Unter der Linde von Wolrad Eigenbrodt
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Unter der Linden |
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Auf der Heide, |
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Da unser beider Bette war, |
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Da könnt ihr finden |
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Augenweide: |
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Geknickt das Gras und der Blumen Schar. |
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Vor dem Wald mit süßem Schall, |
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Tandaradei! |
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Sang im Thal die Nachtigall. |
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Ich kam gegangen |
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Zu der Aue; |
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Dort harrte schon der Liebste mein. |
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Da ward ich empfangen – |
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Heilige Fraue! – |
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Daß ich allzeit muß selig sein. |
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Küßte er mich? Er wards nicht müd! |
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Tandaradei! |
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Sehet, wie der Mund mir glüht! |
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Er hatte gemachet |
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So reich und minnig |
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Von Blumen eine Ruhestatt. |
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Des wird noch gelachet |
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Wohl herzinnig, |
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Kommt jemand über diesen Pfad. |
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An den Rosen er wohl mag – |
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Tandaradei! |
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Merken, wo das Haupt mir lag. |
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Wie wir selig lagen, |
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Wüßte es Einer, |
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(Verhüt es Gott!) so schämt ich mich. |
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Welch ein Spiel wir pflagen, |
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Keiner, keiner |
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Erfahre das, denn er und ich, |
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Und ein kleines Vögelein – |
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Tandaradei! |
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Das wird wohl verschwiegen sein. |
Details zum Gedicht „Unter der Linde“
Wolrad Eigenbrodt
4
36
145
1898
Naturalismus,
Moderne
Gedicht-Analyse
Das vorliegende Gedicht „Unter der Linde“ wurde vom deutschen Lyriker Wolrad Eigenbrodt geschrieben, der von 1860 bis 1921 lebte. Dementsprechend lässt sich das Gedicht in die Epoche des Realismus bzw. der beginnenden Moderne einordnen.
Bei der ersten Lektüre hinterlässt das Gedicht einen romantischen, aber auch etwas heimlichen Eindruck. Es erzählt die Geschichte von zwei Liebenden, die sich vermutlich heimlich in der Natur, unter einer Linde auf der Heide, treffen.
Inhaltlich gibt das lyrische Ich ihre Empfindungen und Erlebnisse bei diesen Treffen wieder. Es beschreibt, wie die beiden Liebenden ein Bett aus Gras und Blumen kreieren und erzählt von der wunderbaren Augenweide und der Nachtigall, die im Tal sang. Die zweite Strophe handelt vom Empfangen durch den Liebsten und die damit verbundene Glückseligkeit. Es scheint hier von leidenschaftlichen Küssen die Rede zu sein. In der dritten und vierten Strophe wird erzählt, dass das Liebespaar Spuren in der Natur hinterlässt, die für aufmerksame Beobachter Hinweise geben könnten. Allerdings wird sehr stark darauf gehofft, dass niemand von diesen heimlichen Treffen erfährt, mit Ausnahme von einem kleinen Vöglein.
Die Form des Gedichts ist klar strukturiert, es besteht aus vier Strophen mit jeweils neun Versen. Auffällig ist der immer auf den siebten Vers folgende Ausruf „Tandaradei!“, ein mittelalterlicher Ruf, der sowohl als Freuden- als auch als Liebesausruf verstanden werden kann. Dieser Ausruf leitet jeweils zum Schluss des Liedes, der auch auf die Gefühle und Wünsche des lyrischen Ichs hinleitet.
Die Sprache des Gedichts ist eher altertümlich, was vielleicht darauf hinweisen könnte, dass diese Liebschaft für das lyrische Ich in der Vergangenheit liegt. Es finden sich Worte wie „minnig“ (eine mittelhochdeutsche Form von „lieblich, liebend“) oder „Tandaradei!“ (ein mittelalterlicher Ausruf) und die Anrede „Heilige Fraue!“, was auf eine ältere, religiöse Sprache hinweist. Insgesamt erzeugen Sprache und Inhalt den Eindruck einer romantischen, heimlichen Liebschaft, die von inniger Freude und Leidenschaft, aber auch von der Angst vor der Entdeckung geprägt ist.
Weitere Informationen
Der Autor des Gedichtes „Unter der Linde“ ist Wolrad Eigenbrodt. 1860 wurde Eigenbrodt in Koblenz geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1898 entstanden. Der Erscheinungsort ist Halle a. S.. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Naturalismus oder Moderne kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Die Richtigkeit der Epochen sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das Gedicht besteht aus 36 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 145 Worte. Zum Autor des Gedichtes „Unter der Linde“ haben wir auf abi-pur.de keine weiteren Gedichte veröffentlicht.
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