Under der linden von Walther von der Vogelweide

Under der linden
an der heide,
dâ unser zweier bette was,
dâ mugent ir vinden
schône beide
gebrochen bluomen unde gras.
vor dem walde in einem tal,
tandaradei,
schône sanc diu nahtegal.
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Ich kam gegangen
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zuo der ouwe:
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dô was mîn friedel komen ê.
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dâ wart ich enpfangen
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hêre frouwe,
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daz ich bin sælic iemer mê.
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kuster mich? wol tûsentstunt:
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tandaradei,
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seht wie rôt mir ist der munt.
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Dô hete er gemachet
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alsô rîche
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von bluomen eine bettestat.
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des wirt noch gelachet
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inneclîche,
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kumt iemen an daz selbe pfat.
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bî den rôsen er wol mac,
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tandaradei,
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merken wâ mirz houbet lac.
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Daz er bî mir læge,
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wesse ez iemen
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(nu enwelle got!), sô schamte ich mich.
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wes er mit mir pflæge,
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niemer niemen
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bevinde daz, wan er unt ich,
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und ein kleinez vogellîn:
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tandaradei,
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daz mac wol getriuwe sîn.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25.9 KB)

Details zum Gedicht „Under der linden“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
36
Anzahl Wörter
139
Entstehungsjahr
nach 1186
Epoche
Hochmittelalter

Gedicht-Analyse

Das präsentierte Gedicht „Under der linden“ ist ein Werk des Minnesängers Walther von der Vogelweide, der im 12. und 13. Jahrhundert lebte. Es entstand somit in der Hochphase des Minnesangs im Mittelalter.

Der erste Eindruck des Gedichts wirkt fröhlich und erzeugt Bilder von Natur und Liebe. Es scheint von einem romantischen und intimen Moment zwischen zwei Liebenden unter einer Linde, fern von prüfenden Augen, zu erzählen.

Inhaltlich geht es um ein lyrisches Ich, wahrscheinlich eine Frau, die von einem heimlichen, erotischen Zusammentreffen mit ihrem Geliebten erzählt. Sie treffen sich unter einer Linde - ein traditionelles Symbol für Liebe und Fruchtbarkeit. Dort liegt ein Bett aus Blumen, auf dem scheinbar ein Liebesakt stattfindet. Gleichzeitig spürt man auch die Sorge des lyrischen Ichs um ihre Ehre und Reputation, aber sie gewährt dem Leser nur so viele Einblicke, wie sie zulassen möchte. Die Natur - und insbesondere ein kleiner Vogel - sind ihre einzigen Zeugen.

Formal besteht das Gedicht aus vier Strophen mit jeweils neun Versen, die durch den Refrain „tandaradei“ strukturiert werden. Die archaische Sprache und das Mittelhochdeutsch sind charakteristisch für das Mittelalter und erfordern für den modernen Leser eine genaue Auseinandersetzung mit dem Text. Das Gedicht endet mit der Betonung der Treue - ein zentrales Ideal der mittelalterlichen Minne.

Insgesamt ist „Under der linden“ ein typisches Beispiel für die Dichtung Walther von der Vogelweides, das sich durch eine genaue Beobachtung der Natur, die Darstellung leidenschaftlicher Liebe und das Spiel mit dem Verborgenen auszeichnet. Auch der Konflikt zwischen individuellem Glück und gesellschaftlichen Konventionen ist ein wiederkehrendes Motiv in seiner Lyrik.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Under der linden“ ist Walther von der Vogelweide. 1170 wurde Vogelweide in Österreich geboren. Zwischen den Jahren 1186 und 1230 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Berlin. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Hochmittelalter kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Der Schriftsteller Vogelweide ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 36 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 139 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Walther von der Vogelweide sind „Ir sult sprechen willekomen“, „Muget ir schouwen, waz dem meien“ und „Wer fleht den lewen? wer fleht den risen?“. Zum Autor des Gedichtes „Under der linden“ haben wir auf abi-pur.de weitere 13 Gedichte veröffentlicht.

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