Umarm ihn nicht von Joachim Ringelnatz

Umarme den, der dir gefällt.
Vorbei ist er dir leicht verloren.
 
Ich nehme an, dein Geist hat Ohren
Zu hören, was man von dir hält.
 
Umarme ihn, wenn eine Glut
Dich vorwärts drängt, ihn zu begrüßen.
Dann leg ihm deinen Mut zu Füßen.
Und mache kein Geschäft. — Sei gut.
 
Du warst zu dreist, wenn du nicht lesen
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Kannst, ob ihn die Umarmung freut.
 
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Ich bin auch mehrmals so in Glut gewesen
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Und hielt mich still. Hab mich gescheut,
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Und hab Versäumtes hinterher bereut.
 
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Und glaube doch: Wir brauchen weite Fernen,
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Einander wahr und rein kennen zu lernen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.1 KB)

Details zum Gedicht „Umarm ihn nicht“

Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
15
Anzahl Wörter
97
Entstehungsjahr
1932
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Der Autor Joachim Ringelnatz, der von 1883 bis 1934 lebte, war ein bekannter deutscher Schriftsteller und Kabarettist. Dieses Gedicht reiht sich in sein insgesamt vielfältiges und humorvolles Werk ein. Die zeitliche Einordnung ist schwierig, da Ringelnatz' Schaffenszeitraum von den 1910er bis in die 1930er Jahre reicht.

Bereits beim ersten Lesen fällt auf, dass das Gedicht eine konkrete Anleitung oder Ratgeber für eine Begegnung mit einer anderen Person, wahrscheinlich im Kontext einer romantischen Beziehung, ist. Es verbindet dabei eine einfühlsame Sicht auf menschliche Interaktionen mit einer pragmatischen, direkt anleitenden Sprache.

Das lyrische Ich scheint Ratschläge zu geben, wie man sich gegenüber einer Person verhalten soll, die man mag oder bewundert. Es ermutigt dazu, offen Zuneigung zu zeigen, jedoch nur, wenn dies auch wirklich gewünscht und erwidert wird. Das Gedicht betont die Wichtigkeit, sein Gegenüber nicht zu überrumpeln und genügend Distanz zur Entfaltung beider Persönlichkeiten zu lassen. In die Worte des lyrischen Ichs klingt dabei auch eine gewisse Melancholie hinein, vielleicht durch eigene Erfahrungen von unerwiderter oder verpasster Liebe.

Formal umfasst das Gedicht sechs Strophen mit variierender Versanzahl. Die Ungleichheit der Strophen zeigt eine gewisse Unregelmäßigkeit, die vielleicht darauf hinweist, dass Liebe und Beziehungen sicherlich nicht nach festen Regeln ablaufen können. Der Sprachstil ist einfach und direkt, sodass die Botschaft klar herauskommt. Es gibt keinen Reim, was das Gedicht modern wirken lässt und die Aufmerksamkeit auf den Inhalt lenkt.

Ringelnatz' Gedicht „Umarm ihn nicht“ ist also eine Art Liebesratgeber, der mit seinen ehrlichen und klaren Ratschlägen sowie seiner einfachen Sprache überzeugt. Dabei wird stets Respekt für das Gegenüber betont und zur Vorsicht in Liebesangelegenheiten gemahnt. Es ist ein schönes Beispiel für den humorvollen, aber auch weisen Ton, der viele von Ringelnatz' Werken kennzeichnet.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Umarm ihn nicht“ des Autors Joachim Ringelnatz. 1883 wurde Ringelnatz in Wurzen geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1932 entstanden. Der Erscheinungsort ist Berlin. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Moderne oder Expressionismus zuordnen. Bei Ringelnatz handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen. Das Gedicht besteht aus 15 Versen mit insgesamt 6 Strophen und umfasst dabei 97 Worte. Der Dichter Joachim Ringelnatz ist auch der Autor für Gedichte wie „Alone“, „Alte Winkelmauer“ und „Alter Mann spricht junges Mädchen an“. Zum Autor des Gedichtes „Umarm ihn nicht“ haben wir auf abi-pur.de weitere 560 Gedichte veröffentlicht.

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