Trübsinn von Charles Baudelaire

Ich bin ein fürst in landen trüb und kalt
Reich aber machtlos · jung und doch schon alt ·
Der seiner lehrer bücklinge verachtet ·
Bei seinem hund und andren tieren schmachtet.
Nicht spiel nicht jagd das leben ihm verschönt
Und nicht sein volk das unterm fenster stöhnt.
Des lieblingsnarren possenhafte lieder
Erwecken seine heiterkeit nicht wieder.
Sein reichgesticktes bett wird ihm zum sarg.
10 
Der damenkreis an lockungen nicht karg
11 
Erhofft umsonst mit schamloser toilette
12 
Ein lächeln von dem wandelnden skelette.
13 
Und nicht gelangs dem arzt der gold doch schafft
14 
Aus ihm zu bannen den verderbten saft ·
15 
Kein bad im blut wie es die Römer lehren
16 
Wie altersschwach despoten es begehren
17 
Erneute kraft dem stumpfen leib gewinnt
18 
Wo blutes statt der schlamm der Lethe rinnt.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.3 KB)

Details zum Gedicht „Trübsinn“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
18
Anzahl Wörter
122
Entstehungsjahr
nach 1837
Epoche
Biedermeier,
Junges Deutschland & Vormärz,
Realismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Trübsinn“ wurde von Charles Baudelaire verfasst, der von 1821 bis 1867 lebte. Baudelaire gilt als einer der bedeutendsten französischen Lyriker des 19. Jahrhunderts und steht für die literarische Epoche des Symbolismus.

Auf den ersten Blick zeichnet das Gedicht das Bild eines sehr einsamen, verzweifelten und traurigen Menschen, der trotz seines Reichtums und seiner Macht unglücklich und unzufrieden ist.

Inhaltlich geht es in einfacher Sprache gesagt um einen reichen und mächtigen Fürsten, der jedoch trotz seines jungen Alters bereits alt und kraftlos erscheint. Er verachtet seine Lehrer, findet keinen Gefallen an Vergnügungen wie Spielen oder der Jagd und auch nicht an seinem Volk. Auch die Schädelstärke seines Hofnarren oder die Verlockungen des Damenkreises können seine Laune nicht aufheitern. Er fühlt sich sowohl emotional als auch physisch leidend, so dass sein Bett ihm wie ein Sarg vorkommt und er selbst sich als wandelndes Skelett ansieht. Alle Versuche, seine Stimmung zu heben, schlagen fehl - sei es durch die schamlose Toilette der Damen, die medizinischen Bemühungen seines Arztes oder alte Rituale, die physische Verjüngung versprechen.

Formal ist das Gedicht aus 18 Versen zusammengesetzt, die Inhalt und Stimmung eng miteinander verknüpfen und so zu einem runden, geschlossenen Ganzen führen.

In Bezug auf die Sprache finden sich in Baudelaires Gedicht zahlreiche Beispiele für seinen typischen Stil: Der Dichter verwendet präzise, klare und einprägsame Formulierungen, die den Leser dazu einladen, seine Worte nicht nur zu lesen, sondern vielmehr zu „erleben“. Das Gedicht lebt von starken Bildern und Kontrasten, die die Verzweiflung und Einsamkeit des lyrischen Ich verdeutlichen.

Fazit: In Baudelaires Gedicht „Trübsinn“ wird das Leiden am Leben und das Gefühl der Isolation und Verzweiflung auf beeindruckende Art und Weise zum Ausdruck gebracht. Trotz seiner äußerlich privilegierten Stellung leidet der Fürst unter seiner inneren Leere und Unzufriedenheit - ein starkes Zeugnis für die Aussage, dass weder Macht noch Reichtum alleine einen Menschen glücklich machen können. Ein sowohl formal wie inhaltlich sehr beeindruckendes Gedicht, das zum Nachdenken anregt.

Weitere Informationen

Charles Baudelaire ist der Autor des Gedichtes „Trübsinn“. 1821 wurde Baudelaire in Paris geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1837 bis 1867 entstanden. In Berlin ist der Text erschienen. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz oder Realismus zuordnen. Prüfe bitte vor Verwendung die Angaben zur Epoche auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich Literaturepochen zeitlich überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung häufig mit Fehlern behaftet. Das vorliegende Gedicht umfasst 122 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 18 Versen. Weitere Werke des Dichters Charles Baudelaire sind „Besessenheit“, „Darstellung“ und „Das Faß des Hasses“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Trübsinn“ weitere 101 Gedichte vor.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Fertige Biographien und Interpretationen, Analysen oder Zusammenfassungen zu Werken des Autors Charles Baudelaire

Wir haben in unserem Hausaufgaben- und Referate-Archiv weitere Informationen zu Charles Baudelaire und seinem Gedicht „Trübsinn“ zusammengestellt. Diese Dokumente könnten Dich interessieren.

Weitere Gedichte des Autors Charles Baudelaire (Infos zum Autor)

Zum Autor Charles Baudelaire sind auf abi-pur.de 101 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.