Unterm Lindenbaume von Adalbert Schroeter

Unterm Lindenbaume
In dem Haidegrund,
Wo am Waldessaume
Unser Bette stund,
Findet ihr gebrochen beide,
Blumen und das Gras der Haide.
Süßer Nachtigallensang
In das Thal herniederklang.
Tandaradei!
 
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Als ich kam gegangen,
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Hat mich auf der Au
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Schon mein Freund empfangen.
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Heil’ge Himmelsfrau –
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Ew’ges Glück ist mir ersprossen,
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Als er mich an’s Herz geschlossen;
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Ob er mir geküßt den Mund?
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Seht, er ist noch roth zur Stund –
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Tandaradei!
 
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Und aus bunten Blüten
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Macht’ ein Bett er da,
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Woll’ es Gott verhüten,
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Daß uns einer sah.
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Lächelnd wird noch heut es finden,
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Wer vorbei geht bei den Linden;
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Wo mein Haupt so wonnig lag,
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Er die rothen Rosen frag.
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Tandaradei!
 
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Wenn es jemand wüßte,
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Wie so inniglich
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Er mich herzt’ und küßte –
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Ach, ich schämte mich!
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Doch nur er und ich alleine
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Wissen, was geschehn am Raine,
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Und ein kleines Vögelein,
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Das wird wohl verschwiegen sein –
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Tandaradei!
 
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L. 39. P. 23.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25.8 KB)

Details zum Gedicht „Unterm Lindenbaume“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
37
Anzahl Wörter
151
Entstehungsjahr
1881
Epoche
Realismus,
Naturalismus

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht „Unterm Lindenbaume“ wurde von Adalbert Schroeter verfasst, einem deutschen Dichter, der im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert wirkte. Aufgrund dieser Tatsache lässt sich das Gedicht in die literarische Epoche des Naturalismus einordnen, auch wenn Schröters Schreibstil nicht ausschließlich dieser Epoche zuzuordnen ist.

Der erste Eindruck des Gedichts erweckt das Bild einer romantischen Begegnung in der Natur. Solcherlei Kennzeichnungen der Romantik, wie etwa Naturnähe, Liebe und Emotionen, sind stark präsent.

Inhaltlich beschreibt das Gedicht eine Liebesbegegnung des lyrischen Ichs und seines Liebhabers unter einem Lindenbaum in einem Heidegrund. Die Liebenden liegen auf einem Bett aus Gras und Blumen und werden von der Nachtigall mit einem Gesang begleitet. Im Verlauf der Strophen erleben sie einen intimen, liebevollen Moment des Küssens und Schließens aneinander, der jedoch vor möglichen Beobachtern verborgen bleibt. Nur sie selbst und ein kleines Vöglein scheinen davon zu wissen.

Die Aussage des lyrischen Ichs deutet auf eine tiefe, intime und romantische Liebe hin, die es jedoch vor anderen geheim halten möchte. Es gibt eine starke Betonung auf der Intimität und Geheimhaltung ihres intimen Moments, was einerseits auf das gesellschaftliche Tabu romantischer oder sexueller Begegnungen in der damaligen Zeit hinweisen könnte, andererseits aber auch ein Element der Aufregung und Exklusivität hervorbringt.

In Bezug auf Form und Sprache fällt auf, dass das Gedicht aus fünf Strophen besteht, von denen vier aus neun Versen und die letzte nur aus einem Vers besteht. Die Verse folgen keinem offensichtlichen Reimschema. Das Gedicht verwendet einfache, bildhafte und eher altertümliche Sprache mit Alterationen und wiederholenden Phrasen wie „Tandaradei“, die vermutlich den rhythmischen Fluss verstärken und eine Art Refrain bilden. Trotz seiner Einfachheit erzeugt das Gedicht eindrucksvolle Bilder und schafft es, starke Emotionen zu vermitteln.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Unterm Lindenbaume“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Adalbert Schroeter. Schroeter wurde im Jahr 1851 in Weißenfels geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1881 zurück. Jena ist der Erscheinungsort des Textes. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Realismus oder Naturalismus zuordnen. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das vorliegende Gedicht umfasst 151 Wörter. Es baut sich aus 5 Strophen auf und besteht aus 37 Versen. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Unterm Lindenbaume“ keine weiteren Gedichte vor.

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