Unsre deutsche Frau von Theodor Fontane
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Hierlandes ist unsre „deutsche Frau“ |
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Noch immer aus Friesack oder Bernau, |
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Nur dem Kleinen gilt ihre Respektsbezeigung, |
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Aus Noth nicht, nein, aus purer Neigung, |
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Uralte Themen uralter Epochen |
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Werden am liebsten durchgesprochen: |
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Die Küche, die Wäsche, die Wohnung – und dann |
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(Unerschöpfliches Thema) „mein Mann, mein Mann.“ |
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„Mein Mann ist eigentlich viel zu gut, |
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Und kommt er mal gegen mich in Wuth, |
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Ist es immer blos wegen der dummen Dinger, |
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Denen sieht er alles durch die Finger; |
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Eine Vierzehnjährige nennt er „Sie“, |
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Mittwochs hat er Skatpartie. |
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Da würd’ ich nun gern ins Theater gehn, |
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Aber, am Ende, was soll man sehn? |
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„Sodoms Ende“ gilt ja für unmoralisch, |
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Schiller ist mir zu theatralisch |
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Und macht immer schöne Worte nur, – |
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Das Beste bleibt doch freie Natur: |
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Am großen Stern auf den Kaiser warten, |
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Concert im Zoologischen Garten, |
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Flamingo, Büffel, Pelikan, |
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Und Abends (zum Spargel) kommt „mein Mann“ |
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Und Rudolf auch und die Zeit vergeht |
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Und der liebe Mond am Himmel steht.“ |
Details zum Gedicht „Unsre deutsche Frau“
Theodor Fontane
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158
1895
Realismus
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Unsre „deutsche Frau„“ wurde von Theodor Fontane (* 30. Dezember 1819, † 20. September 1898) verfasst und lässt sich in dessen spätes Schaffenswerk einordnen, welches in das 19. Jahrhundert fällt.
Auf den ersten Blick scheint das Gedicht eine Beschreibung des alltäglichen Lebens und des Charakters der „deutschen Frau“ in dieser Zeit darzustellen, wobei ein leicht spöttischer Unterton zu bemerken ist.
Inhaltlich handelt das Gedicht von einer Frau, die aus kleineren deutschen Städten wie Friesack oder Bernau stammt und ein einfaches, routiniertes Leben lebt, das sich um Alltagsthemen wie Kochen, Waschen und ihre Heimat dreht. Sie scheint ihren „Mann“ zu verehren, da sie ständig über ihn spricht und mit ihm zufrieden ist, selbst wenn er sich nicht perfekt verhält. Auch scheint das lyrische Ich die Vorstellung der Frau von guten Unterhaltungsmöglichkeiten und deren Stereotypie zu karikieren.
Formal besteht das Gedicht aus zwei Strophen mit unterschiedlicher Anzahl von Versen (8 und 18). Die Form scheint also nicht streng festgelegt zu sein, womit Fontane eine weniger formalistische Tradition des (lyrischen) Schreibens repräsentiert. Die Sprache ist einfach und zugänglich, was vermutlich die Bescheidenheit und Einfachheit der „deutschen Frau“ widerspiegeln soll.
Im Großen und Ganzen scheint Fontane auf humorvolle Weise das Alltagsleben und die Mentalität einer durchschnittlichen deutschen Frau dieser Zeit zu porträtieren. Er zeigt ihre Bescheidenheit, ihr zufriedenes Leben und ihre einfachen Wünsche und Interessen. Zugleich kritisiert er aber auch subtil das mangelnde Streben nach mehr, die stereotypen Ansichten und die Begrenztheit des Horizonts dieser „deutschen Frau“.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Unsre deutsche Frau“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Theodor Fontane. Im Jahr 1819 wurde Fontane in Neuruppin geboren. 1895 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Stuttgart und Berlin. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Realismus zugeordnet werden. Bei Fontane handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 158 Wörter. Es baut sich aus 2 Strophen auf und besteht aus 26 Versen. Die Gedichte „Alles still!“, „Am Jahrestag“ und „An Bettina“ sind weitere Werke des Autors Theodor Fontane. Zum Autor des Gedichtes „Unsre deutsche Frau“ haben wir auf abi-pur.de weitere 214 Gedichte veröffentlicht.
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