Um Mitternacht von Johann Wolfgang von Goethe

Um Mitternacht ging ich, nicht eben gerne,
Klein, kleiner Knabe, jenen Kirchhof hin
Zu Vaters Haus, des Pfarrers, Stern am Sterne
Sie leuchteten doch alle gar zu schön;
Um Mitternacht.
 
Wenn ich dann ferner in des Lebens Weite
Zur Liebsten mußte, mußte weil sie zog,
Gestirn und Nordschein über mir im Streite,
Ich gehend, kommend Seligkeiten sog;
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Um Mitternacht.
 
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Bis dann zuletzt des vollen Mondes Helle
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So klar und deutlich mir in’s Finstere drang,
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Auch der Gedanke willig, sinnig, schnelle
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Sich um’s Vergangne wie um’s Künftige schlang;
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Um Mitternacht.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Um Mitternacht“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
15
Anzahl Wörter
92
Entstehungsjahr
1818
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Um Mitternacht“ wurde von Johann Wolfgang von Goethe verfasst. Goethe lebte von 1749 bis 1832, daher stammen seine Texte aus der Zeit der Klassik und Romantik.

Auf den ersten Blick legt das Gedicht einen melancholischen Ton an den Tag, da es eine Reihe von Nostalgie und Sehnsucht enthält. Der Titel verleiht dem Werk eine mysteriöse Atmosphäre, da Mitternacht oft mit Dunkelheit und Geheimnis assoziiert wird.

Der Inhalt des Gedichtes lässt sich in drei Abschnitte einteilen, die jeweils durch den Refrain „Um Mitternacht“ zusammengefasst werden. In der ersten Strophe spricht das lyrische Ich von seiner Kindheit. Es beschreibt einen nächtlichen Weg zum Haus seines Vaters, eines Pfarrers. In der zweiten Strophe erzählt das lyrische Ich von seiner Jugend, als es zu seiner Geliebten zog. In der dritten Strophe reflektiert das lyrische Ich über seine Vergangenheit und Zukunft unter dem Licht des vollen Mondes.

Das lyrische Ich drückt eine Sehnsucht nach den vergangenen Zeiten aus und schafft so eine melancholische Atmosphäre. Dies spiegelt sich sowohl in den Erinnerungen an den nächtlichen Weg in die Kirche als auch in den Nächten mit seiner Geliebten wider.

Das Gedicht ist in fünf-Vers-Strophen organisiert, wobei jede Strophe mit dem Refrain „Um Mitternacht“ endet. Diese Wiederholung verleiht dem Gedicht einen rhythmischen und melodischen Charakter. Die Sprache ist poetisch, aber auch bildlich. Die Verwendung von Metaphern wie „Stern am Sterne“ und „Seligkeiten sog“ trägt zum romantischen und emotionalen Ton des Gedichts bei.

Insgesamt erscheint „Um Mitternacht“ von Goethe als ein nostalgisches Gedicht, das sowohl den Übergang von der Kindheit zum Erwachsenenalter als auch die Reflexion über Leben und Zeit thematisiert. Es verbindet reiche Bilder und Metaphern mit einem starken emotionalen Ton, um eine Atmosphäre der Sehnsucht und Melancholie zu erzeugen.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Um Mitternacht“ ist Johann Wolfgang von Goethe. Der Autor Johann Wolfgang von Goethe wurde 1749 in Frankfurt am Main geboren. 1818 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Stuttgart und Tübingen. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zuordnen. Bei Goethe handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen.

Sturm und Drang ist die Bezeichnung für die Literaturepoche in den Jahren von etwa 1765 bis 1790 und wird häufig auch zeitgenössische Genieperiode oder Geniezeit genannt. Diese Bezeichnung entstand durch die Verherrlichung des Genies als Urbild des höheren Menschen und Künstlers. Der Sturm und Drang knüpft an die Empfindsamkeit an und geht später in die Klassik über. Der Literaturepoche des Sturm und Drang geht die Epoche der Aufklärung voran. Die Ideale und Ziele der Aufklärung wurden verworfen und es begann ein Auflehnen gegen die Prinzipien der Aufklärung und das gesellschaftliche System. Die Vertreter der Epoche des Sturm und Drang waren häufig Schriftsteller im jungen Alter, die sich gegen die vorherrschende Strömung der Aufklärung wandten. Die Autoren versuchten in den Dichtungen eine geeignete Sprache zu finden, um die subjektiven Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen. Die Nachahmung und Idealisierung von Künstlern aus vergangenen Epochen wie dem Barock wurde abgelehnt. Die traditionellen Werke wurden dennoch geschätzt und dienten als Inspiration. Es wurde eine eigene Jugendkultur und Jugendsprache mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Wiederholungen und Halbsätzen geschaffen. Mit seinen beiden wichtigen Vertretern Schiller und Goethe entwickelte sich der Sturm und Drang weiter und ging in die Weimarer Klassik über.

Prägend für die Literatur der Weimarer Klassik war die Französische Revolution. Menschen setzten sich dafür ein, dass für alle die gleichen Rechte gelten sollten. Der Beginn der Weimarer Klassik ist im Jahr 1786 auszumachen. Die Epoche der Klassik endete im Jahr 1832 mit dem Tod Johann Wolfgang von Goethes. Das Zentrum der Weimarer Klassik lag in Weimar. Häufig wird die Epoche auch nur als Klassik bezeichnet. Prägend für die Zeit der Weimarer Klassik ist der Begriff Humanität. Menschlichkeit, Toleranz, Selbstbestimmung, Schönheit und Harmonie sind wichtige inhaltliche Merkmale der Weimarer Klassik. Die Weimarer Klassik orientierte sich an klassischen Vorbildern aus der Antike. In der Weimarer Klassik wird eine geordnete, einheitliche Sprache verwendet. Kurze, allgemeingültige Aussagen (Sentenzen) sind häufig in Werken der Weimarer Klassik zu finden. Da man die Menschen früher mit der Kunst und somit auch mit der Literatur erziehen wollte, setzte man großen Wert auf formale Ordnung und Stabilität. Metrische Ausnahmen befinden sich oftmals an Stellen, die hervorgehoben werden sollen. Schiller, Goethe, Wieland und Herder können als die Hauptvertreter der Weimarer Klassik bezeichnet werden. Aber nur Goethe und Schiller motivierten und inspirierten einander durch eine intensive Zusammenarbeit und wechselseitige Kritik.

Das 92 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 15 Versen mit insgesamt 3 Strophen. Die Gedichte „Alexis und Dora“, „Am 1. October 1797“ und „Amytnas“ sind weitere Werke des Autors Johann Wolfgang von Goethe. Zum Autor des Gedichtes „Um Mitternacht“ haben wir auf abi-pur.de weitere 1618 Gedichte veröffentlicht.

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