Anwandlung von Frank Wedekind

Wüßtest du, Mädchen, wie das tut,
Wenn dein Arm in dem seinen ruht,
Wenn du an seiner Seite hin
Wandelst in weltbeglückendem Sinn!
Wüßtest du, wie mich der Anblick foltert,
Wie mir der Wunsch in der Seele brennt:
Käm’ doch das himmlische Firmament
Über euch Beide heruntergepoltert!
 
Wolken machen sich nichts daraus,
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Wandern weiter und lachen mich aus,
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Ob ich euch, ob ich ihnen fluche,
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Ob ich mich selbst zu erdrosseln suche –
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Schließlich nach langem qualvollen Bangen
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Reichst du mir flüchtig die zuckende Hand,
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Und das verwickelte Rosenband
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Hält mich verdoppelt fester umfangen.
 
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Kennst jene Hütte du tief im Wald,
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Zweier Büßenden Aufenthalt?
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Rings unter hohen rauschenden Bäumen
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Wildes Kasteien und tiefes Träumen …
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Nun ich eben mein Bündel geschnürt,
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Will mich dieser Gedanke nicht lassen;
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Ach und mein Hirn mag es gar nicht fassen,
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Daß mich mein Los schon von hinnen führt.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Anwandlung“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
142
Entstehungsjahr
1905
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Anwandlung“ wurde von Frank Wedekind verfasst, einem deutschen Dramatiker und Lyriker, der von 1864 bis 1918 lebte. Wedekind ist bekannt für seine provokanten und sozialkritischen Werke, die das Bürgertum des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts in Frage stellten.

Der erste Eindruck des Gedichts ist von intensiven emotionalen Ausdrücken geprägt. Es handelt sich um eine direkte und persönliche Ansprache an ein Mädchen, das offenbar die Affekte des lyrischen Ichs geweckt hat.

Inhaltlich beschreibt das Gedicht die tiefen Gefühle und den inneren Konflikt des lyrischen Ichs, das sich leidenschaftlich zu einem Mädchen hingezogen fühlt, welches jedoch von einem anderen umworben wird. Der Sprecher drückt seine Qual und Eifersucht aus und sehnt sich nach der Auflösung dieser schmerzhaften Situation. Er spricht über den Wunsch, die Welt oder das Universum würde eingreifen und das Paar auseinanderbringen. Der lyrische Sprecher flüchtet in Fantasien von Selbstmord und Verzweiflung, nur um weiterhin von seinen Gefühlen gefangen gehalten zu werden.

In Bezug auf Form und Sprache fällt auf, dass das Gedicht in dreimal acht Versen organisiert ist, eine klassische Form der deutschen Verse. Die Sprache ist expressiv und emotional, mit starken Bildern und Metaphern. Obwohl der lyrische Ausdruck extrem ist, gibt es dennoch eine subtile Ironie und eine Kritik an der Haltung des lyrischen Ichs selbst, die typisch für Wedekinds Stil ist.

Schließlich wechselt das Gedicht zur dritten Strophe, in dem er sich in eine Hütte tief im Wald flüchtet, ein Ort der Einsamkeit und Buße. Dies unterstreicht die Intensität seines inneren Konflikts. Das Gedicht endet mit einem Gefühl von Unfähigkeit und Resignation angesichts der eigenen Gefühle und des unerwünschten Lose.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Anwandlung“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Frank Wedekind. Der Autor Frank Wedekind wurde 1864 in Hannover geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1905 entstanden. Der Erscheinungsort ist München. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Moderne zuordnen. Wedekind ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das 142 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 3 Strophen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Frank Wedekind sind „Albumblatt“, „Allbesiegerin Liebe“ und „Alte Liebe“. Zum Autor des Gedichtes „Anwandlung“ haben wir auf abi-pur.de weitere 114 Gedichte veröffentlicht.

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