Under der Linden von Wilhelm Storck

,Unter der Linden
Auf der Haide
War uns ein Ruhplatz ausgeschmückt;
Dort könnt ihr finden
Niedlich beide:
Die Blumen und das Gras zerdrückt.
Vor dem Wald am grünen Hang
Tandaradei!
Klang der Nachtigall Gesang.
 
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Ich kam gegangen
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Zu der Aue,
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Da stand der Liebste schon bereit,
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Mich zu empfangen,
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Heil’ge Fraue!
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Glückselig bin ich allezeit.
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Küßt’ er mich im stillen Grund?
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Tandaradei!
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Seht, wie roth mir ist der Mund.
 
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Aus mannigfachen
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Blumen sinnig
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Errichtet war ein Bett zu seh’n.
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Drob werden lachen
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Still und innig
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Sie Alle, die des Weges geh’n.
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An den Rosen kann man gut
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Tandaradei!
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Merken, wo mein Haupt geruht.
 
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Daß er mich herzte,
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Wüßt’ es Einer –
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Verhüt’ es Gott! – ich schämte mich.
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Wie dort er scherzte,
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Möcht’ es Keiner
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Erfahren doch, als er und ich,
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Und das kleine Vögelein
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Tandaradei!
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Wird ja zuverlässig sein.‘
 
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Walther von der Vogelweide.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25.8 KB)

Details zum Gedicht „Under der Linden“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
37
Anzahl Wörter
145
Entstehungsjahr
1872
Epoche
Realismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Unter der Linden“ wurde nach unserem modernen Verständnis nicht von Wilhelm Storck (* 5. Juli 1829, † 16. Juli 1905) verfasst, Storck war nur der Übersetzer dieses Gedichts. Der eigentliche Autor ist Walther von der Vogelweide, einer der bekanntesten und bedeutendsten mittelhochdeutschen Lyriker und Sangspruchdichter, der um 1170 bis 1200 geboren und um 1230 gestorben ist. Das Gedicht gehört also zum mittelalterlichen Minnesang, der ungefähr vom 12. bis ins 14. Jahrhundert Verbreitung fand.

Der erste Eindruck des Gedichts ist idyllisch und romantisch. Die Naturkulisse und der Gesang der Nachtigall, der den Liebenden als musikalischer Hintergrund dient, lassen eine heitere Atmosphäre aufkommen.

Inhaltlich handelt das Gedicht von einem romantischen Treffen zwischen zwei Liebenden in einem versteckten Ort unter einer Linde. Das lyrische Ich, offensichtlich eine Frau, beschreibt diesen Ort und erzählt von der glücklichen Zeit, die sie dort mit ihrem Geliebten verbracht hat. Sie erinnert sich an ihr Zusammensein, an Küsse und an die ungestörte Zweisamkeit. Sie erwähnt auch ihre Bedenken, dass jemand von dieser Beziehung erfahren könnte und hofft auf Diskretion vonseiten der um sie herum befindlichen Natur.

In Bezug auf die Form besteht das Gedicht aus vier neun-zeiligen Strophen und einer einzeiligen abschließenden Strophe. Die Strophenform sowie der verwendete Reim (aabbccbdd) entsprechen dem mittelalterlichen Minnesang. Die Sprache ist relativ einfach und bildreich, was dazu beiträgt, die romantische Atmosphäre zu vermitteln und das Liebeserlebnis des lyrischen Ichs fühlbar zu machen.

Im Gesamten handelt es sich also um ein Liebesgedicht, das eine heimliche Liebe in einer ländlichen und idyllischen Umgebung beschreibt. Es reflektiert die universelle menschliche Erfahrung von verbotener oder heimlicher Liebe und zeigt, wie Liebende Zuflucht in der Natur finden. Darüber hinaus spiegelt das Gedicht die kulturellen Normen und Werte des mittelhochdeutschen Minnesangs wider.

Weitere Informationen

Wilhelm Storck ist der Autor des Gedichtes „Under der Linden“. 1829 wurde Storck in Genna bei Iserlohn geboren. Im Jahr 1872 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Münster. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Realismus kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Vor Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und daher anfällig für Fehler. Das 145 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 37 Versen mit insgesamt 5 Strophen. Zum Autor des Gedichtes „Under der Linden“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de keine weiteren Gedichte vor.

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