Und glaubte doch es überwunden von Joachim Ringelnatz

Warum hast du mich ins Gesicht
Geschlagen?
Und ich konnte nicht
Mich wehren, noch etwas sagen.
 
Warum hat ein Augenblick so roh
unsre ganze Heimlichkeit zertrümmert?
Konntest du denn danach irgendwo
Glücklich sein und unbekümmert?
 
Fandest du nie später jenen Mut,
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Frei mir neu zu nahn?
 
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Was uns jemals weh getan,
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Ach wie bald war’s wieder gut.
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Aber was wir andern Wehes taten, –
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– – – – ? – !
 
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Es ist leicht und ehrlich, wenn ich sag:
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Lebe wohl! Gut Nacht! und Guten Tag! –
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Auch im Kriege sprachen so Soldaten.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Und glaubte doch es überwunden“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
17
Anzahl Wörter
85
Entstehungsjahr
1929
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Und glaubte doch es überwunden“ stammt aus der Feder von Joachim Ringelnatz, der in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts lebte. Bei der zeitlichen Einordnung ist zu berücksichtigen, dass Ringelnatz sowohl die industrielle Modernisierung als auch die Weltkriege miterlebte, was sich auch in seinen Werken widerspielt.

Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht nachdenklich und reflektierend, mit einer Prise Melancholie. Es scheint, als ob das lyrische Ich etwas sehr Prägendes, wahrscheinlich eine Auseinandersetzung, mit einer anderen Person durchlebt hat und sich nun danach sehnt, diesen Konflikt zu lösen.

Im Inhalt behandelt das Gedicht einen Konflikt zwischen dem lyrischen Ich und einer anderen Person. Es beginnt mit der Frage, warum diese Person dem lyrischen Ich ins Gesicht geschlagen hat - wohl nicht buchstäblich, sondern metaphorisch für eine Verletzung. Die daraus resultierenden Folgen waren so gravierend, dass ihre bisherige Vertrautheit zerrüttet wurde. Dennoch spürt das lyrische Ich den Wunsch nach Versöhnung und dem Neubeginn ihrer Beziehung. Jedoch wird auch die Schwere dieser Verletzung betont, die das lyrische Ich einer anderen Person zugefügt hat und die offenbar schwerer zu überwinden ist als eigene Leiden. Das Gedicht endet mit einer resignierenden Feststellung.

Die Form des Gedichts weicht von der traditionellen Strophenform ab und variiert im Umfang der Verse. Die Sprache ist einfach gehalten, doch die durch Frage-und-Antwort-Struktur geprägte Dramatik schafft eine intensive Atmosphäre. Der Einsatz von Ellipsen und rhetorischen Fragen im Text verstärkt die emotional aufgeladene Stimmung des Gedichts, während die Verwendung des Kriegs als Metapher in den letzten Zeilen die Ernsthaftigkeit und Tragweite der beschriebenen Konflikte unterstreicht.

Alles in allem ist „Und glaubte doch es überwunden“ von Ringelnatz ein bewegendes Gedicht, das die Schwierigkeit der Vergebung in zwischenmenschlichen Beziehungen thematisiert. Es zeigt, dass es oft leichter ist, eigenen Schmerz zu verarbeiten, als die Last der Schuld gegenüber anderen abzulegen. Es regt damit zur Auseinandersetzung mit eigenen Handlungen und deren Folgen für andere Menschen an.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Und glaubte doch es überwunden“ ist Joachim Ringelnatz. Geboren wurde Ringelnatz im Jahr 1883 in Wurzen. Im Jahr 1929 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Berlin. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Moderne oder Expressionismus zuordnen. Bei Ringelnatz handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen. Das Gedicht besteht aus 17 Versen mit insgesamt 5 Strophen und umfasst dabei 85 Worte. Der Dichter Joachim Ringelnatz ist auch der Autor für Gedichte wie „Alone“, „Alte Winkelmauer“ und „Alter Mann spricht junges Mädchen an“. Zum Autor des Gedichtes „Und glaubte doch es überwunden“ haben wir auf abi-pur.de weitere 560 Gedichte veröffentlicht.

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