Unstern von Charles Baudelaire
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Um solche lasten zu heben |
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Braucht es des Sisyphus mut · |
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Und wär unser wille auch gut: |
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Lang ist die kunst · kurz das leben. |
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Fern von ruhmreichen malen |
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Nach einsamem totenwall |
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Zieht meine seele in qualen |
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Zu trauernder trommel schall ... |
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Mancher edelstein ruht |
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Verscharrt in der finsternis hut |
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Und weit von stichel und brille · |
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Manche blume spart |
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Ihren duft wie geheimnis so zart |
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Vergebens in einsamer stille. |
Details zum Gedicht „Unstern“
Charles Baudelaire
4
14
66
nach 1837
Biedermeier,
Junges Deutschland & Vormärz,
Realismus
Gedicht-Analyse
Das vorliegende Gedicht „Unstern“ stammt von dem französischen Lyriker Charles Baudelaire, geboren 1821 und verstorben 1867. Baudelaire ist ein Hauptvertreter des Symbolismus und zählt zu den bedeutendsten französischen Lyrikern des 19. Jahrhunderts.
Auf den ersten Blick fällt die Schwere und melancholische Stimmung des Gedichtes auf, die durch Adjektive wie „lasten“, „mut“, „einsam“, „qualen“ oder „trauernd“ verstärkt wird. Der Titel „Unstern“ verweist bereits auf Unglück oder Widrigkeiten.
In der ersten Strophe spricht das lyrische Ich von großen Lasten, die nur mit dem Mut des Sisyphus gehoben werden können, der in der griechischen Mythologie dazu verdammt wurde, einen Felsbrocken einen Berg hinaufzustoßen, der immer wieder herabrollte. Hier wirkt eine resignative Stimmung, in der das Ich die Diskrepanz zwischen dem kurzen Leben und der langen Kunst betont.
Die zweite Strophe berichtet von einer einsamen und qualvollen Reise der Seele, die fern von ruhmreichen Zeiten, von Lebendigem und Freude, stattfindet. Die Trommel und der Wall, vermutlich eine Grabstätte, verstärken den Tod und das Leid als tragende Motive.
In den letzten beiden Strophen werden Edelsteine und Blumen als Symbole von Schönheit und Wertschätzung eingesetzt. Allerdings sind sie in der Dunkelheit verborgen beziehungsweise verschwenden sie ihren Duft in der einsamen Stille. Diese Bilder verstärken die Traurigkeit und Resignation, indem sie auf eine versteckte oder ungenutzte Schönheit und Wert hinweisen.
Das Gedicht besteht aus vier Strophen mit unterschiedlicher Versanzahl und weist keinen Reim auf. Die Form scheint also der melancholischen und düsteren Stimmung des Inhalts zu folgen, indem sie keine klaren und harmonischen Strukturen bietet.
Die Sprache ist sehr bildhaft und es werden viele Adjektive und Metaphern eingesetzt. Sie ist eher dunkel und schwer, was die traurige und hoffnungslose Stimmung unterstreicht.
Um das Gedicht zusammenzufassen: Das lyrische Ich beschreibt einen Zustand der schweren Last, des Unglücks („Unstern“), der Einsamkeit und der Trauer. Es betont die Kürze des Lebens im Gegensatz zur langen „Kunst“, was vermutlich als Metapher für das Ringen um Bedeutung und Erfüllung im Leben zu verstehen ist.
Weitere Informationen
Der Autor des Gedichtes „Unstern“ ist Charles Baudelaire. Geboren wurde Baudelaire im Jahr 1821 in Paris. Das Gedicht ist in der Zeit von 1837 bis 1867 entstanden. In Berlin ist der Text erschienen. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz oder Realismus zuordnen. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das 66 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 14 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Weitere Werke des Dichters Charles Baudelaire sind „Aufschwung“, „Begräbnis“ und „Bertas Augen“. Zum Autor des Gedichtes „Unstern“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 101 Gedichte vor.
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