Und ich darf noch von Joachim Ringelnatz

Hie und da, dann und wann
Ein Wehweh. Doch im Ganzen:
Ich, der ich nicht tanzen kann,
Sehe gern andere tanzen.
 
Noch immer in Arbeit gestellt
Und die Arbeit genießend,
Finde ich dich, ausstudierte Welt,
Immer neu fließend.
 
Gehe durch die Straßen einer Stadt,
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Um Dinge herum, die stinken.
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Was Beine oder keine Beine hat,
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Kann blinken oder winken.
 
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Ich kann einen Pflasterstein,
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Der am Rinnstein liegt, aufheben.
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O schönes Auferdensein!
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Und ich darf noch leben.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.1 KB)

Details zum Gedicht „Und ich darf noch“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
76
Entstehungsjahr
1934
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das zu interpretierende Gedicht, „Und ich darf noch“, wurde von Joachim Ringelnatz verfasst, einem der bedeutendsten Vertreter der literarischen Strömung des Expressionismus. Ringelnatz lebte von 1883 bis 1934, sodass man sein Werk in das frühe 20. Jahrhundert einordnen kann.

Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht etwas sprunghaft, als würde das lyrische Ich seine Umgebung und seine Gedanken in lose zusammenhängenden Strophen festhalten. Die Themen variieren und reichen vom einfachen Alltagsleben über eine reflexive Betrachtung der Welt bis hin zu einer tiefen Freude über das eigene Dasein.

Das lyrische Ich beginnt seine Ausführungen mit einer Beobachtung von Tanzenden und bringt zum Ausdruck, dass es selbst nicht tanzen kann, aber das Zuschauen genießt. In der zweiten Strophe spricht es seine Arbeit an und scheint an dieser eine Freude zu finden, während es die Welt als „ausstudierte“ und „immer neu fließend“ wahrnimmt. Die dritte Strophe schildert eine Begehung durch die Straßen einer Stadt, wo das lyrische Ich auf unangenehme Gerüche und unterschiedliche Bewegungen aufmerksam macht. Letztlich drückt es in der abschließenden vierten Strophe seine Freude und Dankbarkeit aus, am Leben teilnehmen zu dürfen. Dabei hebt es einen metaphorisch verwendeten Pflasterstein auf, was als Anerkennung der rauen Schönheit des Lebens interpretiert werden kann.

Formal besteht das Gedicht aus vier Strophen mit je vier Versen. Die Sprache ist schlicht und leicht verständlich, aber gleichzeitig bildhaft und metaphorisch. Dabei beschränkt sich Ringelnatz auf die nüchterne Beschreibung von Alltagssituationen und Beobachtungen, verleiht diesen jedoch durch seine spezielle Wortwahl und die Verwendung von Metaphern eine tiefere Bedeutung.

Schlussendlich scheint „Und ich darf noch“ ein Loblied auf das Leben zu sein, trotz seiner Unvollkommenheiten und Herausforderungen. Ringelnatz betont die Schönheit des alltäglichen Seins und das Privileg, am Leben teilhaben zu dürfen, egal wie einfach oder kompliziert dieses sein mag.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Und ich darf noch“ des Autors Joachim Ringelnatz. Im Jahr 1883 wurde Ringelnatz in Wurzen geboren. Im Jahr 1934 ist das Gedicht entstanden. Erscheinungsort des Textes ist Berlin. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Moderne oder Expressionismus zuordnen. Bei Ringelnatz handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen. Das 76 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Die Gedichte „Abgesehen von der Profitlüge“, „Abglanz“ und „Abschied von Renée“ sind weitere Werke des Autors Joachim Ringelnatz. Zum Autor des Gedichtes „Und ich darf noch“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 560 Gedichte vor.

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