche metaphorisch für die innere Kälte und Einsamkeit der Person steht. Diese Kälte und Einsamkeit wird durch die fallenden Blüten gebrochen, welche auf einen erneuten Frühling und eine Wiederbelebung der Gefühle hindeuten.
In der Aussage des Gedichts spürt man die innere Emotion und das Seelenleben des lyrischen Ichs. Es beschreibt eine Innere Welt, welche durch die Analyse und Reflektion der äußeren Natureindrücke zum Ausdruck kommt. Vor allem die Transformation von Winter zu Frühling deutet auf eine emotionale Wiedergeburt und Veränderung hin.
Formal gesehen ist das Gedicht in fünf vierzeilige Strophen gegliedert. Die Sprache ist bildhaft und metaphorisch, was besonders in den Vergleichen von Winter und Frühling sowie in der Umwandlung von Schnee in Blüten zum Ausdruck kommt. Die Metapher des Winters als Symbol für Einsamkeit und die des Frühlings als Zeichen der Erneuerung, sind weit verbreitete Motive in der Lyrik.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Heines Gedicht „Unterm weißen Baume sitzend“ ein ausdrucksvolles Gedicht ist, welches die Fähigkeit besitzt, Gefühle und Stimmungen auf kraftvolle Weise zu transportieren. Es beschreibt den inneren Kampf des lyrischen Ichs und dessen Wunsch nach Wiedergeburt und Erneuerung. Aufgrund seiner ausdrucksvollen Sprache und seiner starken Symbolik, ist es ein Meisterwerk lyrischer Kunst.
Weitere Informationen
Der Autor des Gedichtes „Unterm weißen Baume sitzend“ ist Heinrich Heine. 1797 wurde Heine in Düsseldorf geboren. 1844 ist das Gedicht entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Junges Deutschland & Vormärz kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Der Schriftsteller Heine ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 20 Versen mit insgesamt 5 Strophen und umfasst dabei 102 Worte. Weitere Werke des Dichters Heinrich Heine sind „Abenddämmerung“, „Ach, die Augen sind es wieder“ und „Ach, ich sehne mich nach Thränen“. Zum Autor des Gedichtes „Unterm weißen Baume sitzend“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 535 Gedichte vor.
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