Unter der Linde von Bodo Wenzel

Unter der Linden
Auf der Haide,
Wo wir zweie gelegen ha’n,
Werdet Ihr finden
Alle beide,
Blumen und Gras, geknicket stah’n.
Vor dem Wald in jenem Thal
Tandaradei
Lieblich sang die Nachtigall.
 
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Kam ich gegangen
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Hin zu der Au, –
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War mein Schatz gekommen schon;
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Ward ich empfangen,
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Heilige Frau!
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Bin ich doch selig noch davon.
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Tausendmal hat er mich wohl geküßt:
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Tandaradei
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Seht, wie roth mein Mund noch ist!
 
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Hat er gemachet
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Wonniglich
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Blumen zu einer Lagerstatt;
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Mancher noch lachet
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Inniglich,
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Wenn er kommt denselben Pfad;
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An den Rosen wohl er mag
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Tandaradei
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Sehen, wo mein Köpfchen lag.
 
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Daß wir uns lieben,
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Wüßt es einer,
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Ach, um Gott, da schämt ich mich!
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Was wir getrieben,
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Niemals Keiner
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Wisse das, als er und ich,
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Und ein kleines Vögelein,
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Tandaradei
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Das wird wohl verschwiegen sein.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25.7 KB)

Details zum Gedicht „Unter der Linde“

Autor
Bodo Wenzel
Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
36
Anzahl Wörter
135
Entstehungsjahr
1889
Epoche
Realismus,
Naturalismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Unter der Linde“ wurde von dem deutschen Autor Bodo Wenzel verfasst, der von 1856 bis 1912 lebte. Daher kann es in die Epoche des Realismus eingeordnet werden, einer Phase in der deutschen Literaturgeschichte, in der das Darstellen der Wirklichkeit und ihre genaue Beobachtung im Zentrum standen.

Beim ersten Lesen entsteht der Eindruck einer romantischen, vielleicht sogar heimlichen Affäre zwischen zwei Liebenden in der Natur. Die Verwendung von bildhafter und auf das Gefühl anspielender Sprache trägt zum romantischen Eindruck bei, wobei die Landschaft und die Natur als Kulisse und Zeugin ihrer Liebe dienen.

Inhaltlich erzählt das lyrische Ich von den intimen Begegnungen mit einem Geliebten unter einer Linde. Das Paar trifft sich heimlich und genießt ihre gemeinsame Zeit. Die erdrückten Blumen und das Gras sind Zeichen ihrer Liebesakte. Im Verlauf des Gedichts gesteht das lyrische Ich, dass es sich schämen würde, wenn jemand von ihrer Liebe wüsste. Dabei betont es die Diskretion zwischen ihr und dem Geliebten, indem es sagt, dass nur sie beide und ein kleines Vöglein von ihrer Beziehung wissen.

Im Hinblick auf die Form und Sprache des Gedichts folgt es dem Muster von Vierzeilern mit einer regelmäßigen, jedoch nicht einheitlichen Reimstruktur. Jede Stanze enthält das wiederholte Wort „Tandaradei“, was als eine Form von Lautmalerei gedeutet und mit dem Gesang des Vogels in Verbindung gebracht werden kann, was wiederum die Naturnähe der Liebe der beiden betont. Dabei sind die Verse einfach und klar, jedoch tiefgründig, was dem lyrischen Ausdruck der romantischen Liebe entspricht.

Insgesamt lässt sich sagen, dass Bodo Wenzel in „Unter der Linde“ das Thema der heimlichen Liebesaffäre in der freien Natur aufgreift und durch seine lyrische Sprache und eindringlichen Bilder eine romantische Atmosphäre schafft.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Unter der Linde“ von Bodo Wenzel. Wenzel wurde im Jahr 1856 in Elsterberg geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1889 entstanden. In Plauen i.V. ist der Text erschienen. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Realismus oder Naturalismus zu. Vor Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und daher anfällig für Fehler. Das Gedicht besteht aus 36 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 135 Worte. Zum Autor des Gedichtes „Unter der Linde“ haben wir auf abi-pur.de keine weiteren Gedichte veröffentlicht.

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