Die Linde von Joseph Görres

Unter der Linden
An der Haide,
Da unser zweyer Bette was,
Da möget ihr finden
Schöne Beyde
Gebrochen Blumen und Gras.
Vor dem Walde in einem Thal,
Tandaradei! schöne sang die Nachtigall.
 
Ich kam gegangen
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Zu der Aue,
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Da was mein Friedel kommen eh;
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Da ward ich empfangen,
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Here Fraue,
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Daß ich bin selig immer meh.
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Er küßte mich wohl tausend Stund,
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Tandaradei, seht wie roth ist mir der Mund!
 
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Da hat er gemachet
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Also reiche
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Von Blumen ein Bettestatt,
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Des wird noch gelachet
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Innigliche,
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Kömmt jemand an den dasselbe Pfat;
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Bey den Rosen er wohl mag
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Tandaradei! merken, wo mirs Haupt lag.
 
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Daß er bey mir lege,
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Wüßt es jemand,
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Und welle Gott so schämt ich mich.
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Was er mit mir pflege,
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Nimmer niemand
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Befinde das, wann er und ich,
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Und ein kleines Vögellein,
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Tandaradei! das mag wohl getreue seyn.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25.4 KB)

Details zum Gedicht „Die Linde“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
32
Anzahl Wörter
141
Entstehungsjahr
1817
Epoche
Klassik,
Romantik,
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Die Linde“ wurde von Joseph Görres verfasst, der zwischen 1776 und 1848 lebte, was die Epoche der deutschen Romantik beinhaltet. Görres war ein bedeutender politischer Schriftsteller und Journalist, aber auch Dichter und Literaturhistoriker. Die Romantik steht für das Ausdrucksbedürfnis von Gefühlen und Stimmungen und die Betonung des Subjektiven, weshalb sie sich häufig durch eine emotionale, bildhafte Sprache auszeichnet.

Beim ersten Durchlesen des Gedichts fällt der alte Sprachstil auf, der dem Leser einen mittelalterlichen Kontext suggeriert. Es wird eine Geschichte erzählt, in der ein Paar unter einem Lindenbaum auf einer Heide liegt und die Schönheit der Natur genießt. Die wiederholte Verwendung des Wortes „Tandaradei“ als Refrain unterstreicht die nostalgische, gesellige Atmosphäre des Gedichts.

Inhaltlich beschreibt das lyrische Ich, wahrscheinlich eine Frau, ein erfülltes und glückliches Liebeserlebnis. Sie beschreibt ein Liebestreffen unter einer Linde, wofür auch die Natur als Kulisse fungiert. Das Paar erlebt einen romantischen Moment, sie spricht von Küssen und von einem Blumenbett, das von ihrem Liebhaber gemacht wurde. Es wird deutlich, dass diese Erlebnisse ein Geheimnis bleiben sollen, das nur das Paar und ein kleiner Vogel kennen.

Formal ist das Gedicht in vier Strophen unterteilt, jede mit acht Versen. Die Anzahl der Silben variiert, was auf eine freie Rhythmusform hinweist. Der wiederholte Gebrauch von „Tandaradei“ gibt dem Gedicht einen lyrischen Charakter und dient auch als Abschlussrefrain jeder Strophe. Die Sprache des Gedichts ist altersgemäß und enthält viele altertümliche Ausdrücke wie „Friedel“ und „Fraue“, was den historischen Kontext unterstreicht.

Das Gedicht „Die Linde“ von Joseph Görres ist ein lebendiges Beispiel für romantische Dichtung. Es verbindet persönliche Gefühle mit der natürlichen Umgebung und schafft eine sinnliche, emotional geladene Atmosphäre. Die alte Sprache und die bildhafte Darstellung des Liebestreffens unterstreichen die romantische Weltanschauung, in der Liebe und Natur miteinander verschmelzen und ein hohes Maß an Leidenschaft und Ekstase hervorbringen.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Die Linde“ ist Joseph Görres. Geboren wurde Görres im Jahr 1776 in Koblenz. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1817. Erscheinungsort des Textes ist Frankfurt a. Main. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Klassik, Romantik oder Biedermeier kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit der Zuordnung. Die Auswahl der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und muss daher nicht unbedingt richtig sein. Das vorliegende Gedicht umfasst 141 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 32 Versen. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Die Linde“ keine weiteren Gedichte vor.

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