Umweg von Joachim Ringelnatz
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Ging ein Herz durchs Hirn Güte suchen, |
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Fand sie nicht, doch hörte da durchs Ohr |
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Zwei Matrosen landbegeistert fluchen, |
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Und das kam ihm so recht rührend vor. |
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Ist das Herz dann durch die Nase krochen. |
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Eine Rose hat das Herz gestochen, |
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Hat das Herz verkannt. |
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In der Luft hat was wie angebrannt |
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Schlecht gerochen. |
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Und das Wasser schmeckte nach Verrat. |
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Leise schlich das Herz zurück, |
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Schlich sich durch die Hand zur Tat, |
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Hämmerte. |
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Und da dämmerte |
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Ihm das Glück. |
Details zum Gedicht „Umweg“
Joachim Ringelnatz
3
15
79
1928
Moderne,
Expressionismus
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Umweg“ stammt von dem deutschen Schriftsteller und Kabarettisten Joachim Ringelnatz, der insbesondere für seine humoristischen und absurden Verse bekannt ist. Da Ringelnatz von 1883 bis 1934 lebte, kann das Gedicht zeitlich in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts eingestuft werden, speziell in die Zeit der Weimarer Republik und des aufkommenden Nationalsozialismus.
Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht durch seine ungewöhnliche Darstellung der Körperlichkeit und Emotionalität des lyrischen Ichs aufmerksamkeitserregend und rätselhaft. Es regt zum Nachdenken und zur genauen Analyse der poetischen Bilder und Symbole an, die in den Versen verwendet werden.
Im Inhalt geht das Gedicht auf die Metapher der Suche des Herzens, das durch verschiedene Körperteile reist. Es scheint enttäuscht und verwirrt durch die Realität zu sein, die es wahrnimmt: andere Menschen, die scheinbar glücklich und zufrieden sind, die brennenden und stechenden Empfindungen, der Schock des Verrats. Doch trotz all dieser Betrübnisse findet das Herz schließlich Glück, vermutlich durch die Akzeptanz oder das Verständnis seiner eigenen Realität.
So kann gesehen werden, dass das lyrische Ich eine Aussage über die Schwierigkeiten der Suche nach Glück oder Zufriedenheit im Leben macht. Es zeigt, dass man nicht immer das findet, was man haben möchte, und dass das Leben voller Überraschungen und Enttäuschungen ist - aber auch Potenzial für Freude und Zufriedenheit bietet.
Formal gesehen ist das Gedicht freie Verse, was bedeutet, dass es keinen strengen Reim oder Rhythmus gibt. Die Sprache ist klar und direkt, mit kräftigen und evokativen Bildern, die die emotionalen und physischen Empfindungen des lyrischen Ichs hervorheben. Es gibt auch eine spielerische Qualität in der Art und Weise, wie das Herz dargestellt wird, sich durch verschiedene Körperorgane zu bewegen und verschiedene Sinneswahrnehmungen zu erleben, was zu der humoristischen und absurden Qualität beiträgt, die oft in Ringelnatz' Werk zu finden ist. Durch die konkrete und körperliche Darstellung der emotionalen Reise des Herzens bringt das Gedicht sowohl eine persönliche als auch eine universelle menschliche Erfahrung zum Ausdruck.
Weitere Informationen
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Umweg“ des Autors Joachim Ringelnatz. Geboren wurde Ringelnatz im Jahr 1883 in Wurzen. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1928 zurück. Berlin ist der Erscheinungsort des Textes. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Moderne oder Expressionismus zuordnen. Bei dem Schriftsteller Ringelnatz handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen. Das vorliegende Gedicht umfasst 79 Wörter. Es baut sich aus 3 Strophen auf und besteht aus 15 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Joachim Ringelnatz sind „Alone“, „Alte Winkelmauer“ und „Alter Mann spricht junges Mädchen an“. Zum Autor des Gedichtes „Umweg“ haben wir auf abi-pur.de weitere 560 Gedichte veröffentlicht.
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Zum Autor Joachim Ringelnatz sind auf abi-pur.de 560 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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